Anpassen lassen!
Stadtleben // Artikel vom 17.09.2009
Sie trägt ihr Markenzeichen am Hals.
An einer schlichten Kette sperrt eine goldene Miniaturschere betriebsbereit ihr Mäulchen auf. Marina Petrikat ist Maßschneiderin. Ihre Philosophie: „Wirklich passende Kleider bekommt nur, wer sie sich anpassen lässt!“ Für das Schneiderhandwerk braucht man Gefühl, Maß, Geduld und Leidenschaft, alles Eigenschaften, die sie in ihrer Person vereint. In Kasachstan geboren, kam sie vor 17 Jahren hier in die Region. 2003 begann sie eine Schneiderausbildung in Baden-Baden bei Olivier Mougé.
Ein Jahr lang musste sie von Hand nähen, während der Meister mit dem Maßband daneben saß und prüfte, ob alles exakt saß. Die dreijährige Ausbildung war kein Zuckerschlecken, doch als sie ihr Gesellenstück, ein schwarzes Etuikleid aus Schurwolle im Stil von Audrey Hepburn, angezogen hatte, war klar, sie würde nur noch Maßgeschneidertes tragen. Für so ein Kostüm benötigt sie 42 bis 50 Arbeitsstunden. Doch das Ergebnis lohnt sich, und wer einen Blick in ihren Katalog wirft, sieht sofort: An diesen Kleidungsstücken hat man lange Jahre Freude. Der schrille Ton liegt ihr nicht.
Sie liebt Details: Ein besonderer Umschlagkragen, eine gestrickte Bordüre, die verdeckte Knopfleiste in einer anderen Farbe entzücken hier fein durchdachte Kreationen. Dass ihre Kleider bestens verarbeitet sind, sie viel Zeit für die Suche hochwertiger Stoffe und Materialien aufwendet, versteht sich von selbst. Ihre Entwürfe präsentiert sie unter dem Label „karasu“, das ist der Name ihres Heimatdorfes, kara bedeutet schwarz und su Wasser. „Wasser ist in Bewegung, wandelbar, und Schwarz die Vereinigung aller Farben“, erklärt sie mit flinken, weichen Handbewegungen. Am liebsten näht sie Abendkleider, echte Haute Couture eben.
„Was man mit dem Schnitt nicht lösen kann, sondern am Körper modellieren muss, das mache ich am liebsten“, gesteht die sympathische Schneiderin. Ihre Kreationen benennt sie nach Städten und die wiederum sucht sie nach dem Klang aus. Da heißt ein schwarzes Herrenhemd mit verdeckter Knopfleiste Zürich, New York ein blaues Sakko mit schrägen Paspeltaschen, während das schwarze ärmellose Seidenkleid mit handgesmoktem Oberteil den verträumten Namen Taschkent bekam. Marina achtet darauf, dass ihre Stücke alle eine individuelle Note haben, man erkennt sofort, dass dieses Kleidungsstück nie an der Kaufhausstange hing.
Gemeinsam mit Anne Vortisch kreierte sie unter dem Label „Kupfern ist Gold“ modische T-Shirts und Hemden mit Flügelärmeln sowie einen weit geschnittenen Wintermantel mit einem speziellen Einsatz für Mütter, die ihre Babys im Tragetuch tragen. Gerade forschen beide an einem Strickmuster für Pullover, Jacken und vielleicht sogar Hosen. Während sie spricht, hüpft die kleine Schere ganz sacht am Hals, als wolle sie sagen: Auf geht’s, wir schneidern ein neues Kleidungsstück! -ub
www.marina-alexandrowna.de
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