Langer Weg zur kurzen Radschnellverbindung nach Ettlingen

Stadtleben // Artikel vom 03.11.2022

Fünf Kilometer lang soll der Radweg werden, um den sich im Karlsruher Süden derzeit eine intensive Diskussion entbrennt.

Um mehr Menschen zwischen Karlsruhe und Ettlingen vom Auto auf das Fahrrad zu bewegen, plant das Land Ba-Wü mit Unterstützung der beiden Städte einen Radschnellweg. Es soll der Anreiz geschaffen werden, mehr „Kfz-FahrerInnen dazu zu bewegen, das Auto stehen zu lassen und klimaschonend mit dem Fahrrad zu fahren“, umschreibt Stephanie Schumann, die zuständige Projektleiterin vom Regierungspräsidium Karlsruhe, ihren Auftrag. Das Potenzial dafür sei zwischen Karlsruhe und Ettlingen groß. Schon heute nutzten täglich etwa 3.000 Menschen zum Pendeln das Fahrrad. Damit würden die Vorgaben des Landes für die Errichtung von Radschnellwegen bereits übertroffen. Die exklusive Nutzung der breiten Wege für RadlerInnen mit mindestens überwiegendem Vorfahrtsrecht und der direkten Streckenführung eines Radschnellwegs sollen noch mehr Menschen auf zwei Rädern bewegen. In der Klimakrise sei eine solche Mobilitätswende mit der Stärkung des Radverkehrs nicht nur notwendig, „Radfahren ist gerade im Trend“, ist Schumann von einem Erfolg des Schnellwegs zwischen Ettlingen-West und der Weiherfeldbrücke überzeugt.

Doch vor Ort in Weiherfeld-Dammerstock melden sich vor allem Kritiker zu Wort. Zwar sei der Wunsch zur Verkehrswende berechtigt, heißt es vom SPD-Ortsverein. Die Planungen zum Radschnellweg seien aber „gegen die Bedürfnisse vor Ort eine von der Landesregierung von oben verordnete Maßnahme“. Die Anforderungen für Schnellwege seien innerstädtisch nicht umsetzbar. Daher sei „in unserem Stadtteil ein solcher Schnellweg nicht möglich“. Stattdessen sollten die Planungen auf Fahrradstraßen neu ausgerichtet werden, fordert der Ortsverein. Kritik kommt auch vom Bürgerverein Weiherfeld-Dammerstock, der sich als „Interessenvertretung für die Fußgänger“, Kinder und älteren Menschen des Stadtteils sieht, die durch die hohen Geschwindigkeiten und die Vorfahrt durch den Radverkehr gefährdet würden. Der Vorsitzende Joachim Hornuff fürchtet ob des erwarteten Wachstums des Radverkehrs auch um den „ruhigen Wohncharakter“ des Stadtteils.

Über eine schnelle Radverbindung zwischen Karlsruhe und Ettlingen wird bereits seit Jahren diskutiert. Anfang 2020 hatte das RP die Planungen übernommen und prüft gerade sechs unterschiedliche Trassen. Die verschiedenen Wege würden nach Umwelt- und Verkehrsaspekten untersucht und bewertet. Je kürzer oder geradliniger die verschiedenen Varianten sind, umso größer ist der bauliche Aufwand, zeigt der Streckenvergleich des RP. Trotz ihrer überschaubaren Länge hätte die Strecke ihre Tücken und prinzipiell sei der Planungsprozess in bebauten Gebieten schwierig, sagt Schumann, die auf klare Ergebnisse bei der Streckenbewertung setzt: „Wir hoffen auf eine eindeutige Vorzugsvariante.“ Erst danach könne die Planung konkreter werden. Frühestens 2026 könnten die ersten Räder auf einem Schnellweg unterwegs sein. Weitere Verzögerungen könnten aber nie ausgeschlossen werden, sagt Schumann. Außerordentlich lange dauere dies in dem Fall aber nicht. „Das sind ganz normale Planungszeiten.“ Auch die Widerstände seien nicht ungewöhnlich. Dabei habe man versucht, mit Infoveranstaltungen, Beteiligungsverfahren und Vor-Ort-Besuchen das Projekt regelmäßig zu erklären. „Das ist ein wichtiger Austausch und wir sind auch dankbar für Hinweise“, sagt Schumann. Allerdings wünsche sie sich manchmal „mehr Miteinander statt nur Nein und Dagegen“. Doch der insgesamt fast zehn Jahre dauernde Prozess für eine kurze Radstrecke zeigt, der Weg für gemeinsame Lösungen zur notwendigen Mobilitätswende wird lang und steinig. Nicht nur beim derzeit ebenfalls diskutierten Radschnellweg von Karlsruhe nach Rastatt. -fk

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