Stadtnews: Wohnen, Energie, Mobilität: Karlsruhe ringt mit der Zukunft

Stadtleben // Artikel vom 01.05.2025

RDK9 (Foto: Florian Kaufmann)

Ein einziges Wort steht über einem aktuellen Wohnungsgesuch: „Dringend!“.

Doch schnell geht auf dem Karlsruher Wohnungsmarkt wenig. Eigentlich wollte die Stadt bis 2035 10.300 neue Wohnungen bauen. Das sei im aktuellen Marktumfeld aber nicht mehr machbar, heißt es jetzt auf Anfrage. Ein neues Ziel gibt es nicht, eine schnelle Entspannung auch nicht. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen um zwei Drittel zurückgegangen. Im Ba-Wü-Vergleich aller Kommunen stellte das Statistische Landesamt nur noch in Baden-Baden einen ähnlich hohen Rückgang der Baugenehmigungen fest. Selbst bei den bundesweit schwachen Baufortschritten ist das ein Alarmsignal.

Für zumindest statistisch bessere Zahlen könnte der Investor Christoph Gröner sorgen; doch trotz neuer Versprechen stellte er erneut keinen Bauantrag, um die geplanten 1.000 Wohnungen auf dem C-Areal errichten zu können. Neues Zieldatum: bis Sommer, ließ er wissen. Durch den schleppenden Baufortschritt könnte die Stadt seit Ende vergangenen Jahres etwa 20.000 Euro pro Monat von Gröner an Strafzahlungen verlangen. Doch die Verwaltung verzichtet darauf und räumt Gröner eine weitere Fristverlängerung ein. Am Fertigstellungsdatum halte man aber fest, so die Stadtverwaltung. Gröner müsse dann schneller bauen als ursprünglich geplant. Doch angesichts von laufenden Insolvenzverfahren, vielen gerichtlichen Streitigkeiten und einer hohen Schuldenlast wachsen die Zweifel immer mehr.

Während die Wohnungen fehlen, geht es bei fossiler Infrastruktur überraschend schnell: Im Rheinhafen plant die EnBW ein neues Großkraftwerk – mit Gas. RDK9 heißt das Projekt, das nach dem Kohleausstieg einspringen soll. 850 Megawatt Strom, 220 Megawatt Wärme – modern, effizient, „wasserstofffähig“, heißt es. Doch in den kommenden Jahren soll erst mal weiter Erdgas verbrannt werden. Offiziell ist Gas nur eine Brücke zur klimaneutralen Zukunft. Doch wann diese Zukunft beginnt, bleibt offen. Wasserstoff soll es irgendwann richten – wenn er denn verfügbar ist Und ob er jemals ein Rohstoff zum Heizen werden kann – unwahrscheinlich. Mit langfristigen Lieferverträgen bis 2045 hat sich die EnBW an Erdgas aus Fracking gebunden und will auch den Wasserstoff vielleicht irgendwann mal nicht grün, sondern auf Basis von Erdgas nutzen. Das Klimabündnis Karlsruhe warnt: Das neue Kraftwerk zementiere fossile Abhängigkeiten auf Jahrzehnte. Während Alternativen wie Flusswärmepumpen oder Geothermie kaum berücksichtigt werden, soll der Gemeinderat unter Zeitdruck entscheiden – obwohl das neue Wärmekonzept der Stadt noch gar nicht vorliegt. Umweltschützer fordern keine Fantasieprodukte, sondern reale, erneuerbare Lösungen. Doch auch die Bundesregierung will die Gasverbrennung als „Brückentechnologie“ fördern. Für OB Mentrup ist daher klar, er will „zügig zu einer Entscheidung kommen, damit das Investitionsprogramm des Bundes zur Sicherstellung der Energie- und Wärmeversorgung nicht am Großraum Karlsruhe vorbeigeht.“

Auch Mobilität bleibt ein Schlüsselthema für die Zukunft. In Karlsruhe zeigt sich das besonders deutlich an der geplanten zweiten Rheinbrücke. Der BUND zwang Stadt und Land in einem gerichtlichen Vergleich dazu, in einer Machbarkeitsstudie bei der Planung der neuen Brücke den ÖPNV stärker einzubeziehen. Das Ergebnis liegt nun vor: Ein gut ausgebauter ÖPNV könnte nicht nur Verkehrsflüsse lenken, sondern auch CO2 sparen, Unfälle vermeiden und den Pendelalltag verbessern: Expressbusse, mehr Stadtbahnen, On-Demand-Verkehr, Tempo 30 und ein Mobilitätspass. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich mit diesen Maßnahmen nicht nur der Autoverkehr reduzieren ließe, sondern auch ein erheblicher volkswirtschaftlicher Nutzen entstünde. Doch noch ist unklar, ob daraus mehr wird als ein Katalog guter Ideen. Während die Brückenplanung konkret voranschreitet, bleibt die Umsetzung der flankierenden Maßnahmen vage.

Nach zwei Jahren Suche saß er plötzlich auf dem Nebensitz. Der KSC hat endlich einen neuen Sportdirektor: Mario Eggimann, Vizepräsident und Gremiumsmitglied im Beirat, übernimmt Sebastian Freis’ Posten Bereichsleiter Profis als neuer Geschäftsführer Sport. Fehlende Weitsicht beklagen Fans nicht nur beim Personal, sondern auch auf den Rängen: In den oberen Reihen sehen sie statt Spielfeld nur die schwarzen Rückseiten der neuen Anzeigetafeln. Der Verein räumt das Problem ein, verweist auf statische Gründe und reduziert auch aus Sicherheitsgründen die Stadionkapazität um 2.000 Plätze. Ob auf dem Wohnungsmarkt oder im Stadion: Wer in Karlsruhe was sehen will, muss manchmal ein bisschen Geduld mitbringen... -fk

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