Biss zur letzten Rübe – Landlieblingsplätzchen (März 2023)
Stadtleben // Artikel vom 01.03.2023
Grötzinger Antidepressionstraining
Eine Kolumne von Johannes Hucke, der seit 2007 die Region mit seinen Weinlesebüchern, Kriminalnovellen und Theaterstücken malträtiert. Jetzt versucht er, INKA mit epikureischem Gedankengut zu destabilisieren. Nach einem Jahr Karlsruher Gourmet-Szene balanciert Hucke nunmehr auf den Strahlen der Kompassrose ins Offne. Während der klassische „Tagesausflug“ einst einen durchaus bedrohlichen Beiklang hatte, heißt das heute ODV: One Day Vacation! Gegenüber einer Flugreise nach Paumotu bietet der Ein-Tages-Urlaub jede Menge Vorteile: Er ist kostengünstiger, du kannst den Genusspegel schon vorab nach Belieben einstellen, und wenn du mal abstürzt, dann höchstens in die Arme deines Lieblingskellners.
So, meine verehrten Mithäftlinge des Winters, wie wäre es zu Beginn mit einem frischen Liedchen? Einen vierstimmigen Satz müssten wir doch noch vom Blatt gesungen kriegen. Alsdann: Sopran, Alt, Tenor, Bass: Mmmmh… „Nach grüner Farb mein Herz verlangt…“ Hat er doch zeitlos wahr gestaltet, der alte Praetorius, wie? Und deswegen machen wir gar nicht lange rum, sondern besteigen unverzüglich… Halt, es geht schon weiter: „In dieser trüben Zeit…“ Kann natürlich passieren, dass auch im Märzen manche Tage die Umgangsformen eines Straßenkämpfers aus Dnjepropetrowsk haben und einem voll in die Visage treten: „Der grimmig Winter währt so lang…“ Doch was wollen da andere Landesteile singen? „Der Weg ist mir verschneit.“ Ganz genau – aber uns doch nicht! Denn wir sind Süden. Schluss mit dem Gejammer.
Und siehe, aus Wolfartsweier weht ein Wohlfühlwetterchen daher, sodass wir gar nicht anders können, als uns nach Grötzingen aufzumachen. Grötzingen warum? Gleich! Hauptsache wir suchen uns einen dieser Vorfrühlingstage aus, da in den Vorgärtchen die Vorhut der lila Krokusse, gelben Winterlinge und weißen Schneewittchen zu dominieren beginnt. Um den Siegeszug der Farbe Grün zu supporten, bereiten uns wir ein quasimagisches Picknick zu: frische Brote, harte Eier, Kräuterkäse aus dem Kraichgau und natürlich Kräuterquark: Magerquark mit fetter Sahne, Salz, Pfeffer, Senf und Kresse verrühren, Schnittlauch passt, Petersilie naja… Solltet ihr noch mehr von diesem Zeug finden, dann nicht geizig sein. Tipp: Die Kräutlein vor dem Vermischen kleinschneiden!
Wer im vorausgegangenen Abschnitt einen botanischen Fehler erkannt hat, bitte nicht mit dem Finger schnipsen: „Äh, äh, Frau Lehrerin…“ Denn hier im Oberwald ist es still und – die vorwitzigen VorsängerInnen und Vorsitzenden des Vogelgesangvereins Durlach-Aue einmal abgerechnet. An wuscheligen Wisenten entlang, durch autoaggressive Autobahnen hindurch tauchen wir in die Agrarindustrielandschaft unterm Turmberg ein, von grünem Flor überhaucht. Wer schwächelt, gönne sich einen Kaffee geschützt in Durlachs Mauern. Den Tapferen gebührt der Aufstieg zum Staatsweingut, einem echten Jugendstilzchen, zärtlich unter die Steillage gewuchtet.
Hier nun bitte lokalpatriotisch aktiv werden: Die entzückende Grötzinger Lage Rotberg befindet sich im Alleinbesitz der Staatsweingütler… Und wird doch leider nicht unter ihrem Namen ausgebaut. Es heißt, im Vinaeum, einer schlürfigen Cuvée, sei Grötzingen drin. Also kaufen wir zwei, drei Flaschen, möglichst kühl… Und versäumen nicht, die Experten auf das Versäumnis streng hinzuweisen: „Beim nächsten Mal wünschen wir einen Grötzinger Rotberg zu erstehen!“ Denn genau da radeln wir jetzt hin, an der Pfinz lang, bestanden nicht nur von Uferbäumen, sondern auch von ca. 17 reizenden Villen aus der Zeit der Malerinnenkolonie. Hätte ich 17 Leben, verbrächte ich je eines in je einem dieser Erker und Alkoven und würde von Lyrik leben. Und von Grötzinger Rotberg. Und von Kräutern natürlich!
Unterwegs nach Berghausen, in der wenig vielversprechenden Straße Im Speitel, muss vor Jahrzehnten ein Architekt eine mehrstufige Dyspepsie erlitten haben, weswegen wir uns lieber, ad libitum ein Quodlibet aus Frühlingsliedern quakend, die Froschhöhle empor begeben. Ei, wie werden wir da empfangen von süß und üppig blühenden Sträuchelein! Praetorius hätte seinen Spaß gehabt. Jetzt noch ein Stückchen rechts, und da tut er sich auf, der Weinberg, schon zur Römerzeit bestimmt ein bevorzugtes Picknickplätzchen. Dieser Tradition wollen wir nun eifrig willfahren und breiten die karierte Decke aus.
Beim Schlampampen bemerkten wir, dass der Blick tiefer und tiefer hineingezogen wird ins Pfinztal, fast bis Italien. Sollte es kalt werden am Abend, hier ein Hinweis: Das Laub zu Berghausen ist nach wie vor das Märchengasthaus Nummer eins in Nordbaden. Vegan geht da wenig, aber vegetarisch super: angemachter Gervais mit Bratkartoffeln! Dazu freilich einen Grötzinger Rotberg. Falls der immer noch nicht abgefüllt wurde: Der Riesling vom Turmberg gluckert sich auch ganz fabelhaft. Und wer jetzt völlig auf den Weingeschmack gekommen ist, merkt sich die Zeit vom 24.-26.3. vor. Warum nur? Weil da die „RendezVino“ wieder aufhat, die „Messe für Wein, Genuss und Tasting.“
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