Kunst und Musik im Autohaus Zschernitz
Stadtleben // Artikel vom 14.02.2007
Commodore, Kapitän, Admiral, Neuwagen - jede Menge halbkultiger Opels dominierten lange das Entrée zum Schlachthof.
Nach dem Umzug des Zschernitz-Autohauses stand die Ausstellungshalle an der Durlacher Allee lange leer, verwitterte und wartete auf ihren Abriss, bis sie Ende 2006 im kleinen Rahmen auf ihre Konzerttauglichkeit geprüft wurde und den Test bestand.
Altes Gebäude, verbrauchter Ort, der Charme des Zwischenzeitlichen - das erinnert an die inzwischen ins Mythische entrückte "Temporäre Zone", welche während der Anfänge des ZKM die Südweststadt belebte, und an den inzwischen abgerissenen Kinosaal der Kamera, wo vor einigen Jahren für kurze Zeit anspruchsvolle Partys gefeiert wurden.
Gefeiert werden kann im Autohaus auch, aber DJ-Partys, die alteingesessenen Karlsruher Clubs Konkurrenz machen könnten, sollen dort nicht stattfinden. Die Karlsruher Fächer GmbH möchte Gelände und Atmosphäre vielmehr dafür nutzen, um dort - vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen -zwischen Ende Februar und Mai lokalen Künstlern einen künstlerischen Freiraum zugeben und dem Publikum die Möglichkeit zu eröffnen, kulturell die Konversion des Geländes vom Schlachthofzum "Kreativpark Ost" zu erkunden.
Ein engagiertes Programm, an dem unter anderem der neue Verein "Sonde" mit wirkt, unterstreicht diesen Anspruch. Old Shatterhand und Winnetou holen zwar nicht das Lasso raus und reiten auch nicht um die Wette, aber Burnt Bernd möchte am 23.2. im Rahmen eines Countryfestivals Musik präsentieren, die Country heißt, eigentlich aber Punk flüstert, die scheppertund ins Trommelfell kracht. Lo-Fiin Schlangenlederstiefeln, einen lynchesk vibrierenden Soundtrack wollen die Winter J's, die Love Gang und die Pardonnersauf die Bühne des Saloons "Autohaus" bringen.
Am Fr, 2.3., 19 Uhr(bis 4.3., je ab 14 Uhr) folgt dann die Vernissage einer dreitägigen Ausstellung von Christian Friedrich, Antoanetta Marinov, Daniela Baldelli, Markus Lichti, Jonas Schmitt, Marcel Frey,Florian Köhler, Johannes Wald, WaldemarZimbelmann, Benjamin Bernt, Zoe Miller, Gregor Warczecha und Jonathan Pornin: Gezeigt wird ein bunter Mix ausVideoarbeiten, Zeichnungen, Malerei, Installationen und Skulpturen.
Die Bläserder "Raummusik für Saxophone" am 3.3.ergänzt das Ausstellungsprogramm. Die zeitweilig bei Stereo Total den Bass bedienende Wahlberlinerin Angie Reed (Foto)wird ihre Vielseitigkeit am 10.3. innerhalbeiner Performance unter Beweis stellen, was als erster überregionaler Höhepunkt des neuen "Autohauses" betrachtet werden darf. Möglicherweise werden sich nicht nur einige Karlsruher Jens Friebe anschließen, der im Schlachthof mal: "Bring mich zum Wagen!"sang. Aus "Neuwagen" im Osten der Stadtkönnte ein "Neu wagen" werden.
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