Ganz schön Drais
Stadtleben // Artikel vom 24.05.2017
„In welcher Stadt kennt man nicht nur Radmuttern, sondern auch einen Radvater?“
Die mehr oder minder originelle Karlsruher Scherzfrage macht dieser Tage bundesweit die Runde, denn unter dem Motto „Ganz schön Drais“ verknüpfen die „Heimattage Baden-Württemberg“ das 200. Fahrrad-Jubiläum mit einem Stück Mobilitätsgeschichte – die des von seiner Zeit verkannten Laufmaschinenerfinders Karl Drais, der mit der Jungfernfahrt seiner Draisine in Mannheim die Welt am 12.6.1817 auf zwei Räder stellt.
Für mediales Aufsehen gesorgt hat das bis So, 28.5. vor dem Schloss seine Runden drehende aus zwei Riesenrädern gebildete Riesen-Fahrrad; selbst dem Londoner „Telegraph“ war dieser Anblick ein „Picture of the Day“ wert! Die Fahrt im neuen „Heimattage“-Wahrzeichen kostet fünf Euro (Betriebszeiten: Mo-Do 16-21 Uhr, Fr-So 12-21 Uhr) und auch bei den anstehenden „Schlosslichtspielen“ (3.8.-10.9.) wird das Rad als modernes Lightshow-Kunstobjekt eine lichtplastische Rolle spielen. Zweites Leuchtturmprojekt des landesweit gefeierten Jubiläums ist die Karlsruher „Rad-Festwoche“ (Mi-So, 24.-28.5.), wobei das „Fahrrad-Festival“ (Sa+So, 27.+28.5.) auf dem Kreativpark Alter Schlachthof aktuelle Einblicke in die moderne Radwelt bietet.
Die „Heimat des Fahrraderfinders“ ist eines der drei Schwerpunktthemen bei den „Heimattagen Baden-Württemberg“. Cathrin Batzner, die fürs 200. Fahrrad-Jubiläum zuständige Projektleiterin der Karlsruhe Event GmbH, erläutert INKA-Redakteur Patrick Wurster das als Mix aus Historienschau, Mitmacherlebnis, Infoveranstaltung und Sportereignis angelegte „Ganz schön Drais“-Programm.
INKA: Ganz für sich beanspruchen kann Karlsruhe seinen berühmten Sohn ja leider nicht...
Cathrin Batzner: Deshalb verteilt sich das vom Land Baden-Württemberg gefeierte 200. Fahrrad-Jubiläum auf zwei Städte: zum einen Karlsruhe, der Geburtsstadt von Karl Drais. Hier findet im Rahmen der „Heimattage“ von Mi-So, 24.-28.5. unsere zentrale „Rad-Festwoche“ statt, während Mannheim seine über mehrere Monate laufenden Veranstaltungen unter dem Titel „Monnem Bike“ bündelt.
INKA: Was sind die Programmhighlights der Karlsruher „Rad-Festwoche“?
Batzner: Historisch wird es bei der „IVCA Rally“, dem jährlichen Welttreffen der International Veteran Cycle Association, wenn über 400 Sammler am Schloss ihre Räder bei verschiedenen Rennformaten von der Hochrad-WM bis zum Draisinenrennen sowie dem rollenden Museum und anderen Kostümausfahrten präsentieren. Einblicke in die moderne Radwelt bietet dann das „Fahrrad-Festival“ am Sa+So, 27.+28.5. auf dem Alten Schlachthof, wo die Besucher ein vielfältiges Aktionsprogramm sowie Infos von Händlern und Touristikanbietern rund ums Fahrrad erwartet. Die Fahrradkuriere tragen hier ihre Deutsche Meisterschaft aus und haben wie im wahren Berufsleben Pakete unterschiedlichster Größe auszuliefern, der ADFC bietet eine Fahrrad-Codierung an, auf dem Kinderparcours dürfen die Jüngsten ihre Geschicklichkeit testen, man kann Segways und Lastenräder probefahren, es gibt eine Fahrradversteigerung, Vorträge, etwa von Maximilian Semsch, der vergangenes Jahr mit dem E-Bike auf Deutschlandreise gegangen ist, und das „Kunst-Bike“ zeigt, was sich mit einem Fahrrad Trickreiches anstellen lässt. Zuschauen lohnt sich an beiden Tagen auch beim BMX-Contest im Otto-Dullenkopf-Skatepark. Höhepunkt am Samstagabend ist die eintrittsfreie Substage-„Riders Party“: Ab 20 Uhr balancieren die Trackstand-Teilnehmer so lange auf dem Rad, bis nur noch einer steht, dann kann man beim Goldsprint um die Wette radeln, dazu gibt’s Massenkaraoke, bevor um 22.30 Uhr Dr. Kackfisch Hits von den 80ern bis heute auflegt. Einen Überblick zum neuesten Stand der Drais-Forschung bietet außerdem vom 24.5. bis 25.6. die Ausstellung „Karl Drais – weltberühmter Erfinder und Demokrat“ im Foyer des Regierungspräsidiums am Rondellplatz, wo seltene Exponate sowie aufschlussreiche Text- und Bildtafeln ein plastisches Porträt des Radpioniers vermitteln.
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