Deutsch lernen im Museum: Außerschulische Lernorte für Lernende

Bildung & Wissen // Artikel vom 14.11.2022

Lernen muss nicht nur im schulischen Umfeld geschehen.

Ältere Menschen lernen, ohne die Schulbank zu drücken und in manchen Ländern ist Homeschooling eine weit verbreitete Art, die Schulzeit zu absolvieren. Nach der Pandemie und durch die stets wachsenden Angebote im Internet profitieren viele Menschen von der Möglichkeit, Dinge in Entfernung des eigentlichen Ortes des Geschehens zu erledigen (Remote Learning, Remote Working). So auch das Erlernen von Fremdsprachen.

Grüne Klassenzimmer und dergleichen

Die Weltdekade für nachhaltige Entwicklung der Unesco brachte uns ab 2008 das grüne Klassenzimmer in die Schulen. Es stellt den Gegensatz zu heutigen Onlineplattformen, die bspw. Deutsch Nachhilfe online ermöglichen, dar. Es sollte ein Ort außerhalb des Gebäudes sein, idealerweise eingebettet in intakte Natur, wo Unterricht im Freien abgehalten werden kann. Nicht immer hat dieser Unterricht mit Natur und Umwelt zu tun, es geht auch darum, während der Unterrichtsstunde einen anderen Hintergrund zu haben. Dennoch spricht nichts dagegen, online Unterricht zu nehmen, aber das Lernen in einem Umfeld, reich an Ablenkungen, ist zusätzlich dazu geeignet, die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen.

In den Waldorfschulen hat das grüne Klassenzimmer einen anderen Namen und eine klare Definition. Im Unterrichtsfach Gartenbau, der in den Waldorfschulen in den Klassen 6 bis 8 zum Lehrplan gehört, werden Ökologie und der Zusammenhang zwischen den eigenen Gestaltungskräften und natürlichen Prozessen gelehrt. Die Jugendlichen freuen sich auf diese Unterrichtseinheit, denn sie bietet die Möglichkeit, sich draußen aufzuhalten und nicht still sitzen zu müssen.

Sitzen ist generell die ungesündeste Art der Positionierung für einen Menschen. „Sitzen ist das neue Rauchen“ ist eine neue Erkenntnis und es ist sehr ungesund, bereits Kinder an stundenlanges Sitzen heranzuführen. Zivilisationskrankheiten heißen deshalb so, weil sie mit unserer Zivilisation – also unserer Art, unser Leben zu gestalten – einhergehen. Nicht nur der Konsum von Zucker, sondern auch das viele Sitzen ist charakteristisch für unseren Lebensstil und trägt dazu bei, dass Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht, Herzinfarkt und die Verkalkung der Herzkranzgefäße immer mehr Menschen betreffen.

Museen als Lernorte

Ein Museum ist ein Ort, wo Wissen aufbewahrt wird – was würde sich besser eignen als Ort zur Wissensvermittlung? Schon immer besuchen Schulklassen Museen unterschiedlichster Art, um einen Tapetenwechsel vom ewig gleichen Schulgebäude zu erfahren. Das dort erlangte Wissen wird oft besser im Gedächtnis behalten, weil es in Bewegung geschieht und eine Ausnahme darstellt. Genauso wie Kaugummi kauen die Konzentration fördert, so ist Bewegung dem Denkprozess förderlich. Das gilt nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene. In der Integration von ausländischen Mitbürgern spielt der außerschulische Lernort ebenfalls eine große Rolle, wird hier neben dem reinen Lernstoff doch auch Kultur in einem anregenden Umfeld vermittelt. Goethe-Institute verschiedener Länder bieten Kurse an, die in Museen stattfinden und auch Deutsch Schülerinnen und Schüler höherer Klassen profitieren von einer Unterrichtseinheit im Museum.

Alternative Lernkonzepte

Nicht überall auf der Welt und nicht in allen Schulformen wird so sehr am Althergebrachten festgehalten wie im deutschen Schulsystem. Innovativere Kulturen und Menschen haben Wege kreiert, wie Wissen besser vermittelt werden kann. Ein etabliertes System sind die Waldorf- und Montessorischulen, die heute ergänzt werden durch allerlei freie Schulen. Es ist per se nichts Schlechtes daran, einen Bildungsstandard auszuweisen, allerdings haben sich in den vergangenen mehr als 100 Jahren die Anforderungen an Menschen in der Sozialgemeinschaft verändert und das Schulsystem blieb das Gleiche. Die Vermittlung von Wissen im digitalen Zeitalter muss anders sein als die im Industriezeitalter – es gibt anscheinend nur wenige Menschen, die das verstehen und noch weniger, die bereit sind, das in die Tat umzusetzen.

Nach wie vor ist das Erlernen von Sprachen und Naturwissenschaften erstrebenswert, das Lernziel könnte aber vielleicht über das reine Auswendiglernen des Zitronensäure-Zyklus (als Beispiel) hinausgehen und ein echtes Verständnis von Zusammenhängen ermöglichen. Außerdem fehlen wesentliche Lerninhalte in den Stundenplänen, die man eventuell mit dem Wort „Life-Hacks“ überschreiben könnte. Manch ein Schulabgänger hat noch nie eine Waschmaschine bedient, eine fruchtbare Diskussion geführt oder gelernt, für seine Handlungen Verantwortung zu übernehmen.

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