Das Fest 2018

Popkultur // Artikel vom 14.07.2018

Mehr als ein halbes Jahr bevor mit Marteria der letzte von rund 1.000 Künstlern und Akteuren als Samstags-Headliner verkündet werden durfte, meldete „Das Fest“ den Ausverkauf.

Innerhalb rekordverdächtiger vier Tage gingen die 130.000 von fünf auf zehn Euro erhöhten Karten für den Hügelbereich diesmal weg, aber wie immer gilt: Süddeutschlands größtes Familienfestival ist mehr als die ticketpflichtige Hauptbühne am Fuß des Mount Klotz, wo u.a. Mando Diao und Bosse (Fr), Gloria (Sa), Olli Schulz und die Simple Minds (So) auftreten. Über 70 Prozent des auf vier weitere Bühnen verteilten Programms von Performances für Kids über europäisch geförderten Musikernachwuchs bis hin zu weltbekannten DJs sind eintrittsfrei.

Vor-Fest & India Summer Days
Hinsichtlich des Besucherzuspruchs vom eigentlichen „Fest“ fast kaum noch zu unterscheiden ist das vielfrequentierte „Vor-Fest“ (Fr-Do, 13.-19.7.) auf der Cafébühne. Unter der Regie des Karlsruher Stadtjugendausschusses spielen zur Einstimmung jeden Abend mindestens zwei regionale und überregionale Musikgrößen: Den Auftakt macht dabei der „SWR3-Tag“ (Fr) mit dem Rock-Quartett Tonic (18 Uhr) und Soul-Pop-Sängerin Kemi Cee (20.45 Uhr); auch die „Hoepfner Summer Night“ (Sa) hat mit Amy Sue (19 Uhr) eine stimmgewaltige Frontfrau zu bieten, dazu noch die in der 80er-Kiste kramenden Pforzheimer Human (21.30 Uhr). Zum Abschluss kochen am „dm-Tag“ (Do) die Bay-Folker Impala Ray (19 Uhr) und die skaenden Bazzookas (21 Uhr) das Stimmungsbarometer hoch. Teil des „Vor-Fests“ sind auch die zweiten „India Summer Days“ (Sa+So, 14.+15.7., 11-22 Uhr), die ein farbenprächtiges Stück der Republik im Süden Asiens nach Karlsruhe bringen – samt all seiner Gerüche und Geschmäcker, Klänge und Tänze. Im besonderen Fokus steht dabei unter dem Motto „Baden-Württemberg trifft Maharashtra“ die Partnerregion des Landes, mit der die Fächerstadt seit Jahren auch über die Wirtschaftsförderung verbunden ist. Die kleine Zeltstadt beim Ruderbootsee bietet wieder einen indischen Basar mit Stoffen, Kleidern, Taschen, Schmuck, Kunsthandwerk, exotischen Gewürzen und authentischer Kulinarik, dazu eine Showbühne, auf der Chhau-Tänzer unter aufsehenerregenden Masken sowie Folklore-Musiker und -Sänger auftreten. Der großen Nachfrage wegen ebenfalls deutlich ausgeweitet wurde das Angebot an kleingruppigen vorab buchbaren Ayurveda- und Yoga-Workshops mit der in seiner Heimat als Guru verehrten Ayurveda-Legende Shriguru Balaji També sowie vielen weiteren eigens aus Indien anreisenden Ayurveda-Ärzten, Yoga-Lehrern und Ernährungsexperten, die bereits am Freitagabend starten und sich über das gesamte Wochenende erstrecken. Buchbar ist das Workshop-, Vortrags- und Massage-Angebot zum Einheitspreis von 25 Euro (zzgl. Vorverkaufsgebühr) über www.indiasummerdays.de – anders als im Vorjahr auch stundenweise, damit sich die Teilnehmer ihr Programm noch individueller zusammenstellen können.

Feldbühne
Bereits ein Festival für sich ist die ebenfalls vom Stadtjugendausschuss bespielte Feldbühne, wo lokaler Rap auf europäische Nachwuchstalente trifft. Am ersten „Fest“-Tag sind hier traditionell Sprechgesänge angesagt – angefangen bei Treepl One (Fr, 17.30 Uhr) über Hombre And The DGZ Family (20 Uhr) und die düster-experimentellen Amerikaner Dälak (21 Uhr) bis hin zur „Quing Of Berlin“, der gegen Sexismus, Homophobie und Rassismus ansingenden queer-feministischen Sookee (22.30 Uhr). Zudem ist die Feldbühne eine Plattform für die Förderung des europäischen Musiknachwuchses: Im Rahmen des „European Talent Exchange Programms“ ETEP gebookt wurden Peter Kernel (Sa, 18.30 Uhr, Foto), ein aus der kanadischen Sängerin Barbara Lehnhoff und dem Tessiner Gitarristen Aris Bassetti bestehendes zwischen Art-Punk, Post-Punk und Indie-Rock angesiedeltes Duo. Auch das Finale steht im Zeichen des ETEP: Erst entführt die portugiesische Entdeckung Débora Umbelino alias Surma (So, 19.45 Uhr) in ihren überirdischen Klangkosmos, den sie mit einer Vielzahl an Instrumenten und einer Batterie von Loopern und Effektgeräten im Alleingang erstellt, bevor die türkisch-niederländische Fusion-Band Altin Gün (So, 21.45 Uhr) mit ihrer aufregenden Mischung aus türkischer Folklore, Psychedelic, Funk und Rock loslegt. Zwischendrin gibt’s noch „Dorf Rap“ von Jay Farmer (So, 15.30 Uhr), Instrumental-Disco-Prog-Fusion-„Moodinies“ (So, 18.30 Uhr) des nach Mannheim abgewanderten Mark Moody, Schweinerock-geschwängerten Punkrock der Sickboyz (Sa, 17.15 Uhr), Instrumental-Rock von den Münsteranern Long Distance Calling (Sa, 20.15 Uhr) und poppigen Reggae des mittlerweile weit über die Szene hinaus bekannten Miwata (Sa, 22.30 Uhr).

Kulturbühne
Im Kinder- und Kulturbereich zwischen Karl-Wolf-Weg und Wilhelm-Baur-Straße steht die Kulturbühne, auf der ein vielfältiges Programm aus den Sparten Varieté, Tanz, Theater, Comedy und Zirkus-Entertainment zu erleben ist – auch speziell für Kids, die beim interaktiven „Rock den Rasen“ (Sa, 12.30 Uhr; So, 11 Uhr) zum Losstampfen aufgefordert sind. Die international besetzte Compañía Dulce Amargo sorgt mit ihrem Flamenco für „Fuego Andaluz“ (Fr, 19 Uhr); ein echter Hingucker ist auch das in extravaganten Kostümen auftretende ukrainische Frauentrio Panivalkova (Fr, 21 Uhr) und ausdrücklich nur für Erwachsene wird die Kulturbühne in schummriges Rotlicht getaucht, wenn Evi und das Tier (Sa, 21.30 Uhr) als Botschafter des burlesken Entertainments ihre neue Show „Le Cabaret Burlesque“ in einer Karlsruher Premiere präsentieren. Zum 20-jährigen Bestehen hat außerdem der Pyramidale Klein-Kunst-Verein eigens eine Spezialausgabe von „Vivarium Artistikum“ (So, 20.30 Uhr) einstudiert. Und zwischendrin treiben die Walking-Act-Höhlenmenschen Urki und Baraka ihr „Wildschwein“ (Sa+So, 14/16/18 Uhr) übers Gelände.

DJ-Bühne
Auf dem Grund des abgelassenen Modellbootsees pumpen die Beats. Die DJ-Bühne bietet vor allem den Residents regionaler Clubs Gelegenheit, sich bei einem großen Freiluft-Event zu zeigen. Den Auftakt macht Adrian Schneider (Fr, 18 Uhr), der sich den Platz an den Mischpulten beim „Mashody“-Contest 2017 erobert hat. Fester Bestandteil der Karlsruher Drum’n’Bass-Szene ist Chillah Dee (Sa, 23 Uhr) und aus dem Freiburger Nachtleben kommt Martin Kassuben alias Kollektiv B (Sa, 19.30 Uhr). Housiges Highlight: David Mayer (Connected/Mobilee), der seine deepen Tracks auf der ganzen Welt von Brasilien bis Italien spielt. Wem der Sound der DJ-Bühne zu eintönig ist, der weicht auf die elfte „After-Das-Fest-Party“ (Sa, 23 Uhr, Rock & Rollbar) von Zapata Soundz aus, wo das letzte Mal vor der dreimonatigen „More Fire!“-Sommerpause neben Reggae und Dancehall auch Global Bass, Afrobeat und Hip-Hop auf den Teller kommen.

Sportpark, Infomeile, Mobi-Rummelplatz & Kreativdorf
Rund um die Europahalle küren beim „Fest Cup“ die Skater ihre Besten. Zahlreiche internationale und nationale Starter gehen auf der vier Meter hohen Kingsize-Halfpipe an den Start, der auch Tourstopp der Official German Skateboarding Association ist. Neu im Sportpark: die mehrmals täglich angesetzten einstündigen Sessions von Yogadude Thomas Meinhof, während der Budo-Club Karlsruhe die fernöstliche Kampfkunst vorführt. Auf der Infomeile präsentieren sich am Samstag und Sonntag in zwei Abschnitten entlang des Karl-Wolf-Wegs und der Wilhelm-Baur-Straße Jugendverbände und andere in Karlsruhe aktive gemeinnützige Vereine und Organisationen. Auf dem Mobi-Rummelplatz finden große und kleine Kinder einen Erlebnisbereich zum Spielen, Experimentieren und Konstruieren und das Kreativdorf hat sich mit dem Charme der Lage beim Aktivspielplatz und seinem bunten Querschnitt durch das Kunsthandwerk von Hüten aus recycelten Kaffeesäcken bis hin zu Schmuck aus unterschiedlichsten Materialien als „Fest“-Bestandteil etabliert. Erstmals ist das „Fest“-Ticket zugleich KVV-Fahrschein; die Stadtwerke Karlsruhe richten eine E-Bike-Station ein und für die Radfahrer gibt es einen weiteren bewachten Parkplatz. Hier kann man sein Fahrrad vom ADFC codieren und durchchecken lassen. -pat

Fr-So, 20.-22.7., Günther-Klotz-Anlage, Karlsruhe
www.dasfest.de

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