INKA-Interview mit Bettina Yagoubi-Amann vom Poly-Vorstand

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 02.03.2022

Zum Verlust der Produzentengalerie-Räume.

INKA (Roger Waltz): Wie lange warst du im Poly-Vorstand?
Bettina Yagoubi-Amann: Zur Poly Produzentengalerie kam ich als Besucherin, Mitglied wurde ich dann 2002/03, erstmals Vorständin zusammen mit Joachim Hirling 2005/06. Insgesamt war ich rund 14 Jahre im Vorstand tätig. Am Entstehen der „UND“ war ich mitbeteiligt und hatte auch anfangs in der Organisation mitgewirkt. Ich habe die Poly dann auch während der „UND“ weiter im Vorstand unterstützt, auch weil sich Joachim dort stark engagierte.

INKA: Was sind deine persönlichen Highlights aus 20 Jahren Poly?
Yagoubi-Amann: Wir haben viele Projekte mit anderen Kunsträumen organisiert. Da fällt mir eine Zusammenarbeit mit der Hamburger Nachtschicht und der Stuttgarter Oberwelt ein. Ein Highlight war die Organisation der „UND“, eine andere spannende Herausforderung die „Poly Summertimes“ von 2016 bis ’21 mit KünstlerInnen der Akademie sowie Externen. Erwähnen möchte ich unsere Kooperation mit Initial, außerdem habe ich die Poly beim Künstlerwettbewerb „Forum Kunst“ des Regierungspräsidiums in der Jury sowie selbst als Künstlerin vertreten.

INKA: Ist es aus deiner Sicht vielleicht auch einfach ausgereizt?
Yagoubi-Amann: Nein. Das Grundkonzept ist sehr frei und lässt auch verschiedene neue Einflüsse zu. Es wäre gut, wenn sich wieder ein neuer Raum finden würde und wir vor allem mit dem „Summertime“-Konzept weitermachen könnten. Es wäre auch wünschenswert, die Möglichkeiten der staatlichen Förderung besser zu nutzen und eine regelmäßige Unterstützung zu erhalten.

INKA: Ist das Interesse der Kunstaka-StudentInnen tatsächlich so gering?
Yagoubi-Amann: Das Gefühl habe ich nicht, es besteht sogar großes Interesse. Die Kunstakademie war insbesondere auch bei der „Poly Summertime“ stark vertreten. Durch den Wegzug der Poly aus ihrem Raum in der Viktoriastr. ist natürlich Verwirrung entstanden – viele denken, dass es die Poly jetzt nicht mehr gibt.

INKA: Braucht es keine Produzentengalerien mehr als Ort, wo Künstler sich auch ausprobieren und Erfahrungen im Ausstellen sammeln können?
Yagoubi-Amann: Doch, es braucht Produzentengalerien! Zum Einstieg in den Kunstmarkt, als Experimentierfläche und auch, um der Kunst ein Stück Unabhängigkeit vom Kunstmarkt zu bewahren. Es sind einfach auch Netzwerke, die da entstehen und das ist wichtig für den Informationsfluss.

INKA: Besteht nicht die Möglichkeit, mit der Poly an einen anderen Ort zu gehen – z.B. ins neue P8?
Yagoubi-Amann: Ein neuer Raum wäre gut. Sicherlich könnten wir auch von Ort zu Ort gehen, quasi als „Poly im Koffer“, aber das wäre suboptimal. Es ist noch nicht entschieden.

INKA: Wie siehst du aktuell die Situation der Off-Galerien in Karlsruhe?
Yagoubi-Amann: Off-Galerien wird es immer geben, solange es Akademien und eine freie Kunstszene gibt. Sie sind ist ein wichtiger Teil der Subkultur und förderungswürdig.

INKA: Außer auf dem Schlachthof gibt es keine Produzentengalerien mit regelmäßiger Präsenz. Wie siehst du die Vermarktungssituation junger Kunst in Karlsruhe? Gibt es genügend Präsentationsflächen?
Yagoubi-Amann: Es war immer schon schwierig – und ist jetzt natürlich noch schlechter geworden. Die Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe ist lobenswert, aber sicherlich noch ausbaufähig.

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