Handelsrebellen „Für Karlsruhe“

Stadtleben // Artikel vom 17.12.2014

Fragt man den Handel, ist die Kombilösung längst zum Problemfall mutiert.

Jetzt haben sich über 60 gegen die Zustände rebellierende Geschäfte in der Interessensgemeinschaft „Für Karlsruhe“ zusammengeschlossen. Über ihre Ziele sprachen die Initiatoren Petra Lorenz, Inhaberin des Leder Point und Vizepräsidentin im Handelsverband Nordbaden, und der Handels- und Lifestyle-Experte Marc Ephraim mit INKA-Redakteur Patrick Wurster.

INKA: Wie stark brodelt es in der Karlsruher Geschäftswelt?
Petra Lorenz: Mit der zurückgehenden Kundenfrequenz und den sinkenden Umsätzen – teilweise 30 Prozent und mehr – zeigt auch die Stimmungskurve nach unten. Die einhellige Meinung: Wir müssen umgehend mehr für das Einkaufserlebnis tun!
Marc Ephraim: Eine gezielte Planung der Marketingaktivitäten während der zehnjährigen Baustellenphase gibt es bis dato de facto nicht. Und deshalb wollen wir jetzt einschreiten, um sicherzustellen, dass ein Großteil des ohnehin von Strukturproblemen geplagten inhabergeführten Handels die nächsten fünf Jahre überlebt.

INKA: Eigentlich sind das ja die originären Aufgaben von Stadtmarketing und City Initiative...
Ephraim: Was Stadtmarketing, City Initiative und Kasig mit den Ausgleichsgeldern des Kooperationsmarketings veranstalten, reicht bei Weitem nicht aus. Wir brauchen mehr als den „Stadtgeburtstag“ und einen Swimmingpool in der Fußgängerzone! Vom „Maskottchentreffen“ reden wir an dieser Stelle besser erst gar nicht. Unser Hauptproblem ist doch, dass die Kunden aus der Region nicht mehr in die Innenstadt kommen. Und um dieses Klientel muss geworben werden, damit die Auswärtigen Karlsruhe wieder als attraktive liebens- und lebenswerte Einkaufsstadt wahrnehmen – nur eben mit einer Baustelle, die sich nun mal nicht wegdiskutieren lässt.

INKA: Wie wollen Sie das konkret umsetzen?
Ephraim: Wir wünschen uns zunächst einmal mehr Transparenz und Mitspracherecht, was die Verwendung der Gelder aus dem Kooperationsmarketing angeht und möchten außerdem Einfluss nehmen können auf die stadtplanerische Entwicklung. Inzwischen gab es ein erstes Treffen mit den Vertretern von Stadtmarketing und City Initiative, bei dem wir die Sorgen und Nöte der Händler vortragen konnten. In vielen offiziellen Gremien ist man sich darüber offenbar gar nicht bewusst.

INKA: Wie haben Citymanger Sascha Binoth und Stadtmarketing-Geschäftsführer Norbert Käthler auf Ihre Eigeninitiative reagiert?
Lorenz: Natürlich beäugt man alles Neue zunächst kritisch, aber wir wollen ja nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Institutionen treten, sondern vielmehr zusammen für dasselbe Ziel einstehen. Wobei die Frage erlaubt sein muss, weshalb sich eine solche Initiative bildet, wenn angeblich große Zufriedenheit vorherrscht. „Für Karlsruhe“ soll sich aber nicht auf Marketingaktionen beschränken; die aus Einzelhändlern, Dienstleistern und Gastronomen bestehende Gruppe dient auch zum Austausch, um beispielsweise rechtliche Themen wie Mietminderung mit Fachleuten zu besprechen. Da wir kein Verein sind, gibt es auch keinen Mitgliedsbeitrag oder sonstige Verpflichtungen. Wer sich einbringen möchte, mailt an Anja Dimt (a.dimt@einzelhandel.de) vom Handelsverband Nordbaden.

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