Der Großmarkt als Spielplatz
Stadtleben // Artikel vom 01.10.2008
Matthias Preisler hat die schönste Zugmaschine auf den Karlsruher Märkten.
Den LKW ziert ein überlebensgroßes Foto seiner Eltern, Ute und Günter und seiner Schwester Corrinna. Er selbst ist natürlich auch drauf. Das LKW-Familienporträt ist typisch für Preisler und seine Verbundenheit mit Karlsruhe. Gerade ist er 40 geworden, aber er kann sich noch bestens an seine früheste Kindheit erinnern: „Praktisch vom ersten Lebenstag an bin ich mit dem Papa auf den Großmarkt gefahren.“
Der hatte dort einen Betrieb für Obst und Gemüse, seine Mutter einen Imbissstand. Und natürlich weiß der „Südstadtindianer“ – „geboren: Schützenstraße 26!“ – noch haargenau, wie die alte Markthalle ausgesehen hat. Kein Wunder, schließlich waren es vom heimischen Krabbelstall bis zum Zentrum seines frühen Lebens nur ein paar Tapser weit. Aber die haben ihn geprägt. Dort hat Matthias Preisler mitbekommen, was er tagtäglich auf dem Markt braucht: Wissen um Qualität und Ware und vor allem, wann man zu wem und wie den Mund aufmacht. Eine Lehre gibt es dafür nicht. Das bekommt man nur mit der Muttermilch eingeflößt.
„Kauft beim Badener“ hängt als gelb-rotes Transparent vor seinem 13 Meter langen Stand, wenn er es nicht gerade vergessen hat. Den Badener hat er verinnerlicht. Seine 1-A-Ware bezieht er nur von ausgesuchten Händlern. Gute Quellen kennt er nach wie vor traditionell auf dem Großmarkt, aber dort gibt es nicht alles, was sein Wohlgefallen findet. Beste Drähte hat er nach Straßburg, denn „in Frankreich gibt es noch Familienbetriebe, die mit Leib und Seele Obst und Gemüse produzieren, das man hierzulande vergeblich sucht.“
Dafür gibt es auf der badischen Seite anderes zu entdecken. So fährt Papa Preisler in der Saison täglich eine Tour von Bühl über die Hornisgrinde und Oberkirch und streift durch die Ortenau. Dort sitzen seine Lieferanten, etwa für Kernobst, Zwetschgen, Him- und Heidelbeeren. Die Kunden, und es sind überwiegend treue Stammkäufer, schätzen sein Verständnis von Qualität. Und das seit knapp zehn Jahren.
Damals übernahm er den Betrieb von der in Karlsruhe allseits auch wegen ihres lockeren Mundwerkes beliebten und bekannten Erna Albitz. Und wenn Matthias’ Ware immer aussieht, wie wenn sie zwei Mal täglich abgestaubt würde, so ist dem nicht so. Gut, er kontrolliert seine Auslagen stündlich und verkauft lieber nur fünf Steigen von zehn als zweifelhafte Ware. Aber: „Polieren, das gibt es bei mir nicht!“.
14 Stunden Arbeitstag (wenn es denn reicht) sind ihm eigentlich nicht genug. Auch spät am Mittag hat er immer einen lockeren Spruch drauf und ein Lächeln auf den Lippen. Und Ideen auf Lager. Im nächsten Jahr will er frisch gepresste Obst- und Gemüsesäfte verkaufen. Warum nicht? Anderswo geht das auch. Und er fährt in Deutschland herum, sucht – mit Kollegen und bei Kollegen – Anregungen.
Freizeit? Nach längerem Nachdenken: „Ja, ich koche für mein Leben gern.“ Auch kein Wunder. Matthias Preisler wurde zwar in den Markt hineingeboren, hat aber auch eine „bodenständige“ Ausbildung genossen. Bei einem bekannten Karlsruher Metzger. Das ist zwar auch schon lange her, hinterließ aber ebenso seine Spuren wie Mama, Papa und der Großmarkt. Da muss man einfach vor Idealismus strotzen. -hs
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