Frauenperspektiven 2011
Stadtleben // Artikel vom 10.04.2011
Von Quote, Rollenklischee und gläserner Decke.
Die Geschichte der Frauenbewegung, der Feminismus in Naturwissenschaft, Gender und Filmgeschichte – Themen, die bei den „Frauenperspektiven“ 2011 eine Rolle spielen. An einem Wochenende wird die Debatte geballt mit und um Frauen stattfinden, begleitet von Ausstellungen, Lesungen, Kabarett und Film. Die Tagung changiert zwischen Überlegungen zur Zukunft solcher Festivals und den „großen“ Rahmenthemen der Frauenbewegung. Im Nachgang, am 6. Mai um 16.30 Uhr, wird dann im Tollhaus konkret über die Zukunft der Karlsruher Tagung diskutiert; das Ergebnis soll in eine Empfehlung an den Gemeinderat münden.
Nachdem Ursula von der Leyen erneut die Debatte um eine Frauenquote angeschoben und Bascha Mika (o.l.) in ihrem Buch die Feigheit der Frauen beklagt, sind Emanzipationsthemen wieder aktuell. Doch scheint sich an der Argumentation an sich nichts geändert zu haben. Neu ist allenfalls, dass Mika mit ihrem „Debattenbuch“ die Frauen auf eine Weise angeht, wie man es sonst eher von Männerseite her kennt: Die Frauen bleiben eher zu Hause, lassen sich nicht auf den Konkurrenzkampf ein, machen folglich weniger Karriere, verdienen weniger Geld – das aber nicht nur, weil sie die „falschen“ Berufe ergreifen.
Denn: Die Politik begünstigt nach wie vor mit dem Ehegattensplitting, dass Frauen zu Hause bleiben. Kindergartenplätze kosten für unter Dreijährige ein horrendes Geld und es sind immer noch zu wenige vorhanden, die qualitative Kinderbetreuung in der Schule ist nicht die Regel. Und die Gesetzesänderung, die Frauen nach einer Trennung nur in den ersten drei Jahren Unterhalt zugesteht und davon ausgeht, dass Frau nach spätestens sechs Jahren wieder in den Beruf einsteigt, war nur kurz in den Nachrichten. Schön blöd, nicht arbeiten zu gehen?!
Es gibt sie ja tatsächlich, die Frauen, die Karriere machen – aber ein Großteil da von hat eben keine Kinder und taugt entsprechend wenig als Vorbild für Mädchen. Industrie und Wirtschaft erwarten – mit dem Vorbild des omnipräsenten Mannes vor Augen – dasselbe auch von karriereorientierten Frauen, die sich nach hervorragender Ausbildung, erfolgreichem Studium und ausgezeichneten Noten häufig genug die Frage nach der drohenden Mutterschaft gefallen lassen müssen. Hier hilft nichts anderes als eine Emanzipation des Mannes, zur Not auch mit Hilfe einer Quote!
Die Podiumsdiskussion am Freitagabend, 15.4. um 18.45 Uhr, u.a. mit Halina Bendkowski und Bascha Mika (beide Berlin) zum Thema „Feminismus in Kultur, Recht und Politik“ dürfte auf diese Aspekte eingehen. – Dass man aber mit Feminismus nicht nur verbissene, lila Socken tragende Alt-68erinnen verbinden muss, dafür steht Sonja Eismann (Foto S. 15 rechts). Sie ist Mitbegründerin des Missy-Magazins, das Popkultur, Style und Politik mit einer feministischen Grundhaltung verbindet. Auf „Emma“ folgt nun mit „Missy“ die coole Seite der Bewegung…
Elektronische Musik, Kabarett und Performance (Foto: „PunktKommaStich“ von Stephanie Müller, RAGarella München) umrahmen die Tagung im ZKM am Freitag und Samstag; die Ausstellung „Frauenzimmer“ in der Gedok ist bereits vor der Vernissage (17.4., 15 Uhr) zu besichtigen. Die Künstlerinnen nehmen die Frage nach den Positionen der Frauen in Kunst, Kultur und Gesellschaft auf und beleuchten in ihren Arbeiten kritisch wie ironisch Klischeebilder. Anlässlich der Tagung hat die Städtische Galerie zudem ihre ständige Sammlung umgehängt und präsentiert mit „Spektral – Diametral“ zahlreiche künstlerische Positionen von Frauen, die von Kuratorin Birgit Reich in Dialog gebracht wurden mit Meisterwerken des Museums.
Außerdem wird dort am 16.4. um 19.30 Uhr der Hanna-Nagel-Preis an Susanne Ackermann verliehen. Dieser Preis trägt den oft unterschiedlichen Lebensentwürfen von Frauen Rechnung, die nicht nur im Raum Karlsruhe leben, sondern auch mindestens 40 Jahre alt sein müssen. Empfehlenswert ist auch der Kinoabend mit Filmen von Madeleine Bernstorff, mit dem die Tagung am 17.4. um 19 Uhr ausklingt. Die Dokumentarfilmerin wird am Samstagnachmittag, 16 Uhr, über ihr aktuelles Projekt „Frühe Interventionen: Der Fanatismus der Suffragettes“ berichten. -ChG
Eröffnung: 15.4., 17 Uhr, 15.-17.4., ZKM-Medientheater und weitere Orte; Podiumsdiskussion zur Zukunft der „Frauenperspektiven“: 6.5., 16.30 Uhr, Tollhaus, Karlsruhe
www.karlsruhe.de/kultur/festivals/frauenperspektiven/11
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