Fliegende Untertassen

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 29.03.2011

Ausprägungen utopischer Architektur werden in der Ausstellung über den französischen Fotografen Frédéric Chaubin im MNK präsentiert.

Insgesamt sechs Jahre lang hat er in den Satellitenstaaten der ehemaligen Sowjetunion nach Gebäuden gefahndet, die im normierten Kosmos des totalitären Staatengefüges eigentlich gar nicht hätten existieren dürfen. Denn für jede Bauaufgabe gab es Durchführungsrichtlinien – an die sich die Architekten an den Rändern der UdSSR gegen Ende ihres Bestehens offensichtlich nicht mehr zwingend halten mussten.

Und so lautet denn auch die These Chaubins, dass die Architektur den politischen Zerfall der Sowjetunion vorweggenommen hat. Das Besondere an diesen rund 90 Fotografien, die das ZKM präsentiert: Die Gebäude sind alle noch in Benutzung. Sie werfen damit einen anderen Blick auf die Satellitenstaaten, als wir es sonst von den Verfall dokumentierenden Fotos kennen.

Gleichzeitig zeigt Chaubin in seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland, wie ein Staat auch ohne religiöse Verankerung seiner Bevölkerung Orte gibt, an denen ritualisierte Handlungen wie Hochzeit oder Begräbnis vorgenommen werden können.

Und er führt uns eindrücklich vor, dass die Weltraum-Begeisterung in den 1970er Jahren kein ausschließlich westliches Phänomen gewesen ist, sondern gerade in den Randbereichen der Sowjetunion in gebaute Architektur umgesetzt werden konnte: CCCP, das kyrillische Kürzel für die UdSSR, meint bei ihm „Cosmic Communist Constructions Photographed“. -ChG

bis 27.3., ZKM Museum für Neue Kunst, Karlsruhe

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