Move On Asia
Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 17.03.2013
Als eine Schau der Superlative kann man getrost „Move On Asia“ bezeichnen.
Eine Ausstellung, die erneut deutlich macht, wie vielfältig zeitgenössische Kunst ist, wie viele Künstler man nicht kennt und wie spannend es sein kann, sich auf ganz Neues einzulassen. 140 Arbeiten aus den letzten zehn Jahren aus 13 asiatischen Ländern zeigen, dass sich auch dort, wo Kritik gefährlich ist, Künstler kritisch mit der Gesellschaft, ihren Lebens- und Arbeitsbedingungen, aber auch den politischen Gegebenheiten auseinandersetzen.
Das kann mitunter schmerzhaft sein: Die junge chinesische Künstlerin Ma Quisha berichtet vom Leistungsdruck der Eltern auf das einzige Kind und wie sie dem gerecht wurde, wie sehr sie sich dafür aber selbst kasteien musste. Im Wortsinn, denn ihre Geschichte erzählt sie, meist scheinbar unberührt, mit Rasierklinge im Mund. Nachdenklich stimmt die Arbeit von Meiro Kozumi, die von der Einsamkeit in der Großstadt, von der Auflösung familiärer Bande und der nur scheinbar persönlichen Kommunikation erzählt. Hilflos steht man davor, möchte dem Protagonisten dabei helfen, tatsächlich wieder zu sich selbst zu finden.
Das ZKM fächert wieder einmal die Möglichkeiten künstlerischen Schaffens virtuos auf – zum Teil auch sehr spektakulär mit einer großen, transluzenten Kuppel, in der Feuer gemacht werden darf. Es ist eine weitere Arbeit von Du Zhenjun, der den ersten Lichthof mit seinen modernen Interpretationen zu Babel bespielt. Dass es nicht um Namedropping geht, macht nicht nur diese, sondern auch die zweite Video-Ausstellung deutlich, die noch bis 1.4. im MNK zu sehen ist: „Ein Sechstel der Erde“ fokussiert auf aktuelles Videokunstschaffen in den Ländern der ehemaligen UdSSR.
Der einzige Wermutstropfen: Wer alle Filme sehen möchte, braucht das, was heutzutage ein rares Gut ist: Zeit. In Kooperation mit der Galerie Abtart aus Stuttgart ist seit Anfang März übrigens auch ein neuer Publikumsmagnet fürs Foyer entstanden: Die riesige, 20x6 m große interaktive „Wünschelmatrix“ des Konstanzer Medienkünstlers Boris Petrovsky besteht aus über 500 Leuchtreklamebuchstaben. -ChG
Move On Asia/Babel World: bis 4.8., ZKM-Medienmuseum; Ein Sechstel der Erde: bis 1.4., ZKM - Museum für Neue Kunst, Karlsruhe
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