INKA intern Oktober 2021
Stadtleben // Artikel vom 05.10.2021
Viele LeserInnen wollten wissen, was denn eigentlich aus unserem Corona-Hilfsantrag im Gemeinderat wurde?
Nun, Demokratie ist, wenn man Unbotmäßiges vertagen kann qua Tagesordnungspunkt. Die nochmalige Lobpreisung und Erörterung der Tests von eingezäunten Hundeauslaufflächen waren natürlich weit wichtiger als unser Hilfsantrag. Um kurz vor 21 Uhr verkündete der OB, der Antrag des INKA Verlags sowie ein weiterer TOP seien auf den 28.9. verschoben. Das liegt wiederum erneut nach Drucklegung der Oktober-Ausgaben, also wird online berichtet. Aber warum soll es uns anders ergehen als anderen. Mit dieser Variante einer demokratiefernen „Vertagungspolitik“ sind wir in guter Gesellschaft: Vier Monate lang wurde derart die Erhaltungssatzung in der Südstadt aufgeschoben – so lange durften sich die Investorenprotagonisten noch orientieren und Fakten schaffen.
Was das Thema INKA angeht, sollte sich die Stadt jedenfalls erklären. Es gibt hohe Zuwendungen und eine Art „städtisches Siegel“ für den hiesigen Monopolverlag via „Badischer Woche“ und der „Stadt Zeitung“ der Stadtverwaltung. Diese wiederum hebelt mit einer inzwischen ausufernd breiten Palette an zahlreichen Advertorials – so nennt man bezahlte werbliche Texte – die Meinungsbildung der Leser aus. Jahrzehntelang bildete ein kleines Logo des Festspielhauses Baden-Baden die Basis, um beständig ein Feuerwerk an PR zu entfachen. Auch auf der Titelseite. Nun hat man dies in „Serien“ umgewidmet, etwa zu den Bibliotheken der Stadt sowie neu dem Stadtumbau, wobei es schon bei der ersten Ausgabe nicht etwa um Stadtplanung oder Stadtentwicklung ging, sondern um Fahrausbildung im U-Strab-Tunnel. Da war noch was: Ja, die Kasig hatte via Kooperationsmarketing jahrzehntelang Millionenbeträge in die BNN gepumpt. Deren Hofberichterstatter in Sachen Baustellen wurde dafür soeben mit einem 1.000-Euro-Preis des sogenannten Karlsruher Presseclubs geehrt. INKA war – als U-Strab-Gegner – davon ausgeschlossen. Widerrechtlich, wie der inzwischen absente Strippenzieher Binoth mir gegenüber zugab. Es wären anteilig über die Bauzeit verteilt rund 150.000 Euro gewesen. Hätte hätte Fahrradkette.
Nun, solche Advertorials sind zulässig, solange sie entsprechend gekennzeichnet werden. Ein Logo „Serie“ entspricht nicht den gesetzlichen Vorgaben. Kein Logo auch nicht. Auch der BNN-Wirtschaftsteil ist mit Advertorials gepflastert. Ich muss noch immer an die Salbung der beiden pausbäckigen Söhne von Herrn Europapark als Opener denken. Echt coole PR. Auch INKA – das gebe ich gerne zu – hat dies lange Zeit praktiziert. „Gelernt“ habe ich das nicht im „SZ-Magazin“, wo ich erstmals das Wörtchen „Redaktionsmarketing“ entdeckte, sondern in meiner Zeit beim „Kurier“. Da ich keine Lust hatte, zu schreiben, wie toll, gut sortiert, freundlich und überhaupt jemand ist, überzeugte ich damals die meisten Kunden, dass eine sinnvolle rein inhaltliche PR wesentlich nachhaltiger für das Unternehmen wirkt als eine mit überzogenen Lobhudeleien. Die meisten stimmten dem schon vor 20 Jahren zu. Noch bevor die große „Im Internet ist alles umsonst“-Maschinerie über die Printpresse herüberschwappte. Die sich prompt anpasste. Oft vergeblich.
Was den 28.9. im Gemeinderat betrifft, wo unser Hilfsersuchen an die Stadt (erneut) auf der Tagesordnung steht: Es ist auch heute so, dass von gewissen städtischen Gesellschaften und gewissen Kulturorganisationen lieber Steine geworfen werden als Scheine. Wenn von einer kleinen Produzentengalerie, von der INKA überhaupt kein Geld annehmen wollte, jedes Mitglied pro Ausgabe einen Beitrag von zehn Euro zur Kostendeckung leistet und diese Künstlergalerie in den vergangenen zwei Jahren mehr Geld bei uns gelassen hat als die finanzkräftigsten beiden Karlsruher Kunstplayer zusammen, dann kann man konstatieren: Offenbar ist manchen unser offener Kunstbegriff ein Dorn im Auge. Man möchte unsere Berichterstattung über die hiesige Off-Kunst-Szene, junge Künstler und Designer und Ähnliches nicht auch noch unterstützen. Gut, gell? Wir finden es auch wenig respektabel, wenn man den Eingang des Schlosses während Corona originalgetreu wieder nachbauen und sonst Ausstellungen von Barbie oder Lego finanzieren lässt. Und tolle Museums-Apps entwickelt, „fast wie Tinder“, wie die BNN die Presse-Info nachplapperten. Ach goddele, da müssen ganze E-Werke der Erleuchtung aktiv sein, um solche Geistesblitze zu erzeugen. „Unter Stadtniveau“ würde die FAZ sicher titeln.
Womit wir bei den redaktionellen Änder- und Neuerungen im INKA StadtBlatt und im INKA Magazin sind: Werbliche Texte werden inzwischen mit „INKA Textanzeige“ gekennzeichnet. Dies sind von der Redaktion, zumeist von Textchef Patrick Wurster, erstellte werbliche Infotexte. Wie sie etwa im Cityguide Einzelhelden zu finden sind, der Mitte Januar 2022 erscheint. Vergangenes Jahr haben wir dessen redaktionelle Ausrichtung verändert, was auf sehr großes Wohlwollen von Inserenten und Werbepartnern wie auch unseren Lesern stieß: Die kurzen prägnanten PR-Texte zu Kultur, Bildung, Einzelhandel oder Gastronomie wurden durch eine Vielzahl an unkommerziellen Porträts mit interessanten Menschen des Karlsruher Stadtlebens ergänzt. Im Juni 2021 startete ein großer Relaunch mit gleich zwei neuen Formaten: Das INKA Regio wurde durch das INKA Magazin im DinA4-Format ersetzt und damit erheblichst aufgewertet. Das Magazin enthält eine Essenz der Kultur in Karlsruhe und der Region, im Kunstteil auch weit darüber hinaus: Das INKA Magazin geht via UPS auch im Württembergischen von Bietigheim-Bissingen bis nach Ravensburg in alle Museen und Bildungseinrichtungen – im Südwesten reicht das Vertriebsgebiet über die Südpfalz bis nach Pirmasens und im Norden bis MA/HD/LU. Die Kernregion um Karlsruhe, Bruchsal, Bretten, Rastatt, Baden-Baden, die Südpfalz mit Landau und dem Bergzaberner Land werden vom verlagseigenen Vertriebsteam angefahren.
Den noch aufwendigeren Relaunch bildete die Umstellung des INKA Stadtmagazins, das 17 Jahre lang sehr erfolgreich als kleines Taschenbuch unterwegs war, auf das INKA StadtBlatt im Rheinischen Halbformat, einem äußerst handlichen Tageszeitungsformat. Im Stil großer Wochenzeitungen wurde ein cooles Leseformat entwickelt, das im Print bezahlbar bleibt, aber besser zu lesen ist und in dem auch größere Themen und Reportagen besser aufgehoben sind und nicht wie bisher über zig Seiten laufen. Gleichzeitig wurde die Schlagzahl der recherchierten Themen stark erhöht, nicht zuletzt dank Themenchef Florian Kaufmann. Das neue INKA StadtBlatt geht neben der gewohnt beliebten Freiverteilung via Postaktuell auch direkt in fast 10.000 Karlsruher Haushalte. Grundsätzlich bleibt im StadtBlatt weiter das Maß der Dinge, dass jede relevante Veranstaltung – sei es Ausstellung, Konzert oder Bühnenevent – mit Text versehen wird. Einen regulären Terminkalender wird es daher nicht mehr geben. Weder online noch im Print: 1,5 Jahre haben gereicht, dieses Model endgültig ad absurdum zu führen. Jeder, der heute ein Event besucht, eine Gaststätte, ein Theater, checkt vorher selbst die Situation. Um Härten abzufedern, haben wir in dieser Oktober-Ausgabe im StadtBlatt den Timer reaktiviert, in dem zusätzliche Veranstaltungen in Kürze gelistet sind. Ebenso wie der umfangreiche aufwendige Kunstkalender ist dies aber keine Rubrik, in die man „automatisch“ aufgenommen wird.
Direkt nach Drucklegung geht’s an das Kuratieren der neuen monatlichen Zwei-Stunden-Musiksendung „INKA Afro Tunes“ mit aktuellen Afrobeats, die am Sa, 2.10. wieder von 14 bis 16 Uhr beim Querfunk auf 104,8 MHz und anschließend unter mixcloud.com/inkastadtmagazin läuft. Das Team aus Helen Osayame Ruppert, Niklas Tischer (Moderation), Roger Waltz (Sound) und Martin Guß (Produktion) ist nach dem Sommer-Best-of wieder vollzählig am Start. Die aktuelle „INKA Afro Tunes“ Spotify-Playlist findet sich neuerdings unter www.inka-afro-tunes.de.
Und im Oktober sind wir beim Pop-up-Store des K3-Büros beteiligt. Am INKA-Stand: unsere Co-Grafikerin Christina Ravnikar und ihr Paper Studio Hej Stina. Mit dem Cover dieser Ausgabe starten wir eine gestalterische Kooperation mit der Pfälzer Feinbetonskulpteurin und Bildhauerin Gabriele Köbler. Mehr über sie und Susanne Saenger sowie Susy Schafheutle, die die ersten drei StadtBlatt-Ausgaben gestalteten, gibt’s in separaten Kurzporträts.
Viel Spaß beim Lesen und einen spannenden, entspannten Herbst mit viel Kultur, Sonne und Liebe!
Roger Waltz & das INKA-Team
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Kommentar von Vanessa Schulz |
Wurde der Antrag nicht von der Linken zurückgenommen, weil es hieß „INKA hat eine andere Lösung gefunden“?
Antwort von Patrick Wurster
Liebe Frau Schulz, der Gemeinderatsantrag-Antrag der Linken auf „Einmalige Corona-Nothilfe für INKA Verlag“ wurde zwischen Drucklegung und Veröffentlichung der Oktober-Ausgabe des INKA StadtBlatts im gegenseitigen Einvernehmen zurückgezogen, weil wir eine drohende Insolvenz fürs Erste aus eigener Kraft abwenden konnten.