Netzwerkerinnen der Moderne

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 01.12.2019

Erst vor 100 Jahren, nach der Revolution, durften Frauen zum ersten Mal offiziell ein Studium an Kunstakademien beginnen, ein Meilenstein im Kampf um die Gleichberechtigung für Künstlerinnen.

Damit war der Kampf aber nicht zu Ende: Sie mussten um eigene Räume kämpfen, darum, Akte zu malen, und selbst im so progressiven Bauhaus wurden sie oft in die Webereiklassen gedrängt. In einer Gruppenausstellung wird der schwierige Weg zur Anerkennung von Künstlerinnen bei ihren männlichen Kollegen, aber auch beim allgemeinen Publikum aufgezeigt und an einzelnen Künstlerinnen veranschaulicht.

U.a. die „naive Malerin“ Klara Fehrle-Menrad aus Schwäbisch-Gmünd, deren Mann auch Künstler war und in Paris Kontakt zu Picasso und Paul Klee hatte; die Stuttgarter Bildhauerin Hanne Schorp-Pflumm; die Objekt- und Materialkünstlerin Dodo Stockmayer; die „Grande Dame des Vereins Bildender Künstlerinnen Württembergs“ Mares Schultz, oder Maria Lemmé, die nach einem bewegten Leben (u.a. 1914-1918 mit ihrem Mann Gefangenschaft in Sibirien) in Theresienstadt ermordet wurde.

Viele von ihnen sind neu oder überhaupt zu entdecken, ihr Werk wurde jahrzehntelang kaum beachtet. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt indes auf den Werken von 30 Gegenwartskünstlerinnen vor allem aus der Region, die in einen künstlerischen Dialog zu den historischen Positionen treten, u.a. Anja Luithle, Nina Joanna Bergold oder Andrea Eitel. Viele der Künstlerinnen loten mit ortsspezifischen und ausstellungsbezogenen Werken den heutigen Kunstbetrieb, sein Wertesystem, seine Ausstellungspraxis, Förderstrukturen und Geschlechterfragen aus.

Mit überdimensionalen Raum- und Bodeninstallationen, minimalistischen Zeichnungen, Film und Video, Cut-Outs, Collagen, Reliefs, Gemälden und Wandmalerei sowie Bildhauerei, mit Performance- und Aktionskunst eröffnen die jungen Künstlerinnen einen visuellen Dialog mit den Künstlerinnen von damals und schaffen einen Denkraum für Fragen, die auch noch heute nicht beantwortet sind. -gepa

Eröffnung: So, 1.12.,15 Uhr, bis 19.4., Städtische Galerie Böblingen

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