Jazzfestival Karlsruhe ’19

Popkultur // Artikel vom 16.10.2019

50 Jahre und eine buchstäblich bewegte wie bewegende Geschichte – darauf blickt der Jazzclub Karlsruhe 2019 zurück.

Der mit viel Herzblut geführte Verein, der seit 1969 die regionale Kunst- und Kulturszene maßgeblich mitgestaltet und Glanzlichter wie das „Jazzfestival“ setzt, liefert Konzerte in allen Facetten. „Vielfältig, widersprüchlich, innovativ, erdverbunden, furios“, so betonen die Macher, seien die Live-Erlebnisse, die in nun jahrelang mit wechselnden Spielstätten funktionieren mussten. „Unser Traum wäre es natürlich gewesen, Ende November anlässlich unseres Jubiläums die neue Location im ehemaligen Kurbel-Kino eröffnen zu können“, betonte Jazzclub-Vorsitzender Niklas Braun gegenüber INKA bereits im Mai. Es wird sich aber noch etwas hinziehen. Hauptort bleibt 2019 das ZKM, wo das Festival 2014 seinen Anfang nahm, dazu gesellen sich Jubez, Tollhaus und der Kunstverein.

Eine All-Star-Band um Pianist Marc Copland, Trompeter Randy Brecker und Saxofonist Dave Liebman bildet den Auftakt (Mi, 16.10., 20 Uhr, Tollhaus). Die „Jazz Discovery“ für junge Talente geht mit dem Trio des Kölner Pianisten Felix Hauptmann, dem Septett „Shana Moehrkes Young Generation“ und dem Kollektiv Tales Of in eine neue Runde (Do, 17.10., 20 Uhr, Jubez).

An „Max Andrzejewskis Hütte“ erinnern sich viele noch wegen ihres irren Gigs vor zwei Jahren. Die Gruppe, erweitert um Sängerin Cansu Tanrikulu und Jörg Hochapfel, verneigt sich „zwischen Hochenergie und lyrischer Poesie changierend“ vor Robert Wyatt, Mitbegründer von Soft Machine, der als Solokünstler einige der schönsten traurigen Lieder aller Zeiten schreib. Anspieltipp z.B. „Alifib“ (Fr, 18.10., 19.30 Uhr). Das mit Robert Landfermann und Jonas Burgwinkel top besetzte Pablo Held Trio zählt zu den wichtigsten europäischen Klaviertrios der Gegenwart: junger, zeitgemäßer Jazz, der die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation sprengt (Fr, 18.10., 21.30 Uhr, beides ZKM).

Der Samstag startet mit einem „Rat Pack“-Special der Kons Bigband. Herrlich oldschooliger Swing, feat. Teddy Schmacht, Sean Guptill und Tunc Süzer (Sa, 19.10., 19 Uhr, ZKM-Foyer). China Moses, Sängerin und Tochter der Jazz-Ikone Dee Dee Bridgewater, ist ein Temperamentbündel und tankt sich durch Soul, R’n’B, Jazz, Funk und Pop. (Sa, 19.10., 20 Uhr, ZKM-Medientheater, Foto: Sylvain Norget). Die Saxofonistin, Sängerin und Komponistin Helga Plankensteiner hat mit ihrer Band Plankton (Foto links oben) Schubert-Liedern eigenwillige Arrangements verpasst. Mit dabei u.a. der Allgäuer Trompeter Matthias Schriefl (Sa, 19.10., 21.15 Uhr, ZKM-Vortragssaal).

Auch kaum in Schubladen stecken lässt sich das Quintett Pilgrim des Züricher Tenorsaxofonisten Christoph Irniger, eines der Aushängeschilder des Schweizer Jazz. Die vierte CD „Crosswinds“ oszilliert zwischen Improvisation und Notation, Eingängigem und Sperrigem, fragiler Poesie und druckvoller Eruption (Sa, 19.10., 22 Uhr, ZKM-Medientheater). Ein Stockwerk tiefer gibt’s parallel fetten Vintage Sound mit Hammond-Orgel: Martin Meixners „Matchtape“ feat. Joo Kraus geht direkt vom Ohr in die Beine (Sa, 19.10., 22 Uhr, ZKM-Foyer). 1988 gründete der Schweizer Saxofonist Christoph Gallio Day & Taxi: Freie Musik zwischen Zufall und Poesie, mit dabei der US-Avantgarde-Drummer Gerry Hemingway (Anthony Braxton) und Bassist Silvan Jeger (So, 20.10., 20 Uhr, Badischer Kunstverein). Den Festivalnachklapp liefern die „Jazz Classix“ zu Ehren von Miles Davis’ „Bitches Brew“ (Mo, 21.10., 20 Uhr, Jubez). -er

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