Elektronische Musik aus Karlsruhe für die Welt: Part II

Stadtleben // Artikel vom 23.12.2012

Big Bait Records – Karlsruher House erkundet die Welt.

Februar 2012. Karlsruhe friert, doch Niels Hofheinz wird es warm ums Herz: „Das Video zur Platte von Glenn Astro war schon lange online – und innerhalb von drei Wochen hatte es plötzlich 8.000 statt 200 Klicks auf Youtube!“ Auch die Vinyl hüpft in kürzester Zeit so oft über die Ladentheke wie es Niels, besser bekannt unter seinem Artist-Pseudonym Peter Clamat, noch nie erlebt hat.

Was war los? Der Heidelberger House-Veteran Move D hatte „Colored Sands“ von Glenn Astro in der gut frequentierten Online-DJ-Show „Boiler Room“ aufgelegt. Seitdem läuft es richtig rund bei Clamats Label Big Bait Records. Das hat sich nun ganz still und leise zu einem internationalen Karlsruher Aushängeschild für House-Musik gemausert. Die badische Vinylscheibe kann man da schon mal im Schaufenster eines Plattenladens in Barcelona entdecken. „2012 war auf jeden Fall um Hunderte von Prozent unser erfolgreichstes Jahr!“, resümiert ein euphorischer und gleichzeitig genügsamer Peter Clamat in seiner Studiowohnung, umgeben von Gear und Plattenregalen.

Er produziert seit den 90er-Jahren elektronische Tanzmusik, war aber bis vor kurzem auch viel im Bereich experimenteller elektronischer Musik aktiv. Daran verlor er irgendwann die Lust und findet, dass auch gut gemachte Clubmusik „Kunstmusik“ sein kann. Sein soll: Peter-Clamat-Tracks sind ausgetüftelte Slowhouse-Shuffler, denen man die Erfahrung in Sachen Produktion, aber auch mit dem Clubsetting anhört. Und auch die anderen Releases im Labelkatalog zeigen, dass House zu viel mehr als reiner Funktionsmusik fähig ist.

Big Bait Records ist mittlerweile vier Jahre und zwölf Platten alt. Gerade in den letzten Monaten ging es mit Releases von Depot, Scherbe und Citizen Funk Schlag auf Schlag. Âme sind weg aus Karlsruhe, aber damit natürlich längst nicht die ganze elektronische Musik. Clamat bestätigt: „Ich habe das Gefühl, dass Karlsruhe sich gut entwickelt in Sachen House. Es gibt mehr und mehr Partys, die kompatibel sind mit Big Bait. Das war nicht immer so.“ So sind er und Annette Sihler, mit der er das Label zusammen betreibt, in den vergangenen Jahren vor allem in anderen Städten aufgetreten.

In diesem Jahr spielte er nun unter anderem auf dem „Kavantgarde-Winterfest“ und der DJ-Bühne bei „Das Fest“. Zu einem Label-Gesamtpaket gehört für ihn und Annette auch das äußere Erscheinungsbild: Für das Design von Logo und Covern arbeiten sie mit Grafikdesignern zusammen. Die aktuellen Platten bilden zusammen eine Serie aus schwarzen Sleeves, auf denen Bilder in Glaskristallfarbe gedruckt sind, die im Sonnenlicht reflektieren. Davor stellten Clamat und Sihler einige Cover selbst mit Siebdruck her – genauso übrigens wie die T-Shirts, mit denen 2011 das Big-Bait-Modelabel startete. In diesem Winter stießen Mützen und Shawls zum Sortiment hinzu – damit sich auch die Fans erwärmen können. -fd

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