HfM-Nachruf: Wolfgang Rihm (1952-2024)
Stadtleben // Artikel vom 29.07.2024
In der Nacht zum 27.7. ist Prof. Dr. h. c. Wolfgang Rihm mit 72 Jahren in Ettlingen gestorben – ein Nachruf vom Rektorat der Karlsruher Hochschule für Musik.
Allen Menschen, die ihm persönlich oder beruflich nahestanden, sprechen wir, noch ganz im Bann der traurigen Nachricht, unser stilles Mitgefühl aus. Wer Wolfgang Rihm persönlich begegnet ist, bewahrt in sich die Erinnerung an seine Präsenz. An der Hochschule für Musik Karlsruhe, seiner langjährigen Wirkungsstätte, hinterlässt er eine Lücke, die nicht zu schließen sein wird. Seit langer Zeit ist uns bewusst, welch besonderes Geschenk sich mit Wolfgang Rihms Entscheidung verbindet, dem kulturellen Lockruf größerer Städte zu widerstehen und seiner Geburtsstadt sowie seiner Hochschule treu zu bleiben. In Karlsruhe wurde er noch während der Schulzeit von Eugen Werner Velte gefördert und in seinem Freiheitsstreben bekräftigt, das ihn zeitlebens geleitet und von allen Dogmen ferngehalten hat: „Die Gegenstände der Lehre wuchsen aus meinen Fragen. Es gab kein ‚Curriculum‘. Ich bekam Antworten oder eben keine. Was ich aber lernte, war, mir meine Aufgaben selbst zu stellen.“ Kein Wunder also, dass Wolfgang Rihm, seit 1985 Professor für Komposition in Karlsruhe, die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge mitsamt ihren Leistungspunkten für das Erreichen vorgezeichneter Kompetenzziele als Irrweg begriff. Im Vordergrund stand für ihn stets die gemeinsame Teilhabe von Studierenden und Lehrenden an kreativen Wachstumsprozessen.
Unvergessen bleibt Wolfgang Rihm als verständnis- und humorvoller, jedoch auch unerbittlicher Künstler, Kollege und Pädagoge, der sich stets dafür aussprach, bequeme musikalische Lösungen und ausgeschrittene Gedankenwege zu meiden. Schon deshalb zielte er darauf ab, alle Studierenden in ihrer Individualität zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, ihr Talent in bestmöglicher Weise zu entfalten. In seinen Worten: „Freiheit ist immer auch Freiheit von Zeitgemäßheit“. Das gilt in gleicher Weise für sein eigenes Schaffen und den Widerstand gegenüber Versuchen, ihn zu imitieren. Wolfgang Rihms Bezugspunkte in Musik, Literatur, Theater, Film und Bildenden Künsten, aber auch in Philosophie und Theoriebausteinen verschiedener akademischer Disziplinen waren vielfältiger als seine veröffentlichten Reden und Aufsätze es kundtun, und im Gespräch begeisterte er sich auch für das Eingängige, so lange es ihn nur zu berühren und anzuregen verstand.
Die Hochschule für Musik Karlsruhe wird Wolfgang Rihm überdies dankbar bleiben für all das, was er in Kunstpraxis und Lehre auf den Weg gebracht hat, für sein langjähriges Wirken im Hochschulrat und sein eindrückliches Engagement im Dialog mit der Gesellschaft und ihren kulturellen Institutionen. In die Trauer über seinen Tod mischt sich Erleichterung darüber, dass er nun von seinem langwierigen Leiden erlöst worden ist. Seine Werke und Worte, aber auch der Klang seiner Stimme und die Erinnerung an seinen Blick bleiben uns nah.
Prof. Dr. Matthias Wiegandt, Rektor
Prof. Roberto Domingos, Prorektor
Prof. Dr. Peter Overbeck, Prorektor
Prof. Dr. Christoph Seibert, Prorektor
Daniela Schneider, Kanzlerin
Karlsruhe, 27.7.2024
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