„Da muss mehr passieren“
Stadtleben // Artikel vom 15.08.2021
Interview mit dem Nordbecken.
Seit zehn Jahren gibt es die Nordbecken-Ateliers, die nicht nur Arbeitsräume für KünstlerInnen, sondern auch regelmäßig Ausstellungen, Performances oder Konzerte im Rheinhafen bieten. Anfang des Jahres stand das Gebäude zum Verkauf und das Nordbecken fürchtete um seine Existenz. Florian Kaufmann sprach mit zwei der im Nordbecken aktiven Künstler über die aktuelle Situation. Im September zeigt das Nordbecken-Kollektiv auch eine Ausstellung im Rahmen von „Toujours Kultur“.
INKA: Ihr seid im April mit einem Brief an die Öffentlichkeit gegangen, um auf Eure bedrohte Situation aufmerksam gemachen. Gibt es schon Zeichen der Hoffnung, dass das Nordbecken bleiben kann?
Bastian Börsig: Es ist leider noch einigermaßen nebulös. Wir wissen natürlich nicht ganz genau, was hinter den Kulissen läuft, aber wir haben zumindest einen privaten Investor gefunden, der das Gebäude kaufen und uns hier im Gebäude bleiben lassen will. Es besteht aber immer noch ein kleines Risiko, dass die Partei, die uns raushaben wollte, noch zum Zuge kommen könnte.
INKA: Ihr habt selbst einen Investor gefunden?
Nemanja Sarbajic: Ja, als die Situation im Frühjahr so offen war, haben wir überall herumgefragt, wer uns helfen könnte. Über Kontakte haben wir dann eine Person gefunden, die sich vorstellen konnte, das Gebäude zu kaufen.
INKA: Unterstützt euch auch die Stadt?
Börsig: Vor dem offenen Brief hatten wir ständig Kontakt zur Stadt, um auf unsere bedrohte Lage aufmerksam zu machen. Doch danach kam lange gar nichts. Anfang Juli bekamen wir dann einen Anruf vom Büro des Oberbürgermeisters, die nach Möglichkeiten der Unterstützung fragten und sich auch einen Einstieg beim Kauf vorstellen konnten. Genaues ist aber noch nicht klar, sie wollen sich nochmals melden. Aber insgesamt ist alles, was wir nun erreicht haben, auf unsere Arbeit, Aktionen und Kontakte zurückzuführen. Wir haben versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen, sonst wäre nichts passiert.
INKA: Trotz der unklaren Situation – was plant ihr für die Zukunft?
Sarbajic: Große Planungen sind derzeit natürlich schwierig. Wir wollen unsere Atelierräume ausbauen, besser ausstatten und eine Werkstatt einbauen, um hier besser arbeiten zu können. Aber das hängt alles davon ab, ob das mit dem Verkauf klappt oder nicht. Dazu kommt auch für uns die Corona-Lage. Unser jährliches „Nordbecken-Festival“ haben wir bereits ins kommende Jahr verschoben. Wir machen unsere Veranstaltungen ja ganz in Eigenleistung, ohne Förderungen. Die Menschen, die zu uns kommen, schätzen auch, dass wir da frei sind.
INKA: Zum Rheinhafen: Wie nehmt ihr das Gebiet derzeit wahr?
Börsig: Wenn ich durch unsere Straßen fahre, sehe ich viele renovierte Gebäude. Das Gebiet entwickelt sich. Es kommen viele Firmen her, die das Gebiet aufmöbeln. Außer uns gibt es auch einige andere Ateliers hier. Ich entdecke immer wieder neue Atelierräume. Vor ein paar Jahren kamen viele KünstlerInnen in den Rheinhafen, in den vergangenen Jahren stagniert das wieder etwas. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass die Mietpreise teurer werden.
INKA: Im Rheinhafen seid ihr eine der wenigen kulturellen Orte, der sich auch nach außen zeigt. In anderen Städten gibt es am Wasser deutlich mehr Kultur. Wünscht ihr euch mehr Gesellschaft?
Börsig: Auf jeden Fall. Neben dem Nordbecken gibt es ja z.B. auch noch den Projektraum Pool. Das Problem ist, dass die kulturelle Nutzung im Rheinhafen nicht erlaubt ist. Da müsste man mal an die Bebauungspläne ran. Das Argument, dass sich Industrie und Kultur im Weg stünden, ist Quatsch. Das Beispiel Mannheim zeigt, dass das funktioniert und sich gegenseitig befruchtet.
Sarbajic: Man könnte hier viel mehr machen. Ich sehe immer wieder leerstehende Gebäude, die von Künstlern genutzt werden könnten. Der Rheinhafen bietet tolle Möglichkeiten für Kunst. Man kann die ganze Nacht arbeiten, laut sein und die Stimmung am Wasser ist gut.
INKA: Wie könnt ihr Euch den Rheinhafen in Zukunft vorstellen?
Sarbajic: Auf jeden Fall wünsche ich mir ein ganzes Areal nur mit Ateliers und Veranstaltungsräumen, auf der auch Schweiß- und Bildhauerwerkstätten Platz finden können. Dazu noch größere Hallen, in denen man mehr machen kann.
Börsig: Im Rheinhafen muss Platz für Kunst und Kultur geschaffen werden. Es ist eine fragwürdige Politik zwei Kunsthochschulen in der Stadt zu haben, aber keine städtischen Atelierräume anzubieten. Da muss mehr passieren. Es ist nicht alles falsch, was die Stadt macht, aber es geht noch deutlich mehr.
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