Verschoben bis zum Verfall? Keine Perspektive für Sanierung des Prinz-Max-Palais’ und innerstädtische Kultur
Stadtleben // Artikel vom 05.07.2021
„Es gibt keinen Gesamtplan für die Kultur in Karlsruhe“, klagt der Vorsitzende der Literarischen Gesellschaft Karlsruhe, Hansgeorg Schmidt-Bergmann.
von Florian Kaufmann
Vor dem Hintergrund neuer Bedürfnisse und Ansprüche an die Kultur und den anstehenden Generationenwechsel in vielen kulturellen Einrichtungen müssten neue Initiativen gezielt gefördert und die verschiedenen Träger gemeinsam gedacht werden. „Es braucht ein radikales Umdenken in der Stadtplanung“, fordert er eine Diskussion über einen kulturellen Plan für die kommenden fünf bis zehn Jahre. Schmidt-Bergmann ist als Leiter des Museums für Literatur am Oberrhein im Prinz-Max-Palais selbst betroffen. Täglich spürt er die baulichen und strukturellen Mängel der 1884 erbauten Gründerzeitvilla, in der auch das Stadtmuseum und die Kinder- und Jugendbibliothek untergebracht sind. „Durch den immer wieder ausfallenden Fahrstuhl mussten wir Rollstuhlfahrer schon zwei Stockwerke nach oben tragen.“ Insgesamt sei das Gebäude in einem „katastrophalen Zustand“ und schon aus Brandschutzgründen ist die weitere Nutzung des Gebäudes nicht mehr lange tragbar.
Eine Sanierung des Prinz-Max-Palais wird seit Jahren diskutiert und allerorts als dringend notwendig erachtet. „Mittlerweile läuft schon die zweite Machbarkeitsstudie“, sagt Schmidt-Bergmann. Alle beteiligten städtischen Ämter hätten schon lange grünes Licht für die Sanierungspläne gegeben, doch seit Jahren wird ein notwendiger Beschluss des Gemeinderats über die Sanierung aufgeschoben. Vor drei Jahren kündigte die Stadtverwaltung eine Entscheidung für den Herbst 2018 an, nachdem eine Entscheidung für einen Verbleib aller bisherigen Einrichtungen im Prinz-Max-Palais getroffen wurde. Doch weder kam es seither zu einer Befassung des Gemeinderats noch wurde das Prinz-Max-Palais auf die Investitionsliste der Stadt gesetzt. Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsdiskussion könnte das für das Prinz-Max-Palais fatal sein. Denn aus Spargründen soll es einerseits bis mindestens 2023 keine neuen Investitionsprojekte geben, obwohl für das denkmalgeschützte Gebäude gute Aussichten auf zusätzliche Bundes- und Landesförderungen bestehen. Aus Kostengründen könnten andererseits wieder Stimmen für einen Verkauf des Gebäudes laut werden, was das Kulturzentrum am einstigen Sitz des Bundesverfassungsgerichts gänzlich in Frage stellen würde. Die Stadtverwaltung ließ eine Anfrage von INKA zu den Sanierungsplänen bis Redaktionsschluss unbeantwortet; währenddessen wachsen die Zweifel, ob alle Einrichtungen nach einer Sanierung tatsächlich zurückkehren werden. Nachdem die Pläne für ein gemeinsames Bibliothekshaus mit der Stadtbibliothek am Kronenplatz aus Platz- und Kostengründen wohl gescheitert sind, soll die Kinder- und Jugendbibliothek dem Vernehmen nach in ein bald freiwerdendes Bankgebäude in der Innenstadt umziehen.
Für Schmidt-Bergmann wäre eine weitere gemeinsame Nutzung nach der Sanierung für das Prinz-Max-Palais ideal. „Die Kinder- und Jugendbibliothek füllte den Tag und wir als Literarische Gesellschaft den Abend.“ Ein innerstädtisches Kulturzentrum, das noch mehr Initiativen aufnehmen und als „dritter sozialer Ort“ offene Räume für Arbeit, Diskussion und Debatte bieten könnte, ist die Zielvorstellung des Kulturwissenschaftlers. „24 Stunden geöffnet, mit Arbeitsecken statt Schreibtischen für Studierende und die Verknüpfung mit anderen Bildungseinrichtungen: Wir müssen das Museum neu definieren und Themen behandeln. Es ist notwendig, Kultur in Karlsruhe neu zu denken.“ Hier seien andere Städte schon weiter. Dazu gehöre nach seinen Vorstellungen im neuen Prinz-Max-Palais auch ein Veranstaltungsraum für mindestens 250 Personen, um das Haus attraktiv zu machen. „Es geht um die Attraktivität der ganzen Innenstadt“, betont Schmidt-Bergmann. Auch die Entwicklung des Hauses zu einem deutsch-französischen Kulturzentrum kann er sich gut vorstellen. Ideen und Perspektiven gäbe es genug. Es liegt jetzt an Politik und Verwaltung nach langjährigen Diskussionen und Planungen endlich einen Grundstein für innerstädtische Kultur zu legen.
WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL
Laden Zwei: Closing & Event-Samstage
Stadtleben // Artikel vom 17.01.2026
Sie ist das Weststadt-Aushängeschild für „Faire Mode, Accessoires & kreative Geschenke“ von der Kunstkarte bis zur Mietbox für handgemachte Produkte.
Weiterlesen … Laden Zwei: Closing & Event-SamstageBauernmarkt Karlsruhe
Stadtleben // Artikel vom 08.01.2026
Winterpausenlos gibt es bei diesem Monatsmarkt am ersten Donnerstag auf dem Schlachthof die Region direkt vom Erzeuger in den Einkaufskorb.
Weiterlesen … Bauernmarkt KarlsruheFünf: Menüreihe „Begegnungen“
Stadtleben // Artikel vom 21.12.2025
Mit seiner im November gestarteten Sonntagsmenüreihe „Begegnungen“ animiert das Nordstadtrestaurant Fünf, über den Tellerrand zu schauen.
Weiterlesen … Fünf: Menüreihe „Begegnungen“Magasin Madagascar: Weihnachtsladen 2025
Stadtleben // Artikel vom 19.12.2025
Während die Vanille- und Pfefferinsel mit einer neuerlichen Übergangsregierung in der schwersten Staatskrise seit Jahren steckt, wird das seit 2010 im Atelier für Gestaltung eröffnete „Magasin Madagascar“ bei der kommenden Winteredition erstmals zum „Weihnachtsladen“.
Weiterlesen … Magasin Madagascar: Weihnachtsladen 202516. Karlsruher Weihnachtscircus
Stadtleben // Artikel vom 19.12.2025
„Manege frei für „Badens beliebteste Weihnachtsshow!“
Weiterlesen … 16. Karlsruher WeihnachtscircusWundertüte 2025
Stadtleben // Artikel vom 12.12.2025
Früher war mehr „Lametta“, aber was da jetzt wohl drinstecken mag?
Weiterlesen … Wundertüte 2025Klunker für Uschi #16
Stadtleben // Artikel vom 12.12.2025
Parallel zum neuen Kunst- und Designmarkt „Wundertüte“, der im Tollhaus die „Lametta“-Nachfolge antritt, präsentiert die „Uschi“ am dritten Adventswochenende zum 16. Mal ihre „Klunker“ im Rahmen einer kleinen, feinen Weihnachtsausstellung.
Weiterlesen … Klunker für Uschi #16Weihnachtsmesse für Angewandte Kunst & Kunsthandwerk 2025
Stadtleben // Artikel vom 11.12.2025
Die Mischung macht’s!
Weiterlesen … Weihnachtsmesse für Angewandte Kunst & Kunsthandwerk 2025Weihnachtsmesse für Angewandte Kunst & Kunsthandwerk 2025
Stadtleben // Artikel vom 11.12.2025
Seit 2009 ist die „Karlsruher Weihnachtsmesse für Angewandte Kunst und Kunsthandwerk“ fester Bestandteil der Ausstellungen im Regierungspräsidium am Rondellplatz – und präsentiert sich traditionell wie innovativ, facettenreich und immer wieder neu!
Weiterlesen … Weihnachtsmesse für Angewandte Kunst & Kunsthandwerk 2025
Kommentare
Einen Kommentar schreiben