Fahrradstadt Karlsruhe: Das „Recht des Stärkeren“ in der Erbprinzen- und Südlichen Waldstraße
Stadtleben // Artikel vom 29.10.2020
„Eine mittlere Katastrophe!“, urteilt Ulrich Eilmann vom Allgemeinen Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Karlsruhe mit Blick auf die Verkehrssituation in der Innenstadt zwischen westlicher Erbprinzen- und Südlicher Waldstraße.
Ausgerechnet die Straßen der Stadt, die nach dem Umbau der City noch als Fußgängerzonen funktionieren, sind auch die Hauptadern des innerstädtischen Radverkehrs. Darunter hätten die FußgängerInnen am meisten zu leiden, nimmt Eilmann auch die Radfahrer in die Pflicht. Das Problem der Innenstadt sei, „dass der Raum unsinnigerweise mit dem Autoverkehr geteilt werden muss“. So sei in der Erbprinzenstraße eine Zufahrt zu einem Autoparkplatz – warum erschließe sich ihm nicht. „Wenn die Autos aus der Innenstadt verbannt sind, können wir die Radfahrer disziplinieren“, verspricht er. „Über kurz oder lang müssen auch private Parkhäuser geschlossen werden, die nur über Fahrrad-, Spielstraßen oder Fußgängerzone zugänglich sind“, fordert die Energie-Klima-Mobilitäts-Gruppe von Greenpeace Karlsruhe gegenüber INKA. Auch Aljoscha Löffler von den Grünen will eine „autofreie Innenstadt“.
Neben mehr Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr ist ihm dafür auch der Klimaschutz ein Antrieb. In der Erbprinzenstraße beobachtet auch er immer wieder „Gedrängel“ und Konflikte der Verkehrsteilnehmer. Die eigentlich vorgesehene Radstrecke über die Herrenstraße werde nicht angenommen, wie auch die Stadtverwaltung einräumen muss. Zu unattraktiv erscheint die Querung der Ampel auf der Karlstraße. Zudem sei die Ausweichroute über die Bürgerstraße ständig durch einen Kran versperrt, beklagt Eilmann. Um die Fußgänger zu schützen und den Radverkehr zu leiten, sind laut Löffler auch bauliche Veränderungen wie eine farbliche Weggestaltung oder Hindernisse wie Blumenkübel nötig: „Mein Vorbild ist Kopenhagen.“ Allerdings werde innerhalb der Stadtverwaltung gerade das Konzept Öffentlicher Raum und Mobilität Innenstadt (ÖRMI) verfasst. Bis zu dessen Abschluss Ende 2021 werde es keine baulichen Maßnahmen geben, so der Vertreter der größten Stadtratsfraktion.
Die Stadtverwaltung plant derweil langfristig eine Öffnung der Herrenstraße nach Süden, mit der ein ampelfreier Übergang in die Sophienstraße geschaffen werden soll. Einigkeit bei allen Beteiligten besteht beim Problem fehlender Fahrradstellplätze in der Innenstadt. „Mit mehr Stellplätzen würden mehr Radfahrer zu Fußgängern“, schätzt Eilmann. Schuld am unzureichenden Platzangebot für Fahrräder in der Innenstadt seien die Bauarbeiten an der Kombilösung, so die Stadtverwaltung. Möglich, dass sich hier im Gegensatz zur Situation in der Erbprinzenstraße bald etwas tut. So lange wird die Polizei mindestens den Teil der Erbprinzenstraße, an dem sich Auto-, Rad und Fußverkehr begegnen, weiter als „Unfallhäufungsstelle“ werten müssen. -fk
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