Kultur ohne Raum: Das P8 vor dem Abriss
Stadtleben // Artikel vom 11.02.2020
Vor einem Jahr sah es noch so aus, als würde sich der C-Areal-Investor GEM aus einem der größten kommenden städtischen Entwicklungsprojekte zurückziehen.
In zu weiter Ferne war dem Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft (und verhinderten KSC-Präsidenten) Martin Müller der Zielhorizont 2025 für den anvisierten Wohnungsbau auf dem Elf-Hektar-Gelände des ehemaligen US-Armee-Versorgungszentrums in der Nordstadt. Schon im Spätherberst konnte man aber absehen, dass mit der Bebauung nicht erst 2025, sondern bereits vier Jahre früher begonnen werden wird: Stadt und GEM – seit 2018 Teil der den KSC künftig hauptsponsorenden Projektentwicklungsgruppe CG um ihren Vorstandsvorsitzenden Christoph Gröner – haben sich auf einen Kompromiss verständigt, der das Areal in drei Bauabschnitte aufteilt. Und im ersten liegt das Kulturzentrum P8, dessen Betreiberverein Panorama Ende Dezember informiert wurde, dass der zum 31.12.2020 auslaufende Mietvertrag nicht verlängert werden kann.
„Dass es jetzt doch so schnell vorangeht, hat uns kalt erwischt“, gesteht Florian Kaufmann, der mit den anderen Machern aus der Pennsylvaniastr. 8 nun vor derselben Situation steht wie schon nach dem kulturverbotbedingten Aus für die Halle 14 im Rheinhafen, der ungewissen Zukunft aber halbwegs gelassen entgegensieht: „Wir wissen, was auf uns zukommt, 2014 war der Verein fast dreieinhalb Jahre auf der Suche nach einem Ersatzobjekt. Wir sind sofort Anfang Januar aktiv geworden und haben auch schon mit dem Kulturamt gesprochen, aber auf Hilfe von außen können wir uns nicht verlassen. Karlsruhe bietet jenseits des Schlachthofs einfach keine Räume für die Kultur und dort liegt der Fokus bekanntermaßen mehr auf der Kreativwirtschaft. Politisch hat sich seit 2014 nicht viel verändert – die Kultur hat in dieser Stadt leider kaum eine Lobby. Karlsruhe wächst, definiert sich aber im Wesentlichen über Arbeitsplätze. Es ist ebenso bedauerlich wie unverständlich, dass Kultur und vor allem die freien Kulturträger im Rathaus offenbar nicht mitgedacht werden.“
Das zieht sich hin bis zu Initiativen wie dem Tourismus-Konstrukt „Kultur in Karlsruhe“, das „für eine Mitgliedschaft Summen aufruft, die sich nur die großen, ohnehin bezuschussten Player leisten können“. Und somit ist der (2019 immerhin mit einer städtischen institutionellen Förderung bedachte und für sein Liveprogramm mit dem Bundesmusikpreis „Applaus“ ausgezeichnete) Verein auch diesmal auf sich gestellt. Wie es nach dem Jahresende weitergeht, ist unklar – im schlimmsten Fall droht dem P8 ein Schicksal wie dem Jazzclub, der für mehrere Jahre heimatlos in verschiedensten Spielstätten Bühnenasyl bekommen musste. Das komplette soziokulturelle Portfolio des „Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Karlsruhe“ ließe sich so aber nicht mehr abbilden: „Wir möchten auch künftig Bandproberäume, Ateliers, Werkstätten und Veranstaltungsraum unter einem Dach vereinen. Von daher suchen wir eine Halle, die mindestens 400 Quadratmeter groß und gut an den ÖPNV angebunden ist“, umreißt Kaufmann die Anforderungen.
Von den jüngsten Ereignissen überrollt und den für Januar 2021 anvisierten Abrissarbeiten betroffen ist auch die Tanzschule Xtra Dance und die unter Stadtjugendausschuss-Regie stehende Parkour-Halle neben dem NCO-Club, der als einziges Gebäude auf dem Areal (wie es die SPD-Gemeinderatsfraktion formuliert hat) „nicht verhandelbar“ ist und der Kinder- und Jugendarbeit auch im geplanten Neubaugebiet erhalten bleibt. -pat
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