Kykladen-Vortrag von Colin Renfrew
Bildung & Wissen // Artikel vom 20.02.2012
Mit der Koryphäe der Kykladen-Forschung begrüßt das BLM einen seiner ehemals größten Kritiker.
Colin Renfrew, vielfach ausgezeichneter britischer Archäologe, emeritierter Professor für Archäologie der Universität Cambridge, ist der Stargast der Vortragsreihe zur Sonderausstellung „Kykladen. Lebenswelten einer frühgriechischen Kultur“. Als 1963 auf der Kykladen-Insel Keros durch Raubgrabungen hunderte von zerbrochenen Idolfiguren zu Tage kamen, war Renfrew einer der Ersten, der die geplünderte Stelle begutachtete. Seitdem lässt ihn sowohl die Erforschung der Kultur der Kykladen als auch die Sorge um deren unrechtmäßigen Handel nicht mehr los.
1976 präsentierte das Badische Landesmuseum die große Sonderausstellung „Kunst der Kykladen“. Renfrew unterstütze die Schau damals durch Beratung und einen wichtigen Katalogaufsatz. Doch als er nach der Eröffnung feststellte, dass viele der ausgestellten Objekte noch in Besitz von Kunsthändlern waren, ohne Provenienzangaben und illegal über die Grenzen gebracht, entwickelte sich Renfrew zu einem der größten Kritiker des Hauses. Seine Kritik an der Erwerbungspolitik manifestierte er fast jährlich in neuen wissenschaftlichen Publikationen und Reden auf Fachtagungen. Bis er schließlich im vergangenen Mai während eines öffentlichen Vortrags in Athen den griechischen Behörden vorschlug, zwei prominente Kykladenobjekte des BLM zurückzufordern. Dieser Aufforderung kam das griechische Ministerium im September nach.
Colin Renfrew ließ sich jedoch im Juni überzeugen, dass das BLM die Ankaufpolitik der 70er und 80er Jahre fortgesetzt hat, sondern vielmehr den Konventionen der UNESCO zum Schutz der Kulturgüter folgt. Als Wiedergutmachung für die entstandene Rufschädigung half Renfrew dem BLM, die neue Erwerbungspolitik zu formulieren und bat das griechische Kulturministerium, die neue Kykladen-Ausstellung in Karlsruhe mit Leihgaben zu unterstützen. Dieser Bitte kamen die griechischen Behörden nicht nach; im Vorfeld der aktuellen Kykladen-Schau hat der griechische Staat seine Leihgaben verweigert und sogar an die Rückgabe zweier in den 70er Jahren gekauften Kunstwerke geknüpft.
Als Zeichen seiner Zuneigung zum BLM hat Renfrew neueste wissenschaftliche Ergebnisse, die erst im Laufe des Jahres in einer Gesamtpublikation der Universität Cambridge erscheinen, im Karlsruher Ausstellungskatalog erstmals veröffentlicht. Zudem hat er einen Vortrag (in englischer Sprache mit deutscher Simultanübersetzung) zugesagt, für den unter Tel. 0721/926 28 28 nur noch wenige Restkarten erhältlich sind. -ps/pat
Do, 23.2., 19 Uhr, Schloss, Karlsruhe
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