Thomas Siffling im INKA-Interview

Popkultur // Artikel vom 19.02.2009

„Cruisen“, die neue CD des Thomas Siffling Trio, setzt genau da an, wo „Kitchen Music“ aufgehört hat.

Der Genussmensch Siffling liefert nach Rezepten und Musik nun Reisevorschläge, Hoteltipps und die perfekte Untermalung zum stilvollen Cruisen. Es gibt Musik zwischen herrlich entspanntem NuJazz und groovigem akustischem Jazz zu entdecken, von Siffling gemeinsam mit dem Percussionisten Markus Faller und dem Bassisten Jens Loh eingespielt.

Die Gäste Xaver Fischer (Keys) und Veronika Harcsa (Vocals) runden das Bild ab, zu dem neben Siffling-Kompositionen auch eine Coverversion des Beatles-Songs „Come Together“ sowie zwei Remixe gehören.

Im Vorfeld der nächsten Konzerte in der Region (Fr, 20.2., Nachtcafé Mannheim, Fr, 27.2., Reithalle Rastatt, je 20 Uhr) sprach INKA-Redakteurin Elisa Reznicek mit Thomas Siffling über schnelle Autos, die Liebe zum Leben und die Möglichkeit, zeitgenössischen Jazz außerhalb seiner Nische für ein breiteres Publikum zugänglich und interessant zu machen.

INKA: Mit Blick auf das CD-Cover und die Pressefotos könnte man meinen, dass du deinem Mannheimer Kollegen Xavier Naidoo in Sachen „Liebe zu teuren Autos“ Konkurrenz machen willst...
Thomas Siffling: Na ja, gewisse Ähnlichkeiten lassen sich nicht verleugnen, nur mit dem großen Unterschied, dass er sich die Autos leisten kann [lacht]. Nein, ganz im Ernst. Wir beide lieben eben schöne und schnelle Sportwagen und genießen es dann auch, sie zu fahren und Spaß damit zu haben. Oft reicht schon der Sound beim Anmachen.

INKA: Hast du keine Bedenken, dass dieser gewisse „Hang zum Luxus“ auch Neider und Kritiker auf den Plan ruft?
Siffling: Es gibt doch ein schönes Sprichwort: „Neid ist die schönste Form der Anerkennung“. Sicherlich bewegen wir uns musikalisch und im Artwork auf einer Ebene, die auch Neider hervorruft, aber ganz ehrlich: Was sollen wir dagegen machen? Ich habe mich dazu entschlossen, meinen Jazz ein bisschen transparenter und Lifestyle-orientierter zu gestalten, und der Erfolg gibt uns ja auch Recht. Ich will mit unserer Musik wieder Leute für Jazz begeistern, die vielleicht noch nie oder schon lange nichts mehr mit Jazz am Hut hatten und das geht meines Erachtens am besten über einen transparenten, verständlichen Bandsound und ein ansprechendes Design.

INKA: Welche Idee steckt hinter dem zweiten Konzeptalbum nach „Kitchen Music“?
Siffling: Nach dem Erfolg von „Kitchen Music“ war es eigentlich für mich sehr schnell klar, dass wir wieder ein Konzeptalbum machen wollten. Die Frage war nur, was für ein Konzept? Es musste etwas sein, das zu mir passt und wobei ich authentisch rüberkomme. Da ich ja ein bekennender Sportwagenfahrer und Oldtimerfan bin, gerne Auto fahre und auch dort am besten nachdenken bzw. komponieren kann, lag die Idee zu „Cruisen“ quasi auf der Hand.
inka: Du hast deine Musik einmal als „NuJazz und Lounge Jazz mit Tiefgang“ definiert. Was kann man sich darunter vorstellen?
Thomas Siffling: Ich würde die Platte als eine NuJazz-Platte sehen, nicht mehr als reine Jazz-Platte, will aber meine Jazzwurzeln absolut nicht verleugnen. Die CD ist auf den ersten Blick sehr umgänglich, offenbart aber bei mehrmaligem Hören viele kleine Nuancen, die das Album nie langweilig werden lassen. Man hört sich nicht satt und entdeckt immer wieder etwas Neues. Das ist es, was ich unter Tiefgang verstehe.

INKA: Welche Ansprüche an den zeitgenössischen, jungen Jazz stellst du?
Siffling: Ich verstehe darunter Jazz, der wieder mehr auf das Publikum eingeht. Eine Musik die nachvollziehbar und verständlich ist und dabei auch die zeitgemäßen musikalischen Einflüsse berücksichtigt. Das soll in meinem Fall heißen, dass wir auch mit Elektronik spielen, um unser Klangspektrum zu erweitern. Ein Konzert muss wieder zu einem schönen Event werden, wo alles stimmt und die Leute mit dem Gefühl, gut unterhalten worden zu sein, nach Hause gehen. Deshalb lege ich auch bei unseren Konzerten, neben der Musik und der Aufmachung, sehr viel Wert auf die Konversation zwischen mir und dem Publikum und versuche es auch einzubinden.

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