Kratzen, Schaben, Tupfen

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 07.05.2008

Die Seestücke von Erwin Gross erzählen von Schiffsunglücken, von verschiedenen Stimmungen, aber auch von zauberhaften Spiegelungen im Wasser.

Das alles bewirkt der 1953 im badischen Langenbrücken geborene Künstler und Professor der Karlsruher Kunstakademie durch Farbe. Die tropft, schabt, kratzt Gross so lange auf seine großen Formate, bis sie eine ganz eigentümliche Faszination ausstrahlt. Rund 50 Gemälde aus den vergangenen 25 Jahren sind noch bis 1.6. in der Städtischen Galerie zu sehen.

Weniges wird auf den Bildern figurativ angedeutet: Hie und da ein Blumenkelchein Schiffsrumpf oder eine Windmühle, den Rest überlässt der Maler unserer Fantasie; Assoziationen, Erinnerungen, Spuren. Weder Staffelei noch Pinsel zählen zu seinen Arbeitsmitteln. Er legt die grobe, meist unbehandelte Leinwand flach auf den Boden, schüttet Farbe auf, bürstet, schichtet, tupft mit dem Schwamm darüber, überzieht Farbspuren mit Schleiern.

Die weitgehend abstrahierten Landschaften, Parks oder Pflanzen beginnen im Kopf des Betrachters zu leben. Diese eindrucksvollen Bilder ähneln englischen Landschafts­gärten, die so natürlich gewachsen wirken, obgleich sie detailliert geplant sind. Zwischen zartem Aquarell und dichter Farbschüttung entfalten diese Arbeiten ihre magische Wirkung. Flüchtigkeit, Veränderung, Verwitterung, Sinnlichkeit, all das brodelt spürbar in diesem Werk. -ub


Städtische Galerie Karlsruhe, Erwin Gross: Malerei 1982-2007 bis 1.6.
www.staedtische-galerie.de

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