Halle 14: Kulturverbot im Rheinhafen?
Stadtleben // Artikel vom 11.02.2014
Die Halle 14 ist geschlossen – und jetzt?
Noch in der vorigen INKA-Doppelausgabe zog Florian Kaufmann in der Reihe „Was tut sich eigentlich in...?“ ein zufriedenes Fazit unter die ersten zweieinhalb Jahre der Halle 14 am Rheinhafen. Das Heft lag gerade einen Monat aus, da war die Halle plötzlich dicht, alle geplanten Veranstaltungen wurden abgesagt oder notdürftig in andere Locations umgesiedelt.
Was war passiert? Das Bauordnungsamt hatte sich mit dem Brandschutz in der ehemaligen Industriehalle beschäftigt und zu wenig Fluchtwege moniert. Ärgerlich sei das, aber ein im Prinzip lösbares Problem, meint Kaufmann dazu. Pikanter und das größere Hindernis ist ein Bebauungsplan von 1986, der keine kulturelle Nutzung des Industriegebiets Rheinhafen erlaubt. Nun sind leere Räume für Ateliers und probende Musiker, aber auch für Veranstaltungen, bei denen es mal ein bisschen lauter werden darf, ein rares Gut in Karlsruhe.
Umso bitterer ist die aktuelle Situation um die Halle 14, die bis vor Kurzem all dies bereitstellen konnte – und dabei niemanden in seiner Ruhe störte: „Die äußeren Umstände sind, insbesondere für Musikproberäume und Musikveranstaltungen, eigentlich ideal“, heißt es so auch aus dem Kulturamt, das aber auch darauf hinweist, dass „die weiteren sicherheitsrelevanten Voraussetzungen erfüllt werden“ müssten. Wie aber Geld und Arbeit in die Sicherheit der Halle 14 investieren, wenn unklar ist, ob man dort überhaupt grundsätzlich sein darf?
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin des Geschäftsbereichs Rheinhafen, verweist auf eine Regelung in der deutschen Baunutzungsverordnung, die eine kulturelle Nutzung von Industriegebieten in Ausnahmen zulässt, wenn man einen Antrag stellt und die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Laut Florian Kaufmann sind Ausnahmen speziell für Karlsruhe laut dem Plan von 1986 explizit ausgeschlossen. So oder so ist es momentan ein absurder Zustand, wenn zum Beispiel gleichzeitig ein Steuerberatungsbüro qua Ausnahmeregelung auf dem Kreativpark Alter Schlachthof sitzt und die eigentlichen Kulturschaffenden um Luft ringen.
Karlsruhe steht mit solchen Problematiken ja nicht allein da. Man braucht nur rüber in die Landeshauptstadt zu schauen, wo, nicht nur durch Stuttgart 21, seit einiger Zeit die Clubs (und Proberäume etc.) reihenweise zumachen. Vergleichbare Beispiele gibt es in Hamburg, in Aachen und so weiter. Die Halle 14 ist auch nicht die erste Karlsruher Kultureinrichtung, die vor solchen Problemen steht – hier haben in jüngster Zeit schon Galerien wegen weniger fehlender Stellplätze zugemacht, Veranstaltungen (gerade auch im Kreativpark) werden mit obskuren Auflagen bedacht und Bars kämpfen gegen verbohrte Nachbarn um Öffnungszeiten und Outdoor-Sitzplätze.
Natürlich gehört es zu Subkultur irgendwie dazu, weiterzuziehen und immer wieder neue Nischen zu erschließen. Kultur ist Wandel. „Aber wenn man immer weggeschoben wird, ist die Kraft halt auch mal weg“, meint Florian Kaufmann. „Wir haben fünf, sechs Jahre gesucht und sind froh, dass wir was gefunden haben – dass das jetzt wieder so ein Ding ist, ist eine Enttäuschung!“ Schön, dass das Kulturamt das Gespräch mit dem Verein Panorama, der hinter der Halle 14 steckt, sucht, dessen Arbeit schätzt und sich bei der Hilfestellung auch um „unkonventionelle Wege“ bemühen möchte. Es bleibt zu hoffen, dass die städtischen Verantwortlichen, die sich jetzt zu der Thematik zusammensetzen wollen, nun Taten folgen lassen, Kultur nicht der Wirtschaft unterordnen und dass Gemeinderatsbeschlüsse aus dem vergangenen Jahrtausend dem kreativen Schaffen von heute nicht länger im Wege stehen. -fd
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Kommentar von Alexander Wernet |
Ich finde es beschämend, dass man jetzt wieder dahinter kommt - wenn schon jahrelange Aufbauarbeit geleistet wurde. Da ist was faul! Ich finde hier lohnt es sich zu kämpfen, weil die Subkultur in Karlsruhe an allen Ecken und Enden zurückgedrängt wird. Da wird ein Vereinslokal mit Livemusik (Crazy Kong) geschlossen, weil der Bordellbetreiber mehr finanzielle Mittel zum jahrelangen Prozessieren hat, die Kneipen sagen immer mehr Livemusik ab, weil Anwohner ihre Rechtsmittel ausnutzen usw. Das ist nur die Spitze des Eisberges und es wird Zeit sich zu wehren, mit allen erdenkbaren Mitteln. Man sollte also wie hier schon geschehen die Öffentlichkeit noch mehr ins Boot holen.