Abendgruß viel
Stadtleben // Artikel vom 13.06.2008
Kuno Bärenbold - ein Nachruf von Patrick Wurster.
Wie es sich als Schriftsteller im beschaulichen Karlsruhe lebt? "Schlecht, aber gut." Seine Standardantwort. Da musste er nicht lange nachdenken. Die Anfänge als Schreiber datieren noch aus seiner Zeit in der JVA Heilbronn. Dort veröffentlicht er in der Gefangenenzeitung "ZU" die ersten Zeilen. Dass er mal im Knast war, daraus hat Kuno Bärenbold nie einen Hehl gemacht. Nur das "Warum" musste der Zimmermann vom Bodensee nach so vielen Sommern nicht mehr jedem auf die Nase binden. Dem Mann mit Baskenmütze und Nietzsche-Bart, den sie so liebevoll Kunobär nannten, kam es auf etwas ganz anderes an.
Zum Lesen verführen wollte er, auch als Rezensent – "das Lesevirus verbreiten", wie er es nannte. Dabei war Bärenbold selbst immun, 27 Jahre lang. Dann kam der Knast und wurde Wendepunkt eines Lebens. "Ich hatte viel Zeit, das Lesen zu lernen", ließ er mit ironischem Unterton verlauten, um sogleich zu ergänzen: "Und ich bin stolz darauf, das zurückgeben zu können, was ich im Knast (auch!) gelernt habe – das Lesen." Das war sein Geschenk an die da draußen.
Verarmte Klofrauen, vereinsamte Prostituierte, verwahrloste Junkies, verzweifelte Obdachlose, vernachlässigte Behinderte oder eben verkannte Ex-Häftlinge sind die Protagonisten der sechs "bären(bold)starken" Bücher. "Bye-Bye" heißt das letzte. Besuche in Schulen, Jugendzentren, Gefängnissen, Büchereien oder Kulturkneipen waren ihm dabei ebenso wichtig wie die tägliche Ration Literatur. Ein Tag ohne? Für Bärenbold unvorstellbar.
Und "Karlsruhes Boy Group der Literatur" nicht recht ohne ihn: Mit Harald Hurst und Gunzi Heil füllte er bis zuletzt die Säle der weiten Umgebung. Die vornehmlich ernsteren, mit kreidig-weicher Stimme vorgetragenen Passagen werden dem "Musik & Literatur pur"-Reihum ebenso fehlen wie die verschmitzten Kalauer. Sein herzliches Gemüt vereinte beides und so blieb er als einer von wenigen auf der Bühne, was er war; ein grundehrlicher, konstruktiver Kritiker (auch an INKA) obendrein, der auch mit "Komplimentos" nicht sparsam umging. Aber trotz aller ideellen Wertschätzung, die er dem gut geschriebenen Wort beigemessen hat, musste sich selbst ein Literaturliebhaber wie er irgendwann eingestehen: "Schade nur, dass Bücher nicht küssen können..."
Am 6. Mai, einem Dienstagabend, starb Kuno Bärenbold 61-jährig an den Folgen eines Herzinfarkts. Bye-Bye. Oder, wie er in seiner unnachahmlichen Art gewiss geschlossen hätte: "Oberherzlicher Abendgruß viel, Kuno(bär)".
Jetzt erinnern Freunde und Kollegen aus seiner Wahlheimat an eine der markantesten Figuren im hiesigen Literaturbetrieb; mit einer literarisch-musikalischen Matinée, Harald Hurst, Gunzi Heil, Harald Schwiers, Matthias Kehle, Ole Hoffmann, Thomas Munz und Geschichten von und über Kuno Bärenbold.So, 15.6., 11 Uhr, Jubez
www.jubez.de
www.kuno-baerenbold.de
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