Christiane Möschle – „Der Duft Kalabriens“

Bildung & Wissen // Artikel vom 08.07.2021

Eine Karlsruher Einwandererfamilienchronik, eine Soziologie und Kulturgeschichte Süditaliens, ein Reisebericht.

Christiane Möschles erstes, 2018 in ihrem hauseigenen Panima Verlag „für Literatur von & über Frauen“ erschienenes Buch vereinigt auf seinen 352 Seiten all das. Von Karlsruhe nach Castrovillari und wieder zurück geht diese sinnliche Reise durch Kalabrien und Apulien auf den Spuren der Familie Serio, die in der Karlstr. 42-44 das Restaurant Da Serio samt Café und Lebensmittelgeschäft führt.

Mit über 100 außergewöhnlichen Fotografien und zahlreichen historischen Fakten unterlegt, nimmt Möschle die LeserInnen mit durch ein von spektakulären Naturwundern, Olivenbäumen und Schluchten, kulinarischen Genüssen, Düften und Farben, aber auch ökonomischer Misswirtschaft geprägtes Land und seinen abwartend zugewandten Bewohnern: Einfühlsam erzählt sie die Geschichte von Lucia Serio-Gaspari, Mutter Giovanna und Großmutter Carmela, die in der traditionellen Gesellschaft verhaftet waren, sich aber immer mehr Eigenständigkeit erkämpften; ergründet das Motiv des Auswanderns, berichtet von den ersten Erfahrungen in der neuen Welt.

Dabei beleuchtet sie auch die Geschichte Süditaliens in all ihren Facetten: der jahrtausendelangen Eroberung und Unterdrückung und Missachtung der Süditaliener, von den West- und Ostgoten über die Sarazenen, Byzantiner, Normannen, Staufer, den Anjou und Aragonesen bis zu den Großgrundbesitzern der Neuzeit und der Mafia, der Armut und der daraus resultierenden gesellschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklung – wie die Menschen damals lebten, warum sie massenhaft nach Deutschland gekommen sind, wie sie sich hier eingerichtet haben und warum viele noch immer die Sehnsucht nach dem „Duft Kalabriens“ verspüren. -pat

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