Schlosslichtspiele 2018

Stadtleben // Artikel vom 28.07.2018

„Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic“ prangt als Motto über der vierten Spielzeit der Karlsruher „Schlosslichtspiele“, bei der die Barock-Fassade wieder im Glanz digitaler Projection Mappings erstrahlt.

Und das Zitat des britischen Physikers und Science-Fiction-Schriftstellers Arthur C. Clarke beschreibt ziemlich genau, was geboten ist, wenn das Karlsruher Schloss zur riesigen Leinwand wird, auf das die Marketing und Event GmbH KME jeden Sommerabend durchwechselnd animierte Werke international renommierter Künstler projiziert. Der kuratierende ZKM-Vorstand Peter Weibel hat neben Highlights aus den zurückliegenden drei Spielzeiten, die in den vergangenen Jahren knapp eine Million Besucher anzogen, dieses Mal den Pionier des Projection Mapping auf dem Spielplan.

László Zsolt Bordos aus Budapest – bekannt auch unter dem Namen Bordos Art Works für seine frühe Tätigkeit als 3D-Animations-Visual-Jockey, sein Mitwirken bei gigantischen Fassadenprojektionen sowie ausgefallenen Videoprojektionen und 3D-Mapping-Projekten – modelt das Schloss zu einem Datenspeicher um. Seine erste für die SLS 2015 entwickelte Show „Reverb“ ist dem Karlsruher Publikum noch durch die hypnotischen Bild-Klang-Welten in Erinnerung; für die neue Show „Memories“ schafft er einen imaginären Hort, an dem persönliche Erinnerungen des 3D-Künstlers abgelegt sind. Mit Hilfe von Datenvisualisierungen, Glitches (engl. für Störung oder Panne), Darstellungshilfen und Feldvektoren verknüpft Bordos diese realen Erinnerungen mit seiner Vorstellung davon, wie diese Erinnerungen gespeichert werden. Außerdem verwandelt der Karlsruher Medienkünstler Jonas Denzel, für die SLS 2017 an der Drais-Velografie beteiligt, mit seiner Show „Hands On“ das Schloss in einen Licht- und Klangkörper: Im Fokus sind die ersten Werkzeuge des Menschen. Hände klopfen, reiben und klatschen auf die Fassade, bis sie schließlich durch einladende Gesten das Publikum zum Mitklatschen animieren. Der Sound wird ausschließlich durch bauliche Elemente wie Fenster, Regenrinnen und Wände sowie durch Körperperkussion erzeugt und visualisiert und das Schloss selbst wird zum bespielten Piano!

Erstmals erarbeitete Global Illumination, ein Kollektiv aus Bildenden Künstlern und Filmemachern, das sich mit Kurzfilmen, Animationen, Musikvideos, Werbespots, Bühnenbildern, Video-Mappings und AV-Performances beschäftigt, eine Show für die SLS: „The Evolution Of Technology With Deeper Meaning“ rekapituliert die technologischen Entwicklungsschritte, die zur vernetzten Informationsgesellschaft geführt haben. Sie startet in der Ära der analogen Maschinen, führt über Lochkarten, 8-Bit-Prozessoren und PCs bis hin zu künstlichen neuronalen Netzen und erzählt so die Geschichte von Apparaten und Codes, die den digitalen Wandel eingeleitet haben. Die gemeinsame Vision von Global Illumination, dessen Kernteam Mitte der 90er Jahre mit der psychedelischen Kultur in Berührung gekommen ist: atemberaubend-originelle Visuals mit Botschaften zu verbinden, die einen Erkenntnisgewinn ermöglichen.

Und passender als „I’mmortal“ könnten Maxin10sity ihren diesjährigen Beitrag kaum taufen. Die bis dato an sämtlichen „Schlosslichtspiele“-Spielzeiten beteiligte und ein ums andere Mal vom Karlsruher Publikum gefeierte ungarische Künstlergruppe kooperiert für die neue Show mit den Akrobaten der Recirquel Company aus Budapest. Die Kompanie schlüpft u.a. in die Rolle von Asheem, einen Zirkusartisten, der nach einem Sturz Unsterblichkeit erlangt. Akrobatische Elemente aus dem zeitgenössischen Zirkus-Repertoire und Mapping ergänzen sich zu einem neuen visuellen Genre. Am Sa, 4.8. findet aufgrund der Karlsruher Museumsnacht „Kamuna“ keine Lichtprojektion statt.

Rahmenprogramm
Bereits vor Anbruch der Dunkelheit gibt’s bei den „Schlosslichtspielen“ Programm: Am eintrittsfreien „SWR Wochenende“ (24.-26.8.) steigt in Kooperation mit dem Jazzclub die zweite „Karlsruher Jazz Night“ (Fr, 24.8., 18 Uhr). Beim Jubiläumskonzert teilen sich Crooner Teddy Schmacht, die durch ihre Auftritte mit der SWR Big Band bekannte Sängerin Fola Dada und Jazz-Trompeter Thomas Siffling die Bühne gemeinsam mit der 30. Geburtstag feierenden Up To Date Big Band. Die SWR1 Band (Sa, 25.8., 18 Uhr) spielt Hits von „I Will Survive“ über „No Woman No Cry“ bis „Highway To Hell“; den Ausklang des „SWR Wochenendes“ bereitet dann SWR4 mit einer Ausgabe ihrer Live-Act-„Sommernächte“ (So, 26.8., 18 Uhr); für Stimmung sorgt DJ Johannes Stier.

Am Sa, 11.8. geht das Finale der „Goldenen Gitarre“ über die SLS-Bühne. Für den in zwei Kategorien – eine für Cover-Gruppen und eine für Formationen mit eigenem Material – vergebenen Musikpreis der Neuen Welle haben sich zahlreiche Bands aus der Region beworben. Die beiden Erstplatzierten gewinnen 5.000 Euro; des Weiteren werden sie ausführlich im Radio vorgestellt, können auf Veranstaltungen der Neuen Welle für eine angemessene Gage auftreten und zusätzlich bewirbt der Sender ein Jahr lang jedes Konzert. Aus allen Bewerbungen erwählt eine aus Welle-Mitarbeitern, Musikern aus der Region und Fachleuten der Musikindustrie bestehende Jury zehn Bands. Die sechs mithilfe eines Online-Votings (16.7.-29.7.) auf www.die-neue-welle.de bestimmten Finalisten dürfen sich 20 Minuten dem SLS-Publikum vorstellen, bevor eine weitere Expertenjury die Auftritte nach Musikalität, Performance und Gesamteindruck bewertet.

Und während der letzten „Schlosslichtspiele“-Tage lädt die dritte „Foodtruck Convention Karlsruhe“ (Fr-So, 7.-9.9.) beim Großherzog Karl-Friedrich-Denkmal eintrittsfrei zu den verschiedensten Genüssen von vegetarisch über vegan bis hin zu Spezialitäten aus dem Smoker. -pat

Premiere: Sa, 28.7., 22 Uhr, bis 9.9., 29.7.-2.8. 22-23.30 Uhr, 3.8.-16.8. 21.30-23.30 Uhr, 17.-30.8. 21-23.30 Uhr, 31.8.-9.9. 20.30-23.30 Uhr
www.schlosslichtspiele.de

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