Biss zur letzten Rübe – Shopping King (August/September 2024)
Stadtleben // Artikel vom 01.08.2024
Lazy Daisy. Summerdrinks für Anspruchslose. Atschuga!
Eine Kolumne von Johannes Hucke, der seit 2007 die Region mit seinen Weinlesebüchern, Kriminalnovellen und Theaterstücken malträtiert. Jetzt versucht er, INKA mit epikureischem Gedankengut zu destabilisieren. Ein Jahr Karlsruher Gourmetszene, ein weiteres „Tagesausflüge“ ins Umland. Es wird Zeit, erwachsen zu werden. Und seriös! Zu den Kernkompetenzen von Johannes Hucke, Autor von Standardwerken der politischen Ökonomie wie „Iss auf, der Koch kommt!“ oder „Trink aus, wir bleiben!“, gehört das nicht. Aber er gibt sich Mühe. Untertitel seiner hafermilchernsten Produktkritik: „Konsumtion, Reflexion und Agitation unter den Bedingungen spätkapitalistischer Gesellschaften ohne verstaatlichte Produktionsmittel.“ Noch Lust zum Lesen? Do it. Trotzdem.
Boah, die ganze Wohnung schon wieder voller Trüffelspäne. Muss erst mal saugen. So, da bin ich wieder. Geht euch das auch so? Je mehr die Leute um euch rum abkacken, desto ernster das Bedürfnis, es flauschig zu haben. Auch das Elend der andern kann sehr belastend sein. Elend hat viele Gesichter. Und die Fratze des Elends ist der Fleiß. Sogar im Sommer amüsiert sich die Szene nur noch neoliberal. „Spritz“ in seinen Devianzen ist das Getränk der Dienstleister: Kuck doch mal, wie super ich entspanne! Nein, tust du nicht. Ich seh doch, wie angestrengt du lungerst. Du kannst gar nicht lungern. Vor Leuten, die lungern können, hättest du Angst.
Von Samuel Beckett heißt es, er habe zwölf Jahre auf der Couch gelegen. Dann ist er aufgestanden und hat „Warten auf Godot“ geschrieben. Du aber wirst niemals ein Kunstwerk erschaffen. Du bist mit dieser scheiß Ausarbeitung für diesen scheiß Chef beschäftigt. Den Barmann, der auch so eine Fleißwurst ist, bewunderst du für seine scheiß Performance. Für seinen Cocktail kannst du ihn nicht bewundern. Denn da ist Zucker drin. Viel Zucker. Iih, Zucker – und das im Sommer! Wir brauchen den nicht. Wir machen uns erst mal ein Pils auf. Ist ja schon elf. Ein nördliches Pils muss es sein, südliche bretzeln weniger. Und so ein rechtschaffener Durst, der vom Nichtstun kommt, kann nur weggebretzelt werden.
Nummer zwei? Ist natürlich die Schorle: dünn, eisig, auf der Basis von Pritzelwasser und Riesling, so trocken wie Opa Hans, in Südhessen sagt man: warzig. Hauptvorteil beider wahrsten aller Sommertrinks: Ihr könnt was Gescheites dazu essen. Zu einem Waikiki-Fun-Reis mit ausgepresstem Kakadu oder dem 24er Drop-Hit Pornello-Spritzz reicht euch der Spleen-Keeper höchstens Wasabi-Nüsse. Bei der Hitze! Aber aufgepasst: Das Schorlerezept ist auf Bier nicht übertragbar… Vor Jahren lungerte ich vor einer Ausflugskneipe. Die wurde von kakadubunten Fahrradrentnern geentert. Und alle bestellten Wasserbier, genauer: „Wassä-Bieä!“ Die Täter kamen aus Südhessen. An diesem Sommertag starb das Leben. Das Leben wie Gott es gemeint hat. Atschuga.
Der Kasten
Wenn ihr unbedingt wollt… Zu Ehren des Europameisters: Georgische Estragon-Limonade! Limettenstücke samt frischem Estragon zerdrücken, gestoßenes Eis dazu, klein bisschen Sirup, eisiges Sprudelwasser. Ihr wisst noch, wie Kalte Ente watschelt? Zitronenscheiben und Melissenblättlein zu gleichen Teilen mit trockenem Sekt und Weißwein aufgießen (war ursprünglich nach dem Mokka das „kalte Ende“ eines sächsischen Festmahls – dos is gään Witz). In den 70ern hat das mein Vater gern gemacht, genauso wie Eierbier (südhess.: „Eiäbieä“): Viel Bier mit etwas süßer Sahne und frischen Eiern sowie etwas Zucker aufmixen, Eiswürfel rein. Oje, kalter Kaffee kann auch Arbeit machen: Café Frappé ist aufgeschäumter Nescafé, Cold Brew muss ewig ziehen… Wir nehmen einfach morgendlichen Filterkaffee, kippen bisschen Milchlein rein und stellen die Tasse in den Kühlschrank. Und wenn wir dann nachmittags nach Hause kommen, tut uns nichts besser auf der Welt. Diesen Drink widme ich der genialen Faulheit des Sommers und nenne ihn Lazy Daisy. Atschuga.
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