Bunte Stadt: Grenzenlose Theaterkunst
Stadtleben // Artikel vom 27.10.2021
„Erlaubt ist alles“, sagt Ida Martjan, die in den kommenden Monaten das Projekt „Grenzenlose Theaterkunst“ in Oberreut und anderen Stadtteilen leitet.
Dabei erarbeiten derzeit schon zwei Teams aus Oberreut und der Weststadt auf Basis ihrer eigenen Lebensgeschichten kurze Theaterstücke, die nach acht Monaten öffentlich aufgeführt und bei deren Entwicklung sie filmisch begleitet werden. Das Projekt ist ein weiterer Baustein der „Bunten Stadt“, mit der das Kulturamt die Stadt mit künstlerisch-kulturellen Projekten lebenswerter machen will und wird zusätzlich von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert. „Geplant sind kleine Stücke von höchstens zehn Minuten, gerne auch mit Tanz und Musik“, sagt Martjan. Mono- und Dialoge sollen mit Tonbandaufnahmen, als Gedicht oder pantomimisch zu einer „besonderen Darbietungsform“ werden.
„Die acht bis zehn Teammitglieder unterschiedlicher Nationalitäten suchen sich ihre Aufgaben nach ihren individuellen Stärken, Vorlieben und Interessen aus. Das reicht von Bühnenbild und Tontechnik bis Regie oder auch selbst auf der Bühne zu stehen“, sagt Martjan. Alle zwei Monate tauschen die TeilnehmerInnen gruppenübergreifend ihr Wissen und die jeweiligen Fortschritte aus. Die bei der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland aktive Mitarbeiterin des Staatstheaters will mit ihrem Team dabei auch die eigene Geschichte einbringen: „Wir sind selbst russischsprachig – das passt zu Oberreut.“ Um „Orte der Toleranz“ zu schaffen, setzt sie bei den Darbietungen auf mehrere Bühnen: „Das Publikum steht in der Mitte und muss sich durch Drehen, Suchen und Aufstehen den Spielenden auf der jeweiligen Bühne aktiv zuwenden“, beschreibt sie ihren Ansatz, um Verständnis und Toleranz für Menschen und ihre Geschichten zu wecken.
„Nur wenn wir uns einander zuwenden, zuhören und zusehen, kann ein gegenseitiges Verständnis erwachsen.“ Die Aufführungen gibt es ab Mai nächsten Jahres in Jugendhäusern, aber auch auf der Studiobühne des Staatstheaters zu sehen. Für die kommenden Staffeln sucht Martjan schon jetzt nach weiteren Interessierten, die ihre eigene Geschichte auf der Bühne umsetzen wollen. Sie wünscht sich das Projekt auch in anderen Städten zu multiplizieren: „In Karlsruhe will ich aber immer ein Team aus Oberreut, dort gibt es so viele Brennpunkte.“ -fk
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