Der Rhythmus des Reisenden

Stadtleben // Artikel vom 18.03.2007

Kunstaktionen im Hauptbahnhof ab 18. März: Mit seinen 30.000 Tagesbesuchern zählt der Hauptbahnhof zu den am stärksten frequentierten öffentlichen Räumen in Karlsruhe. Durch seine zentrale Lage bietet er aber auch eine interessante Alternative zu klassischen Ausstellungsorten wie Museen oder Galerien.

Dies haben sich Studenten des Fachbereichs Digitale Medien/Info Art der Hochschule für Gestaltung zunutze gemacht. Im Rahmen der "ART" bespielen sie ab Sonntag, 18.3. mit sechs Projekten vier Wochen verschiedene Bereiche, um den Bahnhof als Kulturort neu zu erfinden. Denn während viele große Bahnhöfe mittlerweile auch zum Flanieren und Einkaufen einladen, wird der in der Fächerstadt größtenteils zweckdienlich genutzt. Dem wollen die Studierenden entgegen wirken: Ausgewählten Bereichen soll auf mal witzige, mal spielerische Weise etwas hinzuaddiert werden, um die Orte etwas aus ihrer rein zweckmäßigen Bindung zu lösen. Durch die "Orts-Verfremdung" soll der hastende Reisende zumindest kurzzeitig innehalten und die Gedanken schweifen lassen.

So gestaltet der angehende Kommuni­kationsdesigner Christian Janisch Boden und Objekte im gesamten Gebäude. Im Kon­text der gewählten Bereiche setzt er Apho­rismen und Zitate ein. So wird den Kon­dom­automaten ein Liebesgedicht von Heinrich Heine zieren, den Geldautomat werden gleich mehrere altkluge Sprichwörter zum Thema Finanzen schmücken. Und selbst auf den Pissoirs der Männertoilette findet sein Konzept Anwendung.

Hier verwirklichen auch Christian Wittmoser und Thorsten Möhrmann ihr Projekt: Vogelgezwitscher im sonst sprichwörtlich stillen Örtchen. Auf den schwarzen Handläufen der Rolltreppen an den vorderen Gleisen installiert Katrin Agnes ihre "Untertitel" zum Bahnhofsgeschehen. In weißer Druckschrift formuliert sie deutsche wie englische Redensarten zu Fragen wie "Schickt mich der Himmel?“"oder "Soll ich dorthin gehen wo der Pfeffer wächst?" um. Auch im Wartebereich sind Installationen geplant.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der HfG, der Deutschen Bahn AG und des Kunst- und Kultur-Caffès LOC. Das künstlerisch ambitionierte Caffè LOC zeigt zur "ART" auch mit einer weiteren Kunstaktion Flagge: Vom 22.-25.3. wird der kubanische Künstler Pavel Miguel seine sicherlich nicht ganz unspektakuläre Performance "Escaping Kuba" in der Bahnhofshalle zeigen, wo er mehrere Tage auf einem Floß (!) zubringen wird. Am Sa, 24.3. findet im LOC ab 20 Uhr zudem die Finissage der Pavel-Miguel-Ausstellung als Künstlermeeting mit kubanischer Live-Musik und Überraschungsgästen statt. -fb

Ab So, 18.3., Hauptbahnhof/Kultur-Caffè LOC
www.loc-ka.de

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Bitte addieren Sie 8 und 7.

WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL