Mathilde Göttel, Stadträtin Die Linke

Porträt
Mathilde Göttel

Als sie das auffallend junge Gesicht erblickt, muss Mathilde Göttel die Nachrückerin im Sitzungssaal sogleich nach ihrem Geburtstag fragen: 2.6.98. Damit ist ihre neue Kollegin Christina Bischof genau einen Tag älter als sie – und Göttel nach wie vor die Jüngste im Karlsruher Gemeinderat. Den Alteingesessenen ist der von Links-Partei und Grünen eingeleitete Jugendstil anfangs noch suspekt. „Mir macht das nichts aus, es ist schließlich kein Grund, weniger ernst genommen zu werden“, gibt sich die 23-jährige Kunst- und Baugeschichts-Studentin ganz selbstbewusst. Seit 2019 ist sie eine von drei Linken-StadträtInnen und bildet mit dem fast ebenso jungen Lukas Bimmerle und der ehemaligen Karlsruher Bundestagsabgeordneten Karin Binder die Fraktion. Schon immer politisch interessiert, gibt das Wahljahr 2017 mit dem Einzug der AfD in den Bundestag für Göttel den Ausschlag, selbst in eine Partei einzutreten. Und sie wählt mit der Linken den Gegenentwurf zur Alternative für Deutschland.

Der Bau-, Kultur- und Planungsausschuss sind ihre Schwerpunktausschüsse; ganz oben auf der Agenda steht das Ringen um bezahlbare Wohnungen, für gemeinnützige Wohnprojekte zur Erprobung neuer Wohnformen setzt sie sich ebenso ein wie für die Erhöhung der Sozialbindungsquote auf 50 Prozent. Größter persönlicher Erfolg bislang: die derzeit im Aufstellungsverfahren befindliche Milieuschutzsatzung für die Südstadt. Ein weiteres großes Anliegen ist ihr, „die Blechlawine aus der Stadt zu verbannen – Autofahren in der City darf keinen Spaß mehr machen! Eine solche Verkehrswende ist nicht nur gut fürs Klima, es wird auch wertvoller zentraler Platz geschaffen.“ Der Antrag für ein Projektfeld auf dem Marktplatz, das es jedem Bürger ermöglicht, temporär seine Ideen zu verwirklichen, „statt immer nur zu konsumieren“ – ob nun Urban Gardening, Skateranlage, Diskussionsforum, Freilichtbühne, Skulpturenpark oder Liegewiese – ist schon lange gestellt. Und wenn sie sich nicht gerade auf die Debatten der monatlichen Gemeinderats- und die nahezu wöchentlichen Ausschusssitzungen vorbereitet oder ihrem Studium am KIT nachgeht, engagiert sich die Kommunalpolitikerin in feministischen Gruppen wie dem Karlsruher Bündnis „Für das Selbstbestimmungsrecht der Frau“ und setzt sich für Abtreibungslegalisierung ein.

Auch die Muse hat einen festen Platz in Göttels Leben: Als erklärter Klassik-Fan spielt sie leidenschaftlich Harfe, wobei es ihr wichtig ist, „dass neben der romantischen Seite auch die vielfältigen Facetten des Instruments von Pop über experimentelle Musik bis Tango mehr wahrgenommen werden“. Seit Schulzeiten pflegt sie eine private, auch englisch-, französisch- und russischsprachige Titel umfassende Lyrikbibliothek rund um ihre Lieblingsdichterinnen Nelly Sachs und Gertrud Kolmar. Wenn es denn noch mehr Alltagszerstreuung braucht, holt sie Caramello, Hugo und Luna aus dem Gehe hinter der Mika und geht mit den drei Ziegen ihrer Schwester auf Wanderschaft. -pat/fra


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