Kulturzentrum West wartet auf Baugenehmigung

Stadtleben // Artikel vom 01.02.2023

Kulturzentrum West

Klaus Bluck hat selbst über eine Woche gebraucht, bis er sich in dem neuen Gebäude zurechtgefunden hat.

Über 20.000 Quadratmeter umfasst das Areal, 5.000 davon hat Bluck mit seinem Verein Bandprojekt schon für das neue Kulturzentrum West verplant. Ateliers, Proberäume, Schulungsfläche zur Kunst- und Musikförderung sowie Räume für Veranstaltungen sind zu jeweils gleichen Teilen eingeplant. „Dann sind immer noch Tausende Quadratmeter übrig“, so Bluck. „Die werden wir nach und nach entwickeln.“ Interessierte gäbe es genug, sagt er auch mit Blick auf Tanz- und Folkloregruppen. „Es ist überhaupt kein Problem, die Räume voll zu bekommen.“ Im Sommer musste er mit 140 MusikerInnen seine Halle mit mehreren Proberäumen in der Karlsruher Nordstadt verlassen. Auf dem dortigen C-Areal verdrängten wie an anderen Orten der Stadt mehrere Bauprojekte der Gröner Group Kunst und Kultur. Nach Dutzenden Absagen fand er die ehemalige Molkereizentrale Südwest, die zum Kulturzentrum umgebaut werden soll. Aber die uneingeschränkte Freude von Bluck währte nicht lange. „Eigentlich wollten wir schon vor zwei Monaten mit dem Umbau begonnen haben.“

Aber in der neuen Nachbarschaft hat sich eine Interessensgemeinschaft gebildet, die sich besonders gegen den geplanten Veranstaltungsbetrieb wehrt. Sie befürchten Lärmbelästigung, Parkplatzknappheit und mehr Autoverkehr in ihrem Wohngebiet. Ohne eigene Veranstaltungen könnten die Proberäume aber nicht finanziert werden, sagt Bluck und sieht keinen Grund zur Sorge: „Die nächsten Wohnhäuser sind fast 300 Meter weg.“ Das Gebäude mit seinen einstigen Kühlhallen sei ohnehin „gebaut wie ein Bunker“. Zudem baue der Vermieter Parkplätze und eine eigene Zufahrt von der Hauptverkehrsstraße. Sein Auftritt bei einer Bürgerversammlung dürfte indes nicht zur Deeskalation beigetragen haben. Der streitbare Unternehmer, der auch die Stadtverwaltung regelmäßig vor Gericht zieht (mit positivem Ausgang für sich), ging bei einer Bürgerversammlung zum Thema in die Offensive. Käme das Kulturzentrum nicht, würde er an eine Spedition vermieten und Lkws durchs Wohngebiet jagen, drohte er.

Bluck ist trotzdem optimistisch und hofft, dass im Sommer schon die ersten Bands im Kulturzentrum proben können. Derzeit prüft das Bauordnungsamt aber zahlreiche Einwendungen gegen eine Baugenehmigung. Schon jetzt seien durch die Verzögerung Mehrkosten von 60.000 Euro absehbar. „Wenn wir jetzt noch Monate auf die Baugenehmigung warten müssen, sehe ich schwarz.“ Trotz der aktuell in vielen Kultureinrichtungen zu spürenden Zurückhaltung beim Publikum setzt das Kulturzentrum West auf einen starken Veranstaltungsbetrieb. „Das Konzept geht nur in Kombination mit Veranstaltungen. Die brauchen wir zur Finanzierung, sonst können wir das mit den Proberäumen nicht machen und hängen wieder am Tropf der Stadt.“ Insofern hofft Bluck auf eine schnelle Entscheidung. Denn solche Räume fände die Kulturszene nicht noch mal: „Das ist eine Chance, die in den nächsten 30 Jahren nicht wiederkommt.“ -fk

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