Fleischkraftwerk & ...

Stadtleben // Artikel vom 25.06.2008

Die Stadt Rheinstetten freut sich über Gewerbesteuereinnahmen und neue Arbeitsplätze, in Karlsruhe hingegen regt sich zunehmend Unmut.

Die von Edeka Südwest geplante Fleisch- und Wurstfabrik, die in Rheinstetten-Forchheim sinnigerweise auf dem Gelände der ehemaligen Schweinezuchtanstalt entstehen soll, ist zuletzt heftig in die Kritik geraten. Die Interessengemeinschaft "Die Siedler von KA", bestehend aus Anwohnern der Stadtteile Grünwinkel, Daxlanden und Oberreut, hat sich formiert, Grüne, BüKA und der gemeinderätliche Planungsausschuss der Stadt Karlsruhe haben erhebliche Bedenken geäußert.

Die nimmt Edeka nach eigenen Angaben zwar ernst, hält sie erwartungsgemäß aber für unbegründet. Fleisch- und Wurstwaren für Edeka-Märkte im gesamten süddeutschen Raum soll die Fabrik liefern und mehrere dezentrale Betriebe ersetzen. Die Kritiker rechnen daher mit einer erheblichen Verkehrszunahme. Edeka selbst bestätigt "1.200 Verkehrsbewegungen innerhalb von 24 Stunden. Das sind etwa 200 Lkw und rund 400 Pkw, die zum Betrieb hin- und wieder wegfahren", erklärt Jürgen Sinn, Geschäftsführer der Edeka Südwest Fleisch GmbH.

Rheinstettens Bürgermeister Clemens Hauk, Stellvertreter des dortigen Oberbürgermeisters Sebastian Schrempp, ließ lapidar verlauten, ein zusätzliches Verkehrsaufkommen sei nun einmal die logische Folge von Gewerbeansiedlungen. Doch nicht allein der zu erwartende Lieferverkehr sorgt für Zündstoff. Die Kritiker beklagen den Flächenverbrauch – allein die Produktionsfläche soll 40.000 Quadratmeter groß sein, laut den "Siedlern von KA" werden 100.000 Quadratmeter Ackerfläche versiegelt – fürchten Geruchs- und Lärmbelästigung sowie klimatische Veränderungen.

So warnen BüKA und Grüne vor den Auswirkungen auf das Karlsruher Stadtklima. "Auf keinen Fall dürfen die Sünden der Vergangenheit wiederholt werden. Kaltluftent­stehungsgebiete und Frischluftschneisen müssen in der Umgebung Karlsruhes für eine Bebauung tabu sein", teilte beispielsweise die Vorsitzende der Grünen Gemeinderatsfraktion, Bettina Lisbach, mit. Der Blick auf die Landkarte zeigt: Das Werk, das in seiner maximalen Ausdehnung 346 Meter lang und 20 beziehungsweise bis zu 30 Meter hoch werden soll, läge wie ein Riegel zwischen dem südlichen Hardtwald und der Karlsruher Stadtgrenze.

Entsprechend fordert auch der Planungsausschuss nähere Untersuchungen zur Beurteilung der klimatischen Folgewirkungen sowie ein Geruchs- und Schallgutachten. Immerhin grenzt das Vorhaben direkt an das Karlsruher Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet "Südliche Hardt" an. Die "ausschließliche Betrachtung in den Planunterlagen als monotone landwirtschaftliche Nutzung" greife zu kurz, teilte das Gremium mit. Die Kapazitäten zur Reinigung des anfallenden Abwassers seien nach Einschätzung des Ausschusses im Klärwerk Karlsruhe zwar grundsätzlich vorhanden, sichergestellt werden müsse aber, dass es bei der Ableitung zu keinen Geruchsemissionen aus den Kanälen kommt.

Edeka teilt diese Bedenken nicht, will nun aber eine "Charmeoffensive" mit Informationsveranstaltungen starten und mit den Kritikern ins Gespräch kommen. "Natürlich suchen wir auch mit den Siedlern von KA den Dialog", erklärte Geschäftsführer Sinn. Über ein Scheitern der Pläne mache er sich derzeit aber keine Gedanken. Kein Wunder: Das Investitionsvolumen beträgt etwa 80 Millionen Euro. -del

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