INKA-Interview: Wir sind Helden

Popkultur // Artikel vom 18.10.2007

Am Fr, 19.10. kommen Wir sind Helden in die Europahalle Karlsruhe, im Gepäck hat die Band ihre tolle neue CD „Soundso“ (Virgin Records). Roger Waltz sprach mit Drummer Pola Roy, der aus Karlsruhe stammt.

INKA: Ihr seid ja quasi aus dem Stand in den deutschen PoP-Olymp katapultiert worden und habt das berüchtigt schwierige zweite Album erfolgreich hinter euch gebracht. Wie seid ihr denn nun beim Texten und Komponieren von „Soundso“ mit dem Druck umgegangen, einerseits musikalisch frisch zu bleiben und anderseits eure alten Fans nicht zu verprellen?

Pola Roy: Beim Schreiben versuchen wir eigentlich gar nicht so viel darüber nachzudenken, wem das jetzt gefallen könnte oder nicht. Das läuft alles sehr intuitiv ab, wir hangeln uns von einer Idee zur nächsten, schauen, was sich gut anfühlt, was der jeweilige Song braucht. Schwierig ist dann die Phase, wenn die Platte draußen ist und einem vor lauter Feedback die Ohren klingeln. Den Teil würden wir gerne überspringen.

INKA: Wie fühlt man sich denn – quasi eingekeilt zwischen den Polen Tocotronic oder Madsen und andererseits den Julis dieser Welt?

Pola Roy: Wir fühlen uns nicht eingekeilt, ganz und gar nicht. Der Hörer kann sich doch die Bands aussuchen, die ihm gefallen. Wir spielen ja nicht in der Bundesliga, wo man absteigen und aufsteigen kann. Aber klar, es gibt schon auch manchmal Konkurrenzgefühle, darüber haben wir sogar einen Song auf unserer neuen Platte.

INKA: Die CD-Verkäufe befinden sich nach wie vor im freien Fall. Spürt ihr das auch? Wie steht ihr denn zum Thema „freie Downloads“ und was, meint ihr, könnte man versuchen, um das Copyright im Web einerseits besser zu schützen und andererseits die Multiplikatorenfunktion des Webs noch besser zu nutzen?

Pola Roy: Klar spüren wir das auch. Richtig schwierig ist es aber für Newcomerbands, die haben einfach keine ausreichenden Budgets mehr zur Verfügung, um gute Videos zu produzieren oder längere Zeit an ihren Platten zu basteln. Das Internet bietet für Bands natürlich einerseits tolle Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen, Myspace zum Beispiel. Andererseits wird die Kunstform „Album“ wahrscheinlich aussterben, das finde ich natürlich sehr schade. Häufig entdeckt man die wirklich tollen Songs ja erst beim mehrmaligen Hören einer Platte, und wenn man sich von einer Band immer nur die Singles downloadet, passiert das nicht mehr.

INKA: Welche Musik(en) hört ihr denn eigentlich privat? Zwei euerer Songs erinnern mich etwas an die späten 70er, frühen 80er: Dexys Midnight Runners nenne ich mal als Beispiel für die euphorischen Bläser, ein zweiter Song erinnert ein bisschen an die erste Scheibe von The Police. Sprich: Seid ihr auch auf Entdeckungsreise in Sachen New oder No Wave?

Pola Roy: Wir lassen uns von allen möglichen Bands und Stilistiken beeinflussen. Gerade bei „Soundso“ haben wir uns wild überall bedient, das macht uns Spaß. Wir hatten auch Lust, wieder mehr von den 80er-Einflüssen der „Reklamation“ in die Musik fließen zu lassen.

INKA: Verfolgst du denn noch die Karlsruher Bandszene und wenn ja, was hältst du von Bands wie Diego oder Shy Guy At The Show, um mal zwei herauszupicken?

Pola Roy: Leider bin ich dafür viel zu selten in Karlsruhe. Ich verfolge aber die Berliner Bandszene auch nicht wirklich. Da ich ja beruflich so oft in Clubs  und Konzerthallen bin, bin ich privat eher ein Weggehmuffel geworden. Sehr schade, eigentlich.

INKA: Wie sind denn deine Gefühle, wenn du hier in deiner Heimatstadt vor einem großen Publikum stehst?

Pola Roy: Ich bin immer viel aufgeregter als woanders. Außerdem versuche ich immer viel zu viele alte Freunde am Konzerttag zu treffen und weiß abends gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Vor zwei Jahren haben wir ja auf dem Fest gespielt, da ist schon ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen.

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