LAW: Liebe Arbeit Wissen
Stadtleben // Artikel vom 23.09.2009
„LAW – Liebe Arbeit Wissen“ ist ein hochkarätiges „Diskurs – Konzert – Hörspiel – Film“-Festival im ZKM überschrieben, das von der bekannt sehr guten Abteilung „Hörspiel und Medienkunst“ des BR, dem ZKM und der Züricher Hochschule auf die Beine gestellt wurde.
„LAW“ klingt nach Gesetz – und soll es auch: Der Begriff stammt von Wilhelm Reich, der seinerzeit glaubte, nahezu alle Probleme der Menschheit gelöst zu haben. Der österreichische Psychiater widmete sich zunächst der sexuellen Revolution, dann der Massenpsychologie des Faschismus und war als Sexualpolitiker („Sexpol“) und – nach seiner Entdeckung der Orgonenergie – auch als Krebsheiler und Regenmacher in der amerikanischen Wüste aktiv. Von Reich stammt der Satz „Liebe, Arbeit und Wissen sind die Quellen unseres Lebens, sie sollten es auch beherrschen.“
Ein zeitloses Thema, das man direkt auf Aspekte wie Web-Partnerbörsen, Cybersex, Prekariat/Wirtschaftskrise und den Informations-Overkill dieser Tage übertragen kann.Das Programm beginnt am Fr, 25.9., 19 Uhr mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Liebe“ mit vermutlich Peter Sloterdijk, gefolgt um 22 Uhr von der Performanceshow „Work“ von Thomas Meinecke und Move D. Der Musiker und Schriftsteller und der Heidelberger Labelbetreiber, DJ und Freistilmusikant beziehen sich hierbei auf den aus den 20er Jahren stammenden Begriff „Working Girls“, der in den USA sowohl für junge, berufstätige Frauen als auch für Prostituierte stand.
Die Underground-House-Szene New Yorks, Chicagos oder des Detroit-Techno benutzt diese sexuelle Metapher noch heute. David Moufang und Thomas Meinecke produzieren aus unzähligen Samples sowie O-Tönen von Tanzveteranen, Drag Queens und DJs einen hypnotischen Mix. Am Sa, 26.9. folgen ab 13 Uhr vier Hörspiele von Züricher Studenten, die den Migranten-Problemen der Schweiz nachspüren, und eine Podiumsdiskussion zum Thema „Arbeit“, bevor Jan Peters ab 19 Uhr seine drei ebenso witzigen wie (selbst-)ironischen Filme „Lost Tapes Found 1, 2, 3“ zeigt.
Autobiografischer Ausgangspunkt ist hier eine Garage, wo sich inmitten von Filmdosen, Fotos, Audio- und Videotapes ein Exemplar des Manifests „Das Recht auf Faulheit“ von Paul Lafargue aus dem Jahr 1883 findet – mit dem schönen Satz im Vorwort: „Die einzige akzeptable Wirtschaftsform in dieser Gesellschaft ist die Sperrmüllabfuhr“.
Nach der Podiumsdiskussion zum Thema „Wissen“ mit Peter Weibel (20 Uhr) folgt ab 22 Uhr ein Performancekonzert von Hörspielmacher Ammer mit der Weilheimer Band Console: Unter dem Titel „Have You Ever Heard Of Wilhelm Reich?“ entstanden Tracks im Gedenken an das Universalgenie, die wie ein Musical des Weltgeists funktionieren sollen. Im Anschluss legen Meinecke und Move D Platten auf. -rowa
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