Hindernisse statt Boulevard auf der Kriegsstraße
Stadtleben // Artikel vom 01.12.2022

Inselhopping gehört zu den Königsdisziplinen ambitionierter Urlaubsreisender.
Nur durch gute Organisation gelingt der reibungslose Transfer von einem Ort zum nächsten. Bei der Überwindung der Kriegsstraße brauchen RadfahrerInnen im Alltag derzeit zusätzlich Geduld und Mut. Um sich zwischen dem Norden und Süden der Stadt zu bewegen, müssen an der Hirschstraße gleich drei Inseln und Ampeln überquert werden. Gitter verstärken die Enge kurz nach dem Ein- und Ausgang des neuen Autotunnels. „Das ist mir zu gefährlich“, sagt eine Radfahrerin zu ihrem Begleiter, steigt vorsichtshalber ab und schiebt ihr Fahrrad lieber über den benachbarten Zebrastreifen. Andere bleiben bei der Querung des eigentlich für Fußgänger vorgesehenen Streifens auf dem Rad sitzen.
„Die Situation ist chaotisch und gefährlich“, sagt Vlado Bulic, der Vorsitzende des Bürgervereins Südweststadt. „Auf den Inseln ist zu wenig Platz für Fußgänger, dann kommen noch die Radfahrer hinzu und wenn da noch wer mit Anhänger kommt, ist das eine Katastrophe!“ Besonders nachmittags herrsche hier Chaos für alle Verkehrsteilnehmer. „Die aktuelle Querungssituation an der Hirschstraße ist aus der Zeit gefallen“, sagt Michael Reichert vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Die Stadt habe nach der Fertigstellung des Autotunnels den alten Zustand einfach wiederhergestellt, ohne den steigenden Radverkehr mitzudenken: „Leider hat man es versäumt, sich während der Kombilösungsbauzeit Gedanken darüber zu machen, ob die Kreuzung in der Form noch für das Radverkehrsaufkommen gewachsen ist“, sagt Reichert. Auch in der Stadtverwaltung sieht man inzwischen den Nachholbedarf. Durch eine Verlegung der Autospuren soll künftig nur noch eine Insel in der Mitte der Kriegsstraße ausreichen, „sodass eine direktere und sichere Verbindung entsteht“. Doch bis dahin braucht es weiter Geduld. Eine Umsetzung ist frühestens für den Haushalt 2024/25 vorgesehen. Der ADFC fordert bis dahin „ein dem Verkehrsaufkommen gerecht werdendes Provisorium“, das mit einer Ampel dem Rad- und Fußverkehr eine Überquerung der Kriegsstraße „in einem Zug“ ermögliche.
Auch Bulic sieht in einer durchgehenden Ampelschaltung „die einzige Möglichkeit in der jetzigen Situation“. Der Bürgerverein habe schon vor zehn Jahren auf die Problematik hingewiesen. „Ich verstehe nicht, dass Planungsausschuss zu einem Vor-Ort-Termin kommt.“ Auf den auch aus Sicht der Stadtverwaltung „relativ schmalen Verkehrsinseln“ entsteht immer wieder ein Rückstau von Radfahrern, der bis auf die Fahrbahn der Autos reicht. Zur Anzahl der Unfälle an dieser Stelle wollte die Polizei Karlsruhe auf Nachfrage keine Auskunft geben. Dies sei erst nach Veröffentlichung der Jahresstatistik im kommenden Jahr möglich. „Schwachstellen“ sieht der ADFC auch am Karlstor, das bald zu einer der zentralen Radkreuzungen der Stadt werden soll. Zur Entlastung der Erbprinzenstraße und der Südlichen Waldstraße soll eine neue Cityroute zwischen Herren- und Sophienstraße den Radverkehr verlagern. An der Karlstraße wurde eine entsprechende Überquerungsmöglichkeit geschaffen. Auch hier setzte die Stadt auf sogenannte Z-Gitter, um „den Verkehr zu entschleunigen“ und „die Achtsamkeit gegenüber dem bevorrechtigten Verkehr zu erhöhen“. Für den ADFC ist das ein Zeichen, wie wenig zukunftsfähige Radverkehrsplanung aussieht: „Manche Planer und Normen betrachten den Radverkehr bis zum heutigen Tag nicht als ernstzunehmenden Fahrzeugverkehr und wollen ihn mit Fußverkehrsinfrastruktur zufriedenstellen“, sagt Reichert.
Zudem blockierten die an der Ampel wartenden Autos regelmäßig den Radverkehr. „Wenn ein Großteil des Radverkehrs, der derzeit die südliche Waldstraße nutzt, über diesen Übergang fahren würde, hätte man dort dieselben Probleme wie an der Kreuzung Hirsch-/Kriegsstraße“, sagt Reichert. Mit einer zusätzlichen Haltelinie für den Autoverkehr will die Stadtverwaltung zumindest das Problem des Rückstaus an der Ampel angehen. Mit einer Eröffnung der neuen Cityroute sei ohnehin erst 2024 zu rechnen, wenn die Bauarbeiten in der Herrenstraße abgeschlossen seien. Inwiefern der mit der Kombilösung versprochene Boulevard auf der Kriegsstraße schon erreicht sei, wollte die Stadtverwaltung auf Anfrage noch nicht beurteilen. Eine Auswertung solle erst nach einer Verkehrszählung erfolgen. Doch an vielen Stellen scheint die Trennung der Stadt durch die zentrale und schwerlich zu überwindende Verkehrsachse größer denn je. -fk
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