Die Leiterin des Kulturamts Dominika Szope im Interview
Stadtleben // Artikel vom 01.04.2022
Seit Oktober 2021 ist Dominika Szope die neue Leiterin des Karlsruher Kulturamts.
Roger Waltz und Friedemann Dupelius sprachen mit ihr über die Herausforderungen des Kulturamts in Zeiten der Sparpolitik, einer noch nicht bewältigten Pandemie und kultureller Raumnot.
INKA: Die Kultur hat sich während Corona neu erfinden müssen. Was davon wird bleiben und wie muss sich die städtische Kulturpolitik verändern, um darauf einzugehen?
Dominika Szope: Die Kultur hat viel in dieser Zeit gelernt. Für Museen war Corona ein Katalysator in Hinblick auf Digitalisierung und digitale Formate. Die Einrichtungen sind agiler geworden und haben gemerkt, dass sie zu neuen Strukturen aufbrechen müssen. Außerdem ist man in den öffentlichen Raum gegangen. Dort funktioniert es besser, ein bislang kulturfernes Publikum anzusprechen. In Zukunft wollen wir an beide Entwicklungen anknüpfen: Wir werden neue Formate forcieren und Zugänge zu Kultur erweitern. Wir haben in Karlsruhe ein immenses Kulturangebot, dem manchmal die Nachfrage etwas hinterherhinkt. Das heißt aber nicht, dass wir Kultur kürzen – es kann nie genug Kultur geben. Vielmehr stellt sich die Frage: Wie kann man das Publikum noch mehr als bisher ansprechen?
INKA: Apropos: Karlsruhe und Deutschland sind migrantisch geprägt, aber im Publikum von Museum und Theater sind MigrantInnen unterrepräsentiert. Wie lässt sich das ändern?
Szope: Es kann funktionieren, indem man nicht nur ein fertiges Programm bewirbt, sondern auch ein Begleitprogramm ausrichtet und sich dafür mit verschiedenen Initiativen zusammentut. Ein Beispiel aus meiner Zeit am ZKM: Für die Ausstellung „Open Codes“ haben wir mit vielen verschiedenen Gruppen wie dem Chaos Computer Club oder dem Fab Lab gearbeitet und ganz automatisch deren Zielgruppen abgegriffen, die sonst teils ganz museumsfern waren. Man könnte also gezielt z.B. mit muslimischen oder ukrainischen Vereinen arbeiten. Ich glaube, dass sich solche neuen Arbeitsweisen durchsetzen. Insgesamt finden Themen der Diversität und der strukturellen Diskriminierung in den vergangenen Jahren mehr Einzug in der Kultur.
INKA: Die Stadt hat sich eine Sparpolitik verordnet. Die Finanzbürgermeisterin will mit einem „umfassenden Instrumentenkoffer“ in die einzelnen Häuser gehen. Wo muss sich die Kultur auf Kürzungen einstellen?
Szope: Wir wissen, dass die Haushaltssituation in Karlsruhe nicht gut ist. Den Kürzungen in Höhe von 500.000 Euro für 2022/23 werden 2024/25 weitere Kürzungen folgen. Insgesamt geht es um 60 Mio. Euro 24/25, die auf alle Dezernate aufgeteilt werden. Wenn wir kürzen, gibt es kein Rosinenpicken, in der Kultur müssen alle davon bedacht werden.
INKA: Was tut die Stadt für Sub- und Clubkultur, für die Offszene? Muss sich die Stadt den freien Szenen mehr öffnen, oder doch andersherum? Viele junge, kreative Leute wandern nach dem Studium ab...
Szope: Für mich ist es ganz normal, dass viele Menschen nach dem Studienabschluss erst mal ihre Studienstadt verlassen. Der Zwang, die Leute aus dem Kunst- und Kulturbereich in Karlsruhe festzuhalten, ist zwar ehrenwert aber einfach nicht realistisch. Mein Ansinnen ist vielmehr, die Stadt zukünftig so gut zu gestalten, dass diese Menschen in fünf Jahren wieder einen Anreiz haben, nach Karlsruhe zurückzukommen, mit dem ganzen Input, den sie sich außen geholt haben. Was die Unterstützung der Offszene und Clubkultur betrifft: Wir sind immer ansprechbar und laden die Clubkultur ein, auf uns zuzukommen, um gemeinsam Lösungen für Probleme zu suchen.
INKA: Was ist im Karlsruher Kultursommer 2022 geplant?
Szope: Wir wissen nicht genau, wie es mit Corona weitergeht. Dieses Jahr reagieren wir eher auf die Möglichkeiten, die sich ergeben. Im Sommer gibt es eine Bühne auf dem Marktplatz, die der Ökumenische Rat der Kirchen bereitstellt und vor allem kulturell bespielt wird – wir gehen hier aktiv auf die Kultureinrichtungen in der Stadt zu und laden sie ein, Programme zu entwickeln. Es gibt die „Schlosslichtspiele“ und gemeinsam mit dem ZKM präsentieren wir Medienkunst im öffentlichen Raum. Ich sehe das Kulturamt in diesem Fall weniger als Veranstalter, sondern vor allem als Ermöglicher. Wir möchten mit dem Kulturamt und dem Kulturbüro Seismograf für Entwicklungen in der Stadt sein, uns mit Kollegen und Partnereinrichtungen zusammenschließen und mit drängenden Themen beschäftigen.
INKA: Was tut das Kulturamt derzeit in Sachen Proberäume und Ateliers?
Szope: Das Thema ist virulent. Wir bekommen von der Wirtschaftsförderung regelmäßig Zusendungen über aktuelle Gewerbeimmobilien, wo sich etwas ergeben könnte. Leider wollen viele Gewerbetreibende keine Proberäume. In der Gablonzer Str. 11 werden wir 15 Proberäume behalten und im Idealfall ausbauen. Im Hafen untersuchen wir derzeit Räume auf Proberaumtauglichkeit. Hinter dem Hauptbahnhof soll es vier Proberäume und zwei Residenzmöglichkeiten für Gastkünstler geben. Leider haben wir nicht die Möglichkeit, einfach mal so ein Gebäude mit 20 Proberäumen und 20 Ateliers zu errichten.
INKA: Wenn man nach Bulach ins neue P8 oder auf das Rotag-Gelände blickt, merkt man doch, dass es genau umgekehrt sein sollte – mit Kultur als Pionierin lassen sich Gewerbegebiete neu entwickeln.
Szope: Diese Überzeugung haben wir auch. Beim Rotag-Gelände schwingt ja die Idee mit, es als Kreativpark zu entwickeln. Im Mai gibt es die erste Planungsrunde dazu. Die Beteiligten vom Schlachthof sind genauso dabei wie der Kulturring, es wird eine wirklich große Runde. Natürlich ist es in Zeiten knapper Kassen schwer, sich gegen die Wirtschaft durchzusetzen. So geht es auch um einen engen Schulterschluss mit der Wirtschaft, um Geld für die Kultur zu generieren. Ich möchte vor allem Kinder und Jugendliche kulturell besser fördern. Auch die Medienkunst braucht mehr Geld. Wir müssen die Idee der Kreativwirtschaft weiterentwickeln, auch den Schlachthof. Das sind alles Prozesse, die Zeit brauchen.
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