Martin Guß, Querfunker & DJ

Clubkultur // Artikel vom 04.04.2021

No Zapata – no Reggae!

Hätte Selecta Martin ahnen können, dass das Date am 22.2.2020 bis auf Weiteres sein letztes „More Fire“-Regular im Culteum werden würde, er hätte diese Nacht hinter dem DJ-Pult mit seiner Massive noch mehr gefeiert, als er es ohnehin schon Monat für Monat tut. Zu Teenagertagen Metal- und Punk-sozialisiert, bringt ihn bereits Ende der 90er sein „The Police“-hörender Kindergartenfreund auf den Offbeat-Geschmack. Die erste „Zapata Soundz“-Show im Partykeller der Ex-Steffi, dem 2006 geräumten Autonomen Zentrum hinterm Hauptbahnhof, ist noch eine Notgeburt; dann gründet der damals politisch schwer aktive und vom Mexikaner Emiliano Zapata bewegte Selecta Martin 2003 sein „Revolutionary Sound“ nach jamaikanischem Vorbild. Es folgen zwölf publikumsstarke Jahre in der Rock’n’Rollbar, bevor Zapata Soundz mit ihrem von klassischem Roots-Reggae bis modernem Dancehall reichenden Set ein gutes Jahr vor Pandemie-Ausbruch in der Oststadt heimisch werden. Da ist der in Selecta Martins Reihen groß gewordene MC Miwata längst ein erfolgreicher Solo-Artist.

„Bis zum ersten Lockdown gab es kaum einen Monat, in dem ich nicht irgendwo in Deutschland aufgelegt habe, teilweise fast jedes Wochenende.“ Mindestens ebenso passioniert ist sein Engagement beim Netzwerk für Demokratie und Courage, in dessen Auftrag Martin Guß seit über 18 Jahren antirassistische Projekttage an Schulen in ganz Ba-Wü abhält. Zwei Einkünfte, die wegen Corona ersatzlos gestrichen sind. Dass er die Familie trotzdem finanziell abgesichert weiß, verdankt er auch dem Hauptjob beim Freien Radio Querfunk, wo der Anfangs-40er mit seiner 15-jährigen Erfahrung vornehmlich für den medienpädagogischen Bereich zuständig ist und mehrere Sendungen produziert. „Da aktuell keine Workshops stattfinden können, mache ich das meiste im Homeoffice – von meiner ‚Zapata Radio Show‘ bis zur kompletten Programmplanung.“

Sohnemann Lion genießt die Papa-Extratime. „Ich habe große Angst vor einem Clubsterben. Es wurde ja schon vor Corona immer schwieriger für die Subkultur in Karlsruhe. Aber solange nicht ein Großteil geimpft ist, sehe ich da eher schwarz...“ Den Zweckoptimismus und die guten Vibes lassen sich Selecta Martin, Dony Don, Jah Phil und Irie T aber nicht verbieten und haben für jenen ersehnten Abend, an dem man sich endlich wieder locker machen darf, schon mal den passenden Youtube-Tune parat: „Party eine Woche“! -pat

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