Galerientag Karlsruhe 2018

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 15.09.2018

Vom Mauerblümchen mit zweistelligen Besucherzahlen zur größten Gesamtschau der Karlsruher Kunstproduktion.

Der „Galerientag“ ist trotz der derzeit leicht ausgedünnten Galerienszene durch die zahlreichen teilnehmenden Offspaces und Produzentengalerien zu einem spannenden Kunstevent quer durch die Szenen und Altersklassen geworden. Hurra. Die bundesweit einzigartig große Off-Galerienszene in Karlsruhe war eben auch Thema in unserem Printprojekt Super INKA, dessen erste reguläre Ausgabe für 2019 geplant ist.

Einzig den Termin könnte man nun mal ändern: Es gäbe günstigere als jenen direkt nach den Ferien. Um wirklich alle Kunstinteressierten zu erreichen. Neun teilnehmende Galerien stehen 17 Gästen gegenüber, darunter auch „institutionelle“ wie die Gedok, der BKV oder der Kunstraum Neureut. Inzwischen sind es aber zehn, denn zum „Galerientag“ eröffnet in der Gebhardtstr. 19 von 15 bis 19 Uhr in der Südweststadt die Galerie Spektrum: Nach 36 Jahren Galerietätigkeit ist die Galerie Spektrum von München nach Karlsruhe gezogen.

Für Galerist Jürgen Eickhoff ist es quasi eine Heimkehr, denn er eröffnet die auf Autorenschmuck, Installationen, Fotografie, Zeichnungen, Objekte und Malerei spezialisierte Galerie in seinem Geburtshaus. Er präsentiert sowohl eine ständige, wechselnde Kollektion seiner KünstllerInnen, als auch alternierend aktuelle Ausstellungen. Zur Eröffnung werden Objekte und Schmuck von Tanja Mohr und Marianne Schliwinski gezeigt (bis 27.10.). Eine sehr schöne Arbeit hat uns Karl Heinz Bux (Galerie Rottloff, bis 17.10.) gesandt. Zur Ausstellung „Linie“ ist ein schön gestalteter Dokumentationsband erschienen („Über Linie“, Hardcover, 96 S., Edition Cantz). Das Artlet-Studio ist mit der Ausstellung „Leben aus dem Nichts“ mit Objekten und Videos der jungen chinesischen Künstlerin Ke Li vertreten. Sie gießt Blätter, Samen oder Blüten in Polyesterharz, wodurch sie in einem luftleeren Raum zu entschweben scheinen. In der Galerie Burster wird am 15.9. Wolfgang Ganters „Parvus Miraculum“ eröffnet, in der Galerie Knecht und Burster Wilhelm Neussers „Field Trip“; zum 50. des Künstlers zeigt Michael Oess ab 15.9. die Igor-Oleinikov-Jubiläumsausstellung „Mündung“. In der Galerie Schrade eröffnet Christine Gläser (Malerei und Collagen) und Meyer Riegger zeigt ab 15.9. Björn Braun.Nun zu Tipps bei den Off-Spaces: Bei Luis Leu ist am 15.9. ab 15 Uhr Finissage der Ausstellung „Mehr spurig“ von Meng Zhang und Yulong Lin.

Im Showroom Schmitt zeigt Yongkuk Ko neue Arbeiten (Drachenland, bis 19.9.). Ganz neu ist der „Mold“-Projektspace in der Augartenstr. 6 (Hinterhaus). Dort sind am 15. und 16.9. (Sa 15-21 Uhr, So 15-18 Uhr) Arbeiten von Sebastian Wiemer, Aleschija Seibt, Alexander Blum, Nina Laaf und Verena Wippenbeck zu sehen. Man darf gespannt sein. Zumindest mir bisher ebenfalls unbekannt ist Theartap (Welfenstr. 6). Dort stellt vom 15.9. bis 22.9. unter dem Titel „The First Kiss“ Assaf Gruber aus. Im Projektraum Y-acht in der Yorkstraße wird „Analoge Kunst“ gezeigt, sprich neue Arbeiten von Jean-Michel Dejasmin, Jürgen Endler, H. Jung und Jürgen Zimmermann (bis 16.9.). Selten mal öffnen darf ja wegen der unsinnigen Stadtrats-Entscheidung von anno dazumal, als die Welt noch anders war, das Künstleratelier Nordbecken.

Denn im Rheinhafen gibt es allen Ernstes ein Verbot für „Kultur“. Aktive Stadtentwicklung und eine Aufwertung des Industriegebiets durch Kultur und Kunst ist zwar in allen mir bekannten Häfen (gerade in NRW) längst erwünscht und wird massiv gefördert, in Karlsruhe ist das: verboten. Einzigartig. Jedenfalls nimmt das Studio Nordbecken im Rheinhafen am „Galerientag“ als Gast teil, dort ist am Sa von 15-22 Uhr und am So von 11-15 Uhr geöffnet, Bastian Börsig, Alex Feuerstein, Nemanja Sarbajic und Constanze Zacharias zeigen neue Arbeiten. „Open Studios“ auch bei Größer null in der Oststadt (Gerwigstr. 20): Am Sa, 15.9. von 15 bis 23 Uhr öffnen Rene Stanger, Tobias Fluhr und Florian Wörrle ihre Produktionsräume.

Ein paar Häuser weiter im Schrifthof (Gerwigstr. 34) stellt die Fotografin Anne-Sophie Stolz bis 22.9. aus. Beim Circus 3000 im Schlachthof zeigt Simone van gen Hassend Videoarbeiten unter dem Titel „Sim-One-All-Essen“ (bis 22.9.). Auch Durlach ist mit dem Kunstverein Letschebach beteiligt, wo zum „Galerientag“ der Comic-Book-Release „Kramer“ von Nathalie Ostermaier angesetzt ist. Nach drei jahren USA kehrt die in Bangkok geborene und in Australien aufgewachsene Video-Künstlerin Mia Bailey zurück. Die Meisterschülerin von Silvia Bächli zeigt neue Arbeiten, die erstmals den Bereich der Performance- und Videokunst verlassen. Ihre symbolisch beladenen, mit Farben sorgfältig komponierten Bilder wirken wie Bruchstücke einer Erzählung, die der Betrachter selbst zu Ende denken muss (Eröffnung 14.9., bis So, 22.9., Projektraum Rochade).

Auch Tom Boller eröffnet mit „Schleifkunst zum Begreifen“: Stani Holzmeier zeigt Porträts in ausgefeilter Schleiftechnik, großformatige Bilder auf Holz (Eröffnung 15.9., 18 Uhr, bis 21.10.). Wie es sich gehört, gibt’s auch eine Afterparty des Galerientages und zwar von 19 bis 5 Uhr in der Bar Luka (Zähringerstr. 96). Für Sound sorgt Hip-Hop-Master-DJ Stean. -rw

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