Pipilotti Rist
Kunst & Design // Artikel vom 15.04.2012
„I’m not the girl who misses much“ lautet der Titel eines legendären Beatles-Songs, den Pipilotti Rist für ihr erstes, 1986 entstandenes Video verwendete.
Schon in diesem kurzen Video führt sie uns ihre Sicht auf den (meist weiblichen) Körper vor: nicht bierernst, sondern lustig, witzig, fröhlich und fast kindlich. Sie sei „nur für blöde Menschen“ die Emanze. Ansonsten wäre das ganze „Feminismusgequatsche im Westen doch längst überholt. Wenn mich jemand Nettes fragt, dann sag ich, ich muss keine Feministin sein, wenn mich ein Arschloch fragt, dann bin ich sie natürlich.“
Ein unverkrampftes Verhältnis zu ihrem Körper hat sie, nimmt sich selbst nicht gar zu ernst. Das wird in der Ausstellung „Augapfelmassage“ – übrigens ein Zitat aus Rists Spielfilm „Pepperminza“ – in Mannheim deutlich. Und eine Anregung, ein Erlebnis all unserer Sinne, die sie durch die unterschiedliche Projektion ihrer Arbeiten noch steigert. Da darf auf dem Boden gefläzt, die Arbeit betreten oder durchlaufen werden, in eine bedrohlich spitz in den Raum ragende Holzkonstruktion hineingeschaut oder der Boden genau untersucht werden.
Es ist eine zauberhafte, überwältigende, sinnliche Stimmung, die sie kreiert, es ist „ein Blick in das Innenleben der Welt, kein Blick von außen. Denn die Welt ist so vielfältig, so unglaublich und unbeschreiblich, dass nur ein einziger Blick nicht ausreicht.“ Ungewöhnliche Orte hat Pipilotti Rist in Mannheim künstlerisch besetzt, darunter das Café und die Toilette. „Die Toilette ist als Ort der täglichen Befreiung einer meiner Lieblingsorte. Ich bin immer wieder ganz ehrfürchtig, dass das alles so funktioniert. Dann gehe ich gerne in den Wald. Und den Moment beim Pullover-Ausziehen, wenn das Licht durch die Fasern scheint, den liebe ich sehr. Drei ganz verschiedene Lieblingsorte…“
Rund 30 Arbeiten vom frühen „Pickelporno“ bis zur jüngst entstandenen Installation „Administrating Eternity“ sind zu sehen und lassen uns in Rists Kosmos eintauchen. Klar provoziert und befremdet sie, löst Scham oder gar Abneigung aus, es sind aber auch sehr sinnliche, teils fast meditative, melancholische Arbeiten – und immer auch ein Eintauchen in zutiefst menschliche Eigenschaften, Bedürfnisse, Gefühle. „Ich finde sowieso, dass wir viel mehr sagen sollten, was wir wollen, nicht, was wir nicht mögen. Das war schon damals so, in den Zeiten von PorNO, in denen auch „Pickelporno“ entstanden ist.“ Um die ganz eigene, schwebend-leichte und doch hintergründige Welt von Pipilotti Rist zu ergründen, gibt’s eigentlich nur eines: hingehen, sich hinlegen, sich darauf einlassen – ein sinnliches Erlebnis ist definitiv garantiert! –ChG
bis 24.6., Kunsthalle Mannheim
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