INKA History 2004-2025
Stadtleben // Artikel vom 05.12.2025
Nach 155 Ausgaben INKA Stadtmagazin plus 129 INKA Regio im schicken, coolen und websicheren Pocketformat (plus einige Jahre lang dem schönen INKAlender und 15 Jahreseditionen Einzelhelden INKA Cityguide) – was während und nach Corona nicht mehr zu finanzieren war – nach dem Abenteuer INKA Stadtblatt, das während der Pandemie dank einer strategischen Meisterleistung unserer Quasi-Geschäftsführerin Julia Heiß direkt von der Stuttgarter Großdruckerei auch in 10.000 Karlsruher Haushalte ging, ist nach zwei Jahren erfolglosen Übernahmegesprächen bei #198 bzw. #172, über 200 Editorials und 400 Covergestaltungen (auch gebacken, gestrickt, gemalt…) nun leider Schluss mit alles.
Genossenschaft, Verkauf & Nachfolge
Schlecht für die Kulturstadt in bald noch härteren Zeiten, dass nun auch noch das publizistische Aushängeschild der Stadt im Südwesten wegfällt. Da in der Stadt die seltsamsten Gerüchte die Runde machen: Als im Frühjahr 2025 das böse Wort „Haushaltssperre“ grassierte, war ich gerade in guten Gesprächen mit dem „Mannheimer Morgen“ und dessen Haas Media GmbH. Da viele Kulturplayer sich in MA wieder ein „richtiges“ Stadtmagazin wünschten, hatte ich nebenbei auch ein nach genossenschaftlichen Prinzipien aufgebautes Magazin für die Metropolregion Rhein-Neckar konzipiert. Ich rief im Frühjahr 2025 sofort „den Martin“ an, der abwiegelte, die Finanzdezernentin würde mal wieder hyperventilieren. Fakt aber ist: Das war’s dann. Wir hatten zuvor bereits alles Mögliche unternommen, eine Trägerschaft durch eine Media-Genossenschaft stand lange im Raum. Auch hatten wir u.a. die BNN kontaktiert, aber man will dort Kultur weiter abbauen und hat für Print ein zum Konzept der Kulturchefin der Stadt passendes „Bock auf Karlsruhe Magazin“ rausgebracht für Leute, die eher nix lesen wollen. Die armen Bäume. Die „klassische Bildungsklientel“, die wir auch als Leser hatten – übrigens waren rund zwei Drittel der INKA-Leser weiblich – kann sich nun online orientieren. Weitere Kooperationen in Sachen INKA Online und Veranstaltungskalender für die Gesamtstadt kamen auch dank Martin Wacker und Ika Szope nicht zustande (letztere forderte uns sogar auf, mit Leuten vom rechten Rand in puncto Onlinekalender zu kooperieren) – nun wird auch unser Redaktionsleiter, Onlinechef und Einzelhelden-Projektleiter Patrick Wurster dem Karlsruher Kulturcircuit abgehen. INKA bekam auf Betreiben des OB bekanntlich keine städtischen Corona-Hilfen. Wir gelten ja auch nicht als „Kultur“, sondern als Wirtschaftsunternehmen. Da fällt und fiel auch nicht ins Gewicht, dass wir als einziges Medium in Karlsruhe aus den Anzeigenerlösen über 21 Jahre lang die Subkultur, die vielen Freien und die junge Kunstszene oder Chöre massiv mit Text und Bild unterstützten. Da kommt schon ein sechsstelliges Sümmchen zusammen...
Kunst, Kultur & so – Die große „NichtbesucherInnenumfrage“ des Kulturamts
Es war natürlich ein Experiment und lange auch ein gutes, vor 21 Jahren ein Stadtmagazin zu gründen, das anders sein und positiv wirken sollte. Trotz Anzeigenfinanzierung und mit Kunst als ständigem redaktionellen Schwerpunkt. Grund war, dass es neben dem ZKM zwei Kunsthochschulen in Karlsruhe gibt, die ein wenig die fast komplette Absenz der Geisteswissenschaften aufwiegen. Wenn man die Hochschule für Musik dazurechnet – wie es das Ministerium in Stuttgart eben tut, das HfG und Kunstakademie sowie die HfM zu mehr Koop aufforderte – sind es sogar drei Kreativhochschulen. Ein großer Dank hier an Peter Weibel, Christiane Riedel und das ZKM, die zwar nicht über das größte PR-Budget im Kunstcircuit der Stadt verfügten, mit ihren Werbeanzeigen aber über 20 Jahre lang ermöglichten, dass wir aus den Erlösen die Aktivitäten aller Kunstplayer im Südwesten und gerade auch der Off-Szene supporten konnten. In den späten 90ern war ich im ZKM ja selbst monatelang „Aushilfspressechef“, nachdem ich zuvor eine spektakuläre „Malcolm McLaren“-Ausstellung von Weibel promotet und auch Konzerte wie u.a. Mouse On Mars kuratiert hatte. Man kämpfte für eine Gleichstellung der Clubs mit den öffentlich geförderten Locations. Heute gibt es kaum noch Clubs. Das zum Zeitrahmen, über den wir sprechen – bald 25 Jahre. Benannt in Anlehnung an das Magazin „In München“, wo einige meiner alten Freunde aus der Münchner Stadtzeitung „Blatt“ arbeiteten, wo ich „groß“ wurde, ging’s los in einem coolen Pocketformat, das ich einer Werbebroschüre des interdisziplinären Festivals „Steirischen Herbsts“ abgeguckt hatte. Websicher – zum Durchblättern wie im Web. 2004 ging das noch. Vom Pocketformat zum großformatigen Super INKA ging’s kurz vor Corona. Sicher eine unserer inhaltlich allerbesten Publikationen! U.a. war Streetart-Legende Jim Avignon für uns als „malender Fotograf“ in Berlin unterwegs – und machte zum Interview mit Sasha Waltz nicht nur Porträts, sondern auch Bilder vom Radial System, den Sophiensaelen oder dem alten Techno-Tempel Tresor. Heute, das muss man konstatieren, ist ein gedrucktes Stadtkultur-Magazin mit Relevanz ein Auslaufmodell. Wir hätten ohne festangestellten Redakteur – für freie Medien kaum bezahlbar – unsere Qualität auch nie halten können. Patrick Wurster übernahm aber „nebenbei“ mit Bravour noch den Job, INKA Online profitabel zu machen: Rund zehn Prozent unseres Umsatzes stammen von dort. 2004 war Karlsruhe im Verhältnis zu Größe der Stadt bundesweit die mit der besten und größten Kulturszene. 2025 ist deren Existenz bedroht. Das ZKM fährt nur noch 50 Prozent Programm, die Kunsthalle wird wie das Landesmuseum saniert. Das große Kulturprekariat wird sich vergrößern, Hunderte Jobs fallen weg. Es gäbe dennoch Optionen, den Kulturgau zu verhindern. Wenn man wollte. Z.B. Gespräche mit dem Ministerium, damit mit der Senkung von Stadtmitteln nicht automatisch genau so viel vom Land entfallen. Temporär aussetzen, bis zum OB-Abgang. Oder Mittel aus der neuen Übernachtungssteuer umschichten? Sorgt die Kultur nicht für Traffic? Inmitten der größten Kulturkrise der Stadt, vom OB mutwillig inszeniert, der sich nach Peter Weibels Tod endgültig als Autokrat entpuppte, hat Kulturamts-Direktorin Dominika Szope nun einen Doktortitel. Mehr Schein als Sein: Kaum ein Jahr nach einem äußerst sperrigen neuen Logo namens SGK wird die Städtische Galerie nun umbenannt in Kunstmuseum Karlsruhe. Abgesehen vom ja sehr originellen Namen ist dann binnen Kurzem eine hohe fünfstellige Summe in das Outfit statt die darniederliegende Programmarbeit des Hauses geflossen. Das aufwendige Logo ist nun völlig nutzlos. Den „Hanna-Nagel-Preis“ hat man – vertagt, seit Mai sollen schon Probleme zwischen Preisträgerin und Galerie bekannt sein. Angesichts der Kulturkürzungen wirkt das Prozedere wie blanker Hohn. Aber es geht noch besser: Während keine Projektförderung für Künstler mehr drin ist und Locations ums Überleben kämpfen, verschickte das Kulturamt via Zufallsprinzip an 30.000 Bürger eine „NichtbesucherInnenumfrage“. Die Kosten? Hätten sicherlich für drei existenziell bedrohte Kulturlocations gereicht, um ihr Überleben zu sichern.
Vom Versteher zu Dr. Destroyer – Die Mentrup-Bilanz
Ich werde oft gefragt, woher denn meine grundsätzliche Obrigkeitsskepsis bis -renitenz herrührt. Nein, nicht vom „Blatt“ im München der späten 70er, wo einem Jungmusikredakteur der Staatsschutz hinterherfuhr. Nun, als der Gute-Laune-Onkel den heutigen OB in KA hoffähig machen wollte, hatte ich ein Gespräch am Gutenbergplatz mit ihm. Er seifte mich – wie viele andere auch – ein. „Zuhören, verbinden, gestalten“ war sein Motto. Da er mal im Ministerium tätig war, habe ich ihm die Geschichte auch erzählt. Nein, es geht nicht um den Radikalenerlass, von dem ja auch der heutige MP betroffen war. Es ging noch besser. Mitte der 70er gab es auch einen Erlass des Ministeriums, wegen der geburtenstarken Jahrgänge 93 Prozent aller Privatschüler durchfallen zu lassen. Mit einem Hauptfachschnitt von 1,5 konnte mir fast nichts passieren. Außer mutwillige Sechser, die es hagelte, mit dem Buchstaben W hatte ich sowieso keine Chance. Mir war klar, dass etwas nicht stimmte. Zwei Jahre später, ich war in München beim Stadtmagazin „Blatt“ gelandet, rief meine Mutter an, ich könne die Prüfung wiederholen, die Eltern hätten geklagt, das Ministerium alles zugegeben. Wer mit jungen Leuten so umgeht, dem ist alles zuzutrauen. Dass es in Karlsruhe nach der Rückkehr zur Geburt meiner Tochter Stella 1996 noch viel schlimmer als unter Franz Josef Strauß in den 70er/80ern werden könnte, konnte ich mir damals nicht vorstellen. Martin Wacker, der den Polit-Söldner und Kultur-Destroyer einst anschleppte, unterstützte uns derweil lange – um dann für unser Abschalten zuständig zu werden. Wir sollten doch lieber Comics bringen. Antanzen zum Rapport – wie andere. Ganz schräg: Wacker rezitiert bei seinem „Kabarettnotstand“ Texte von Kabarettisten, die einst von Obrigkeitsseite mit Berufs- und Sendeverboten überzogen wurden. „Er ist einer von uns“, meinte ein Komiker mal, aber er häuft lieber Geschäftsführerposten an bei den „World Games“. Das ist schon schwer enttäuschend. Was INKA betrifft: Nach dem vergeblichen Kampf gegen die U-Strab war die erste Stadtentwicklungsaktion des Dr. M., den ihm von der Synagoge bekannten Eigentümern der Postgalerie die Karl-Apotheke und damit den Stephanplatz zur Bebauung zu überlassen. Apotheker Christian Giese sammelte infolge mit INKA-Unterstützung über 50.000 Unterschriften für den Erhalt der Apotheke. Der OB nahm sie nicht offiziell an. Da wurde mir klar, dass er kein Demokratiefreund sein kann, sondern vermutlich ein Autokrat. Fast alle strittigen Tätigkeiten von ihm bezogen sich auf den Baubereich – Ausnahme: Wohnungen bauen, geschweige denn sozialverträgliche. Er kürzt sogar denen, die es tun (wie der Volkswohnung), die Mittel dafür. Legende ist seine Männerfreundschaft mit „Klein-Benko“ Gröner: Dieser bekommt sogar die Strafzinsen für das Nichtbauen in der Nordstadt trotz Haushaltskrise erlassen. Was der OB ihm schuldig zu sein scheint, bleibt offen. Die Majolika, auch als Ensemble ein Schmuckstück der Stadt, sollte Gröner auch bekommen – quasi geschenkt. Florian Kaufmann schrieb auch in überregionalen Medien krimiartige Recherchetexte über das Vorgehen von Gröner & Co. in Sachen Majolika. Sogar das denkmalgeschützte Bauhaus-Siedlungsensemble Dammerstock sollte bebaut werden. Leider klappte es auch mit dem aus Karlsruhe stammenden „Star“-Architekten Ole Scheeren nicht, was Monumentales, Skylineartiges übers Ettlinger Tor zu ziehen. Obwohl der OB sogar eine Scheeren-Ausstellung im ZKM „veranlasste“. Scheeren arbeitete ja oft für Autokraten und Milliardäre „aller Länder“. Dann also neues Landratsamt am Ettlinger Tor. Der Landkreis hat sich für den Neubau auf 1.000 Jahre hinaus verschuldet. Jetzt das Ex-Postgiroamt schräg gegenüber: Dort kommt ein Riesenkomplex mit 68-stöckigem Hochhaus, der private Investor Unmüssig baut aber auch 300 Wohnungen. Skyline, der Traum eines jeden Potentaten. Zum lupenreinen Autokraten wurde Dr. M. endgültig, als ihm Peter Weibel 2019 wegen der vom OB „per Dekret“ in die U-Strab dirigierten Lüpertz-Keramiken „Demokratiedefizite“ vorhielt. Es folgte eine einzigartige Kampagne gegen Weibel und seine rechte Hand Riedel, bis letztere zu einer Stiftung wechselte. Und Weibel, der für die Stadt und das ZKM unendlich viel tat, wurde – obwohl schwerst erkrankt, aber voll weiterarbeitend – so lange malträtiert, bis er „überraschend“ 2023 vor seiner letzten Ausstellung starb. Danach sollte allen Ernstes die Trauerfeier seiner engen Mitarbeiter verhindert werden. Sie fand dennoch statt. Obwohl er gebeten wurde, nicht zu sprechen, lud er sich selbst ein, er wollte sich wohl rechtfertigen. Es folgte die legendäre Dr.-M.-Heuchelrede, die von permanenten Unmutsäußerungen und Buhrufen des vollbesetzten Auditoriums quittiert wurde. Alles eigentlich ein Fall für einen Krimi. Die durch stabile, hohe Gewerbesteuereinnahmen finanziell immer noch vglw. sehr gut aufgestellte Stadt ächzt unter den nicht angegangenen Problemen wie dem Tunnelunterhalt. Nicht unter der allgemeinen Finanzkrise der Kommunen, wie stets behauptet wird. Diese wurden bei der Planung „vergessen“ und unter Dr. M. wider besseres Wissen unter den Tisch gekehrt. Wie Kollege Lapos in INKA #176 konstatierte: Alles ging von der U-Strab aus. Eine kleine Anekdote dazu: Die verstorbene Melitta Büchner-Schöpf lag mir damals ständig in den Ohren, der seinerzeitige OB würde schon mittags mit dem Taxi nach Hause fahren, damit sein Fahrer „nichts merkt“. Sein Büro, die CDU und alle im Rathaus haben es gewusst und gedeckt. Ich glaube, ich muss noch paar Broschüren oder Bücher schreiben. Alles weitere und Spiel und Spaß und die „INKA Afro Tunes“ dann auf dem neuen inka.blog. www.inka-magazin.de wird als Archiv eingefroren. -rw
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