Zehn Jahre U-Strab-Baubeginn & die Folgen
Stadtleben // Artikel vom 12.03.2020
Am 21.2. feierte die Kombilösung zehn Jahre Baubeginn.
Und wir sind alle voller Freude, dass noch Straßenbahnen über teure Behelfsbrücken fahren und man jede Woche mindestens einen bezahlten Jubelartikel über den sich hinziehenden Bau in den BNN lesen kann. Noch unkritischer sind die Medienmitteilungen der U-Strab-Baugesellschaft Kasig im Bürgermeisterverkündigungsorgan „Stadtzeitung“. Kostenlos im BNN-Schwesterblatt „Der Kurier“ beigelegt, wird hier ein geschmeidiger, unverblümt interessensorientierter „Stadtfeuilletonismus“ gepflegt, dass man manchmal denkt, man lebt ganz woanders.
Eine Kolumne von Harry Block
Ich habe in meinem Leben als politisch Interessierter schon viele engagierte Menschen getroffen, aber in Sachen Kombilösung bin ich auf einen Typ Politiker und Manager gestoßen wie sonst nie: Menschen, die total angefixt sind von dem, was sie durchsetzen wollen und können. Macht ausüben. Etwas bewegen. Großes schaffen. Gestalten. Geradezu berauscht waren und sind sie. Kombilösungs-Junkies. Unerreichbar für Argumente. Frei von jedem Zweifel an der Richtigkeit des Milliardengrabs. Obwohl Rechnungsprüfungsamt und Bundesrechnungshof die Förderungsfähigkeit der Kombilösung von Anfang an in Frage stellten. Es macht sie so stark, dass sie es geschafft haben, ihre Parteien, die Kommune, ein ganzes Land als Zuschussgeber in Geiselhaft zu nehmen und eine rationale, nachhaltige Verkehrspolitik zu verhindern.
Durch über zehn Jahre als Mitglied im VBK- und Kasig-Aufsichtsrat weiß ich: Die Verantwortlichen ignorieren Details, Probleme und Schwierigkeiten der Kombilösung. Sie ignorieren, dass die Finanzierung der U-Strab (bei Redaktionsschluss sind weitere Kostensteigerungen angekündigt, von einst 500 Millionen wird man geschätzt bei zwei Milliarden landen) und der Unterhalt (Schätzung: 70 Millionen Betriebskosten pro Jahr) den Stadthaushalt in die Knie zwingt. Die Fahrpreise des ÖPNV gehen ständig nach oben. Der KSC-Stadionbau – auch hier schnellen die Kosten massiv in die Höhe – und die Sanierung des Staatstheaters werden viele notwendige Investitionen in die Infrastruktur unmöglich machen.
Hunderte von SchülerInnen der Sophie-Scholl-Realschule werden seit zwei Jahren mit Bussen zum Sportunterricht gekarrt, weil der Neubau ihrer immer noch nicht abgerissenen, asbestverseuchten Turnhalle auf sich warten lässt. Schafft das Vertrauen in die Stadtpolitik? Spricht bei den vielen Büro- und Großinvestorenbauten jemand davon, wo die vielen Menschen wohnen sollen? Kommt die Kultur in der neuen 19-Punkte-Vereinbarung der Grünen mit dem OB über einen künftigen Wahlkampf überhaupt vor? Es ist ein kleiner Schritt von Politikverdrossenheit zu Politikverneinung. Immer mehr BürgerInnen fühlen sich auch in Karlsruhe alleingelassen, weil kapitalkräftige Investoren sie aus ihrer Stadt drängen.
Auch in der Südstadt ist nun „Investorenalarm“. Das Bemühen um den Erhalt der städtischen Lebensgrundlagen stellt keinen Lobbyismus der jugendlichen „Fridays For Future“-Demonstranten dar (die sich am 20.3. ab 16 Uhr auf dem Marktplatz versammeln, während im Rathaus der Umweltausschuss über das Klimaschutzkonzept berät) und schon gar keinen Luxus, sondern ist ein existenzielles Interesse aller KarlsruherInnen. Nicht nur Großprojekte verdienen Beachtung, sondern die sozialen und ökologischen Lebensverhältnisse der „normalen“ StadtbewohnerInnen müssen mehr denn je vorrangig bei Entscheidungen berücksichtigt werden. Das Bewusstsein unserer eigenen Endlichkeit und die damit verbundene Sorge um eine kinder- und enkeltaugliche Zukunft sollte daher auch bei dem im März im Gemeinderat anstehenden Beschluss über das sehr engagierte Energie- und Verkehrskonzept der Stadt und dessen Umsetzung höchste Priorität besitzen.
WEITERE STADTLEBEN-ARTIKEL
Schlosslichtspiele 2025
Stadtleben // Artikel vom 14.08.2025
Ihr Medienkunstspektakel mit globaler Strahlkraft feiert Deutschlands erste und einzige Unesco City Of Media Arts seit 2015.
Weiterlesen … Schlosslichtspiele 202550. Klosterfest Bad Herrenalb
Stadtleben // Artikel vom 02.08.2025
Kulinarische Bummelmeile, Mittelalterdorf, Kunsthandwerk, Kinderspielmobil, Livemusik u.v.m. – das traditionsreiche „Klosterfest“ in Bad Herrenalb bietet auch im 50. Jahr seines Bestehens ein facettenreiches Programm.
Weiterlesen … 50. Klosterfest Bad HerrenalbZwischen Rotstift & Realität: Haushaltsberatungen 2026/27
Stadtleben // Artikel vom 01.08.2025
Was passiert, wenn Haushaltszahlen zur Realität werden?
Weiterlesen … Zwischen Rotstift & Realität: Haushaltsberatungen 2026/27Gastro-News: Schließungen & Otto Genossenschaftskneipe
Stadtleben // Artikel vom 01.08.2025
Nicht nur High-End-Gastronomie wie das Durlacher Sternerestaurant Tawa Yama trudelt, auch das Bio-Fine-Dining-Restaurant Erasmus im Dammerstock ist seit Ende Juni endgültig geschlossen.
Weiterlesen … Gastro-News: Schließungen & Otto Genossenschaftskneipe„Sommerfit“ mit Pfitzenmeier
Stadtleben // Artikel vom 01.08.2025
Die Nummer eins in der Region macht „Sommerfit“.
Weiterlesen … „Sommerfit“ mit PfitzenmeierStaudt – Mode & Accessoires
Stadtleben // Artikel vom 01.08.2025
Mit dem Sommerbeginn sind in Claudia Staudts Boutique wie jedes Jahr im Juli die ersten Kollektionen für den Herbst eingetroffen.
Weiterlesen … Staudt – Mode & AccessoiresDie Innenstadt im Hitzestau
Stadtleben // Artikel vom 01.08.2025
Im Hitzecheck der Deutschen Umwelthilfe erhielt Karlsruhe die rote Karte.
Weiterlesen … Die Innenstadt im HitzestauDie Karlsruher: Unglücklich auf dem absteigenden Ast
Stadtleben // Artikel vom 30.07.2025
Bei der Lebensqualität Platz eins, bei der Lebenszufriedenheit seiner Bürger ganz unten.
Weiterlesen … Die Karlsruher: Unglücklich auf dem absteigenden AstCrowdfunding: Otto – die kleine Genossenschaftskneipe
Stadtleben // Artikel vom 23.07.2025
Mitte Februar mussten sich Tobias Hengherr und seine Weststadt-Kneipe mit dem augenfälligen Astra-Schild nach rund zehn Jahren aus Rentabilitätsgründen vom Betrieb verabschieden.
Weiterlesen … Crowdfunding: Otto – die kleine Genossenschaftskneipe
Kommentare
Einen Kommentar schreiben