Howling-Debüt: INKA-Interview mit Frank Wiedemann
Clubkultur // Artikel vom 14.04.2015
2012 war „Howling“ noch ein einzelner Track, ein Song, ein Hit.
Mittlerweile hat er sich in ein dauerhaftes Musikprojekt mit demselben Namen verwandelt. Jetzt legen Frank Wiedemann, die eine Hälfte des Ex-Karlsruher Elektronik-Duos Âme, und der australische Songwriter Ry X ihr erstes gemeinsames Album vor: „Sacred Ground“. Vor Release und Tourstart hat Frank Wiedemann am Bodensee noch einmal durchgeatmet – und sich Zeit für ein Gespräch mit INKA genommen.
INKA: Du bist in letzter Zeit vielseitig unterwegs – Howling, dein Live-Act Schwarzmann mit Henrik Schwarz, das Ballettprojekt „Masse“ gemeinsam mit Schwarz, Marcel Fengler, Marcel Dettmann und Philipp Sollmann (Efdemin) im Berghain. Ist das ein Ersatz für deine Grafikarbeit, der du nicht mehr nachgehst?
Frank Wiedemann: Das weiß ich nicht, aber man will ja immer kreativ sein, egal auf welche Art. Ich glaube aber ganz ehrlich: Das ist halt Berlin. Obwohl ich Karlsruhe liebe, muss man es dort sehr forcieren, wenn man solche Dinge machen will. In Berlin liegen sie auf der Straße und man muss sie nur aufpicken. Kristian (Beyer von Âme, der am Do, 14.5. beim „Grashüpfer Open Air“ auflegt, Anm. d. Red.) und ich haben schon vor einigen Jahren die Musik für ein Ballettprojekt gemacht. Schon damals habe ich einen guten Draht zu der Choreografin Nadja Saidakova entwickelt, mit der wir dann „Masse“ umgesetzt haben. Und man macht als Musiker einfach gern verschiedene Sachen mit anderen Musikern. Daraus sind Schwarzmann und auch Howling entstanden.
INKA: Welche Impulse gibt dir Howling?
Wiedemann: Wenn du mit anderen Menschen interagierst, passieren natürlich immer andere Dinge. Ry ist von der Harmonik anders als ich, der geht eher popsongmäßig an eine Sache, ich bleibe eher auf einer Tonart. Mittlerweile steht er voll auf Kickdrums – und ich hab’ mir eine Gitarre gekauft.
INKA: Würdest du zustimmen, dass ihr euch irgendwo zwischen „Pop“ und „Dance“ reinsetzt? Einige Stücke sind sehr poppig, andere gehen mit den Vocals reduzierter um. Oft schwebt alles so zwischen diesen Kategorien...
Wiedemann: Lustigerweise war ich beim Entstehungsprozess des Albums daran interessiert, Songs zu machen und Ry wollte möglichst minimalistische, elektronische Sachen machen. Wir haben uns beide aus unseren ursprünglichen Welten heraus entwickelt, dadurch sind die Stücke eben auch so, wie sie sind.
INKA: Gibt es da nicht manchmal Reibungen?
Wiedemann: Irgendwie haben wir einen guten gemeinsamen Instinkt. Wir treffen sehr oft sehr ähnliche Entscheidungen oder stören uns an ähnlichen Dingen in einem Stück. Aber nicht nur da – manchmal kriegen wir zum Beispiel eine E-Mail zur Lightshow bei einer Tour und Ry beantwortet die so, wie ich sie auch beantwortet hätte.
INKA: Wo würdest du Howling verorten, oder es dir wünschen? Im Radio, in den Clubs, auf Festivals, im Musik-TV?
Wiedemann: Auf jeden Fall live! Mehr live und noch mal anders live als wir es jetzt machen. Es hat schon eine krasse Entwicklung innerhalb der Zeit gegeben, in der wir die Platte gemacht haben. Ich glaube, den bestimmten Howling-Sound gibt es nicht und den wird’s vielleicht auch nie geben. Wir kommen zwar aus unterschiedlichen Ecken, aber uns hat sehr ähnliche Musik inspiriert. Diese Einflüsse verarbeiten wir gerade, und die sind sehr vielschichtig – das geht von Fela Kuti in unserem Stück „Forest“ bis zu Phil Collins bei „Litmus“, auch wenn das komisch klingt. Es kann auch sein, dass die nächste Platte ’ne Dubtechno-Platte wird, weil wir’s spannend finden. Wir entdecken uns immer wieder neu. Live spielen wir mit unserem Drummer Jens und entfernen uns gerade mehr und mehr vom Sequenzer...
INKA: Bekommst du noch viel an Musik aus Karlsruhe mit?
Wiedemann: Nicht so wahnsinnig viel, muss ich gestehen. Ich treffe noch alte Freunde von hier, die mir ab und zu etwas erzählen. Aber dadurch, dass ich kein DJ bin und auch nicht ständig auf der Suche nach Musik, die ich auflegen könnte, bin ich mit anderen Produktionen offen gestanden sehr hinterher.
INKA: Willst du noch was loswerden?
Wiedemann: Grüße an Karlsruhe, guckt, dass ihr die Baustellen wegkriegt – und: aufsteigen! -fd
Howling – „Sacred Ground“ erscheint am 1.5. auf Monkeytown Records/Counter Records
Nachricht 4645 von 11384
WEITERE POPKULTUR-ARTIKEL
Rhonda
Popkultur // Artikel vom 27.11.2024
Die swingende norddeutsche Combo um Sängerin Milo Milone hat ihre Pandemieproblematik um die 9.000 Kilometer zwischen Bremen/Hamburg und Los Angeles erfolgreich überbrückt.
Weiterlesen … RhondaAlgorave
Popkultur // Artikel vom 23.11.2024
Livecoding als Aufführungspraxis von Computermusik und algorithmischer Tanzmusik hat in Karlsruhe seit Jahren Tradition – ausgehend vom HfM-Institut für Musikinformatik und Musikwissenschaft, dem das international renommierte Ensemble Benoît And The Mandelbrots entstammt, über Veranstaltungen, Workshops und Residencys am ZKM bis zur 2022 gegründeten Community Toplap.
Weiterlesen … AlgoravePascal Niggenkemper
Popkultur // Artikel vom 23.11.2024
Für das „New Jazz Meeting“ bekommen experimentierfreudige Musiker eine Woche lang die Möglichkeit, im Rundfunkstudio besondere Projekte zu erarbeiten und am Ende öffentlich zu präsentieren.
Weiterlesen … Pascal NiggenkemperSangklasch
Popkultur // Artikel vom 23.11.2024
Gesang – Klavier – Schlagzeug.
Weiterlesen … SangklaschLokalz: Feasco & Jon Doe
Popkultur // Artikel vom 22.11.2024
Die Local Night für regionale Bands und Musiker im Jubez featuren diesmal Feasco (Landau) mit greifbarem Indiepop, der zum Tanzen einlädt, aber auch inhaltlich etwas rüberzubringen vermag.
Weiterlesen … Lokalz: Feasco & Jon Doe
Einen Kommentar schreiben