Espressobar & andere Hidden Champions

Porträt
Espressobar

Also als alte Innenstadtbewohner der Amalienstraße würden wir die von Spöttern gerne als Dorfmitte bezeichnete Bronx und die Karlsruher Champs-Élyséen wie die Erbprinzen- und Südliche Waldstraße natürlich gerne näher auffächern. Geht aber nicht. Porträts? Don’t do it. Zurück in die Ortsmitte, auch Berlin war ja ein Dorf. München gilt sogar noch als eines – und stellt seine letzten Dorfkerne unter Erhaltungssatzung. Die hiesige Dorfmitte erstreckt sich von der Amalien- und Douglas- bis zur Südlichen Waldstraße und der Erbprinzenstraße. Ecke Bürgerstraße ist das Café Segafredo zu finden, It-Café No. One der City, viele KünstlerInnen und Musiker oder Literaten schauen, lümmeln oder lesen hier neben aufgebrezelten Leuten, die die Flanierenden Richtung Ettlinger Tor beobachten.

Innen wird das Szenecafé von Axel Demmer bespielt, Galerist und Kunsthistoriker aus der Herrenstraße. Hochkarätige Ausstellungen, auch mit absoluten Größen der Zunft wie Karl Hubbuch, hat er hier schon in Petersburger Hängung präsentiert; bei Rainer Küchenmeister schaute sogar Markus Lüpertz vorbei. Jedenfalls will Pia vom Segafredo natürlich „nicht ins INKA“, sondern nirgendwo rein. Auch nicht in die Zeitung wollen die Drei von der Tankstelle, die hier seit Ewigkeiten einen super Job machen: Das „Aral Auto-Silo“ in der Amalienstraße ist schon so alt, dass es fast unter Denkmalschutz gestellt gehört.

Früher war hinter der Tanke noch die Großraum-R’n’B-Disco Nachtcafé. Zur Hochphase der Clubkultur hatte man nur kurz mal zum Putzen geschlossen. Echte Bronx? Ausländerfeindlichkeit ist jedenfalls woanders. Im alten „Kurier“ ist nun Konkurrenz eingezogen, eine Art Späti mit Wodka und so und anderen legalen Drogen, die der Verfasser gar nicht kennt. Daneben ist gleich eine der coolsten Bars der Stadt, der Salon Ruppel, benannt nach der ehemaligen Friseurin dort. Paar Meter weiter dann eine der letzten Discos der Stadt, in die man gehen kann: das im originalen späten 60er-Style von Künstlern und Architekten gebaute Topsy Turvy.

Weiter in die Südliche Waldstraße, wo eine Ikone der Karlsruhe Gastronomieszene Ende 2019 ihre Espressobar eröffnet hat: Gabi Hilsmann betrieb schon 25 Jahre das Café Rih, dann das Schlosscafé im Landesmuseum und die Alte Seilerei und hat die schmale, charmige Location mit ein paar wenigen Plätzen im Garten, innen und auf der Straße zu einem echten Szenetreff gemacht! Ihr Partner Helmuth Ostermeier – über sieben Jahre Küchenchef im Aurum und noch länger Küchenchef bei „Das Fest“, der einen Cateringservice betreibt – kocht sehr gut und hat ein wechselndes kleines Angebot an leckerem Essen. Mittwochs ist bis 22 Uhr geöffnet. Kuchen und alle Backwaren sind von Alnatura und Füllhorn, dazu gibt’s Fairtradekaffee. Kein Wunder, dass sogar Welle hier gerne sitzt. Der Ex-Bundestagsabgeordnete und Ex-KSC-Präsident, der seine Autos natürlich stilsicher in der Aral-Tanke waschen lässt, hat es nicht weit von der CDU-Geschäftsstelle. -rw


Kontakt

Espressobar
Waldstr. 50
76133 Karlsruhe

Segafredo
Erbprinzenstr. 27
76133 Karlsruhe

Salon Ruppel
Amalienstr. 49
76133 Karlsruhe
0178/800 10 40
www.salon-ruppel.com

Topsy Turvy
Hirschstr. 30
76133 Karlsruhe
www.topsy-bar.de


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