Glücksmonster
Stadtleben // Artikel vom 28.07.2008
Sie sind bunt, schräg, witzig, und sie haben unverkennbar Stil.
Fröhlich wirbeln die Figuren von Susanne Saenger mit großen Mündern und kleinen Kuriositäten wie dem Propeller auf dem Kopf oder dem Keuschheitsbikini in sattem Rot vor einem knalligen Orange. Die Diplomgrafikerin scheut auch keine Blumenmuster, nutzt Raster ebenso wie comicartige Wesen und schafft eine attraktive Welt lustiger Glücksmonster, die komplett unterschiedliche Texte visuell aufpeppen.
Für die aktuelle INKA-Ausgabe hat sie nicht nur die Titelseite gestaltet, sondern zudem aus ihrem unfassbar vielfältigen Kosmos kleine Musterzeichnungen zur Verfügung gestellt, die die Sommerkultur- und Design-Seiten dieser Ausgabe zieren. INKA-Lesern sind auch ihre Unikate für die Werbung von "Fön Hair & Friends" bekannt. Inzwischen sind Saengers pfiffige Illustrationen weltweit gefragt – in New York vermittelt ihre Agentin (www.larkworthy.com) sie an amerikanische und japanische Hochglanzmagazine, aber auch "nur" die "New York Times".
Angefangen hat alles mit einem Studium der visuellen Kommunikation in Offenbach am Main bei Frankfurt. Nach dem erfolgreichen Abschluss zog Saenger in die Fächerstadt und arbeitete als Grafikerin bei Yellow Design in Pforzheim. "Weil ich mehr illustrieren wollte, habe ich mich selbstständig gemacht", erzählt die dreifache Mutter. Sie verschickte ihre Bewerbungskarten und erhielt umgehend vom Art-Direktor des Magazins der Süddeutschen einen Auftrag.
Es folgten viele Illustrationen für illustre Printmedien von der "Zeit" über das "SZ-Magazin" und den "Spiegel" bis hin zu Fachzeitschriften wie "Geo". Die Themen, mit denen sich Saenger dabei auseinandersetzt, könnten vielfältiger nicht sein: Die Deutschen sterben aus, Mobilität, Medienseite, Mode, ein philosophischer Text von Peter Sloterdijk, die Kolumne der Zeitschrift "Eltern" oder Texte im Greenpeace Magazin. Susanne Saenger zeichnet per Hand mit dem Stift zuerst mehrere Skizzen, die sie ihren Kunden anbietet.
Sobald die Auswahl getroffen wurde, beginnt die Arbeit am PC. Die Skizzen werden gescannt, koloriert und komponiert. Dabei geht sie auf die individuellen Ansprüche der Kunden ein, ohne ihre eigene Handschrift aufzugeben. Auch das Grafische liegt ihr, wie am Design der Europäischen Kulturtage zu erkennen ist, das Saenger komplett vom Plakat bis zum Programmheft gestaltet. Hier fand sie prägnante Raster, die alle zwei Jahre dem Thema angepasst werden: Istanbul fiel etwas schnörkeliger aus, Moskau monumental, und jüngst lockte Rom in Form des Kolosseums.
Manchmal gestaltet die sympathische Frau auch eine komplette Geschäftsausstattung, wie beispielsweise für den exquisiten Schokoladenladen Bitter & Zart in der Frankfurter Innenstadt. Von der Visitenkarte über die Verpackung, kleine Papiertüten bis hin zur filigranen Verzierung auf der Praline trägt alles ihre Marke. Verspielt und doch elegant wirken diese optischen Leckerbissen. Saenger sammelt kleine, bunte Dinge wie Aufkleber, rosa Rehe, Filzzwirbeltürme, grüne Schokoladenhasen, manches grenzt an Kitsch, vieles findet sie in Billigläden der Metropolen.
Gerne reist die 40-Jährige nach Berlin, New York oder München, um sich für ihre Arbeit Inspirationen zu holen. Zurück im beschaulichen Karlsruhe griffelt sie dann am heimischen Schreibtisch eine quirlige und doch immer klar strukturierte Welt zusammen, die einen zum Schmunzeln bringt. 100 Prozent Vergnügen für alle Fälle! -ub
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