Nachverdichtungs-Ticker
Stadtleben // Artikel vom 12.12.2018
Patt, klar ist ihm Denkmalschutz egal.
Erst mal Baustopp beim Franz-Rohde-Haus. Der Investor, dem bei Einhaltung des Denkmalschutzes ein fetter Profit für sein „Mehrgenerationenhaus“ mit 16 Eigentumswohnungen winkt, würde genug einstreichen, um diesen zu erfüllen. Erst kürzlich ließ er sieben Buchen im denkmalgeschützten Garten des Hauses fällen. Für Parkplätze.
Wie schon in INKA #142 erwähnt: Nun ist auch das „Carré Lutherkirche“ (Melanchthon-, Rudolf-, Ludwig-Wilhelm-, Georg-Friedrich-Str.) dran. Für ein viergeschossiges Gebäude, einen massiven Querriegel, wurden nicht nur Gebäude und Garagen, sondern auch Büsche und alte Bäume gefällt. Hier lebte neben Singvögeln, Fledermäusen, Mauerseglern und Falken sogar eine Eule.
Erst mal Planungsstopp im Oberen Säuterich in Durlach-Aue, wo man einst „maximal“ bebauen sollte, geplant sind 380 Wohneinheiten. Hier fand man überraschenderweise auch Tiere – so die seltene Wechselkröte. Immerhin: Der Durchstich zur Südtangente für die Baustelle kommt doch, welch Gnade.
Zehn Prozent Sozialpreise und günstigere Mieten verspricht der Investor auf dem Areal in der Nordweststadt. Ein sensationeller Wert, der „im Plan“ festgeschrieben ist. Hat der „Plan“ was mit Stadtplanung zu tun? Die Stadt hatte die Chance, das Gelände zu kaufen. Ihr hätte ein fetter Millionenprofit gewunken, selbst bei hohem Wohnbebauungsanteil. Sie hat dies: verpasst. Ein totales Versagen! In der freien Wirtschaft wären die Verantwortlichen längst nicht mehr auf ihrem Posten. Hier wollen sie ihr Handeln zum Schaden der Stadt sanktionieren statt zu korrigieren und damit „amtlich“ zu machen: Denn man könnte – was es ja de facto auch ist – das Gebiet an der Erzbergerstraße als Objekt einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme gemäß Paragraf 165 BauGB ausweisen, ein Paragraf, der z.B. in Tübingen angewendet wurde. Hier geht das nicht? Hier will man katastrophale Fehler zulasten der Stadt nicht wieder korrigieren, obgleich es möglich wäre? Warum eigentlich nicht?
Die AG Stadtbild macht Front gegen den Abriss des denkmalgeschützten Badenwerks. Der wird nicht aufzuhalten sein, es gibt ja Instrumente, diesen auszuhebeln. Wir machen dazu mal einen positiven Vorschlag: Das Gebäude und Gelände wäre doch für Karlsruhes Star-Architekten Ole Scheeren ein idealer Platz, um sich konzeptionell auszutoben. Mit ihm war schon einmal geplant, das Gelände hinter dem Hbf zu bebauen – nur hatte er die falschen Investoren an Bord. Vielleicht klappt’s ja diesmal. -rw
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