Pulsierender Kunstmarktplatz: 50.000 Besucher auf der „art“

Kunst & Ausstellungen // Artikel vom 09.03.2015

Die zwölfte „art Karlsruhe“ hat mit ihrem breiten Angebot an Malerei, Skulptur, Editionskunst und Fotografie aus der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst annähernd 50.000 Besucher in die Messehallen gezogen.

Die Messe konnte erneut ihr Stammpublikum erreichen, aber auch neue Besucher locken. Diese nahmen sogar einen überdurchschnittlichen Anreiseweg in Kauf: Fast 40 Prozent der Erstbesucher kamen aus einer Entfernung von über 100 Kilometer und knapp 15 Prozent legten sogar mehr als 300 Kilometer zurück. Die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und das Netzwerk zu Kunden und Institutionen zu erweitern oder zu festigen, schätzten zahlreiche der vor Ort vertretenen Galeristen. Das versierte Fachpublikum rühmten beispielsweise Thole Rotermund (Hamburg), Heinz Holtmann (Köln), Philomena Maier (Innsbruck) und Christian K. Scheffel (Bad Homburg). Dass man in Karlsruhe für Experimente offen ist, konnte Michael Schultz an seinem Stand in Halle 2 erleben: Sein provokatives Standkonzept – Self-Bonding-Fotografien der dänischen Künstlerin Annette Merrild standen im scharfen Kontrast zum gemütlichen Ritual des Kaffeetrinkens – kam hervorragend an.

Anregende Diskussionen mit Gästen aus verschiedenen Sparten des Kunstbetriebs bot das zweitägige „Artima art Meeting“ im Begleitprogramm: Carl Friedrich Schröer führte durch den zweiten Teil der Veranstaltung. Er sprach mit Götz Adriani, dem langjährigen Direktor der Kunsthalle Tübingen, der seit 2003 Vorstand der Stiftung Kunsthalle Tübingen ist, über dessen vielfältige Ausstellungserfahrungen. Friedrich E. Rentschler, der zweite Podiumsgast an diesem Tag, berichtete eindrücklich über seine Liebe zur Kunst, die durch sein Elternhaus und im Kunstunterricht entfacht wurde. Der Ulmer Sammler, der Kunstvermittlung in seiner Sammlung Fer Collection großschreibt, brach eine Lanze für besseren Kunstunterricht in Schulen. Zuletzt machte sich Rose-Maria Gropp, Redakteurin und Ressortleiterin Kunstmarkt der FAZ, Gedanken darüber, ob die Vorherrschaft der Preise, die derzeit im Kunstbetrieb zu beobachten ist, andere Kriterien obsolet mache und inwieweit die Kunstmarkt-Berichterstattung selbst den kommerziellen Hype vorantreibt.

Nur wenige Minuten nach dem Startschuss der Messe konnte die Londoner Gilden’s Arts Gallery ein ganz besonderes Werk an einen deutschen Privatsammler verkaufen: Max Liebermanns Studie zu seinem berühmten Gemälde „Freistunde im Amsterdamer Waisenhaus“ (1881/1882), das im Frankfurter Städel Museum hängt. Auch für Achim Hagemeier war die Messebeteiligung wieder ein lohnendes Unterfangen. „In Baden-Württemberg geben heute die Sammler ihr Geld aus wie die Rheinländer vor 20 Jahren“, verrät der Frankfurter Galerist, der u.a. Josef Scharls „Sonnenuntergang“ (1943) für 65.000 Euro abgeben konnte.

Im Segment der Modernen Klassik setzten zahlreiche der Galeristen auf die Kunst von Informel und Zero. „Die Zero-Künstler sind derzeit die Stars: Für mich ist Zero die wichtigste Bewegung nach 1945, und ich freue mich sehr über die internationale Anerkennung“, urteilt der Kölner Galerist Heinz Holtmann, der gleich zu Messebeginn ein Werk von Heinz Mack für 18.000 Euro an den Sammler brachte. Über ein Dutzend Werke von Günther Uecker konnte die Mainzer Galeristin Dorothea van der Koelen veräußern. Ihr Kollege Roland Geiger aus Konstanz verkaufte zehn Werke aus dem Zero-Umfeld im Preisspektrum zwischen 3.000 und 16.000 Euro. Michael Gausling, der in Karlsruhe sowohl das Fritz-Winter-Haus (Ahlen) als auch das Fritz-Winter-Atelier (Dießen am Ammersee) repräsentierte, freute sich über die Verkäufe von Günther Ueckers Prägedruck „Spirale“ (25.000 Euro) und Bernard Aubertins „Tableaus clous“ (28.000 Euro). Zudem konnte er zwei Werke von Fritz Winter selbst veräußern („Aufleuchtend“ für 150.000 Euro und „Ostern“ für 135.000 Euro). Im Bereich der Contemporary Art waren die meisten der 32 internationalen Neuaussteller zu verzeichnen. Zu den über ein Dutzend neuen Galerien zählten La Fabrique de la Cendronne (Paris), Franzis Engels (Amsterdam) und Gallery Tableau (Seoul). Erstmals dabei auch Várfok aus Budapest, die über gute Verkäufe ihrer Künstler Péter Korniss, Mátyás Misetics und Ákos Czigány berichten konnten.

Um den mit 15.000 Euro dotierten „art Karlsruhe“-Preis konkurrierten knapp 157 One-Artist-Shows. So hatte die fünfköpfige Jury die Qual der Wahl unter zahlreichen erstklassigen Kojen. Äußerst erfolgreich mit seiner Solo-Präsentation war beispielsweise der Lübecker Galerist Hubertus Hoffschild – nahezu seine gesamte One-Artist-Show war in kürzester Zeit ausverkauft. Die Auszeichnung ging am Freitag jedoch an den in Baden-Baden lebenden Schweizer Künstler Alfonso Hüppi und seinen Reutlinger Galeristen Reinhold Maas. Die 13. „art Karlsruhe“ findet vom 17. bis 21.2.2016 statt. -ps

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